Es muss geklärt werden, wer wann geimpft wird. Daran gilt es sich dann strikt zu halten.

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Könnte man das Land mit starken Sprüchen vor dem Coronavirus schützen, dann hätte Österreich die Pandemie schon hinter sich. Vergangene Woche forderte zuerst Bundeskanzler Sebastian Kurz die EU-Arzneimittelbehörde auf, sich bei der Zulassung des Astrazeneca-Impfstoffs endlich zu beeilen. Als tags darauf bekannt wurde, dass der Pharmakonzern seine Lieferzusagen wegen Produktionsproblemen gar nicht erfüllen kann, erklärte Gesundheitsminister Rudolf Anschober forsch, er werde sich damit nicht abfinden.

Seither ist wieder ein nüchternerer Ton in Österreichs Impfdebatte eingezogen, und das ist gut so. Schuldzuweisungen helfen derzeit gar nichts. Ja, bei der Vorbereitung der Impfkampagne wurde seit Herbst viel verabsäumt, und die Umsetzung in diesem Jahr schwankt zwischen Improvisation und Chaos. Auch in der EU sind politische und bürokratische Bedenken oft wichtiger als eine möglichst rasche Durchimpfung. Aber die jüngsten Verzögerungen sind vor allem darauf zurückzuführen, dass in einem so komplexen Projekt wie der Entwicklung, Herstellung, Auslieferung und Verabreichung eines völlig neuen Impfstoffs nicht immer alles perfekt laufen kann. Da helfen auch die von EU-Ratspräsident Charles Michel angedrohten Klagen gegen die Hersteller nichts.

Mangelware Impfstoff

Entscheidend ist jetzt, dass Bund und Länder auf die neue Situation richtig reagieren. Der Impfstoff wird noch monatelang Mangelware bleiben. Nicht die Impfskeptiker sind das Problem, sondern die fehlenden Dosen für jene, die möglichst rasch vor Covid-19 geschützt werden wollen.

Das heißt, dass mit dem wertvollen Gut viel sorgfältiger umgegangen wird als bisher. Drängelnde Bürgermeister sorgen zwar für die meiste Empörung. Aber viel ärger ist, wenn in Heimen Impfdosen übrig bleiben und dann wahllos vergeben oder gar entsorgt werden. Das muss aufhören – und lässt sich durch bessere Planung auch weitgehend vermeiden.

Von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner kamen sinnvolle Vorschläge, die den Mangel etwas lindern könnten: mehr Dosen aus jeder Ampulle holen, wofür man allerdings besondere Spritzen benötigt; und etwas mehr Zeit bis zur zweiten Impfung lassen, was nach Meinung der meisten Experten kein großes Risiko darstellt. Auch die Neos haben recht, wenn sie verlangen, die Menschen vor der Impfung zu testen. Die bereits Covid-Infizierten sollten warten.

Impfen nach Jahrgängen

Das Wichtigste aber wäre, noch einmal zu klären, welche Gruppe wann geimpft wird, und sich dann strikt daran zu halten. Abgesehen vom Gesundheitspersonal reicht dafür eine einfache Regel: Da das Risiko, an Covid-19 zu sterben, überwiegend mit dem Alter zunimmt, sollten jedes Bundesland und jede Gemeinde konsequent nach Jahrgängen impfen – und dies möglichst zentral, damit keine Dosis verschwendet wird. Keine Politiker, kein Personal in kritischer Infrastruktur, nicht einmal Menschen mit Vorerkrankungen sollten vorgezogen werden, weil dies nur die Tür für neue Ungereimtheiten öffnet.

Natürlich würde man sich wünschen, dass der Impfplan, alle über 65-Jährigen wie geplant bis Ende März zu impfen, dennoch hält. Aber selbst wenn bis dahin nur die Generation 70 plus erreicht wird, wäre die Gefahr einer Überlastung des Gesundheitssystems bereits gebannt.

Die Zeit des Schluderns ist vorbei. Von nun an muss jeder Stich präzise passen. (Eric Frey, 25.1.2021)