Seit Sonntag laufen Massen-PCR-Tests im Bezirk Schwaz, um mögliche weitere Fälle der südafrikanischen Virusmutante zu finden.

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Innsbruck – Die Tiroler Gesundheitsbehörden suchen fieberhaft nach dem Ursprung und weiteren Fällen der südafrikanischen Coronavirus-Mutante B.1.351. Am Wochenende war nach einem Bericht des STANDARD bekannt geworden, dass mindestens sieben Fälle dieser ansteckenderen Variante des Virus in einem Cluster, der von einem Skigebiet im Bezirk Schwaz ausgeht, entdeckt wurden. Anfang des Jahres wurden dort mehrere Mitarbeiter der Seilbahn Hochfügen positiv getestet. Auch Angehörige von Seilbahnmitarbeitern wurden positiv getestet.

Ungefähr zeitgleich wurden die Verdachtsfälle auf die britische Mutante unter Skischülern in Jochberg bekannt. Daher, so die Auskunft des Landes, habe man damals rund 1000 Stichproben positiver PCR-Tests, vornehmlich aus dem Tiroler Unterland, zur Sequenzierung nach Wien geschickt. "Überraschend und zufällig" sei im Zuge dessen auf den Nachweis gestoßen.

Bezug zu Cluster in Altenheim entdeckt

Mittlerweile sind jedenfalls sieben Fälle der südafrikanischen Mutante in Tirol nachgewiesen. Sie betreffen die Bezirke Schwaz, Innsbruck-Land und Innsbruck. Weitere 21 Verdachtsfälle werden noch von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) ausgewertet. Der Zillertaler Cluster, von dem die Infektionen mit der Mutante offenbar ausgehen, strahlte auch in ein Altenheim in Münster aus. Dort haben sich, acht Tage nach der ersten Teilimpfung, mindestens 16 Bewohner angesteckt. Ob auch die Mutante darunter ist, wird derzeit geprüft.

Seit Sonntag laufen im Bezirk kostenlose Massen-PCR-Tests, bislang wurden 1.254 Tests ausgewertet, davon waren 25 positiv. Dass bei den Seilbahnen Hochfügen seit November insgesamt 16 Mitarbeiter positiv getestet wurden und der Skibetrieb dennoch weiterlaufen konnte, begründet das Land damit, dass bei jedem der Fälle das Contact-Tracing sowie die Absonderung der Kontaktpersonen durchgeführt wurden. Zudem seien den Seilbahnen schon im Vorfeld "strenge Hygiene- und Sicherheitskonzepte" auferlegt worden, die "vorbildlich eingehalten und umgesetzt wurden".

Bezirksspital prüft Covid-Patienten

Im Bezirkskrankenhaus Schwaz wird derzeit geprüft, ob Patienten, die wegen einer Covid-Infektion stationär aufgenommen wurden, die Mutante aufweisen. Sollten Fälle entdeckt werden, geht es darum nachzuforschen, wo diese ihren Ursprung haben und durch welche Patienten sie ins Spital gebracht wurden.

Noch ist unklar, wie die südafrikanische Mutante nach Tirol kam und wer Fall null war. Die Behörden versuchen zu eruieren, wo in Tirol im fraglichen Zeitraum Personen, die aus Südafrika kamen, aufhältig waren. Denn offenbar besuchten trotz Lockdowns zahlreiche ausländische Urlauber das Zillertal zum Skifahren, wie am Wochenende bekannt wurde. Viele dieser Gäste kamen aus dem Raum München, wo sich die britische und die südafrikanische Virusmutation derzeit gemäß Medienberichten "rasant ausbreiten".

Behörde konnte "keine nennenswerten Übertretungen" feststellen

Die Tiroler Behörden geben an, dass im Zillertal seit Öffnung der Skilifte "proaktiv und teilweise mehrmals täglich" die Einhaltung der Corona-Maßnahmen kontrolliert werde. Dabei seien bisher "keine nennenswerten Übertretungen" festgestellt worden.

Am vergangenen Samstag blieb das Skigebiet Hochfügen geschlossen, die gesamte Belegschaft, mit Ausnahme eines Mitarbeiters, der sich noch in Quarantäne befand, wurde erneut getestet – allesamt mit negativem Ergebnis.

Unklare Informationslage

Nach Auskunft des Testlabors, das die Proben der Seilbahnmitarbeiter ausgewertet hat, wurden rund um den 7. Jänner erste Auffälligkeiten entdeckt. Daher wurden die Proben zur Abklärung weitergeleitet. Ab wann klar war, dass es sich um Verdachtsfälle mit der südafrikanischen Virusmutante handelte, ist derzeit noch nicht nachvollziehbar. Die Tiroler Behörden geben an, seit vergangenem Freitag davon zu wissen. Warum sie erst auf Nachfrage des STANDARD am Samstag die Öffentlichkeit informiert haben, ist noch unklar.

Bei den Fällen der britischen Mutante in Jochberg, die ungefähr zeitgleich Anfang Jänner entdeckt wurden, informierte man schon, als es sich nur um den Verdacht handelte. Sogar der Ski-Weltcup-Slalom in Kitzbühel wurde kurzfristig abgesagt. Seitens der Ages blieb bislang unbeantwortet, wann man die Tiroler Behörden erstmals informiert hat.

STANDARD-Leser Florian Pranger hat die Flugbewegungen aufgezeichnet und zur Verfügung gestellt.
Foto: Florian Pranger

Rätsel um Flug aus Südafrika

Eine weitere Frage, die sich im Zusammenhang mit dem Auftauchen der südafrikanischen Virusmutante in Tirol stellt, ist jene nach bislang nicht erklärten Flugbewegungen zwischen Tirol und Südafrika seit Jahresbeginn. Eigentlich gilt seit 30. Dezember in Österreich ein Landeverbot für Passagierflüge, die aus Südafrika kommen. Doch wie der STANDARD-Leser Florian Pranger beobachtet hatte, landete dennoch am 9. Jänner ein Privatflug aus Kapstadt, der den Umweg über Paris nahm, in Innsbruck.

Eine Bombardier der Bedarfsfluglinie Tyrolean Jet Services, einer "Enkeltochter" der Wattener D. Swarovski KG, startete am 7. Jänner von Innsbruck direkt nach Kapstadt. Tags darauf flog sie von dort nach Paris und wiederum einen Tag später zurück nach Innsbruck. Die Fluggesellschaft gibt unter Verweis auf die Privatsphäre keinerlei Auskunft zu den Flügen. Der Umweg über Paris habe allerdings nichts mit dem Landeverbot für Passagierflüge aus Südafrika in Österreich zu tun, betont das Unternehmen. Am Flug von Paris nach Innsbruck hätten sich keine Passagiere befunden.

Am Flughafen Innsbruck heißt es dazu, dass Flüge aus Paris kommend nicht von Beschränkungen betroffen sind. Flüge von Innsbruck nach Kapstadt seien ebenfalls kein Problem – was so auch stimmt. Zu den Flügen aus Großbritannien, die in Innsbruck beobachtet wurden, erklärt der Flughafen, dass es sich dabei um Leerflüge handelte, die keine Passagiere brachten. Selbst die Crews verlassen die Maschinen nicht während ihres Aufenthalts in Innsbruck, so der Flughafensprecher. (ars, 25.1.2021)