An den Supermarktkassen sind seit Montag die FFP2-Masken verpflichtend zu tragen. Die meisten Kunden sind vorbereitet.

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In den Öffis wird die FFP2-Masken-Pflicht am Montag teilweise eingehalten.

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Die U-Bahn in Wien darf ebenfalls nur noch mit den Masken der Schutzklasse zwei betreten werden. Beim STANDARD-Lokalaugenschein hat sich die bessere Maske noch nicht bei allen Passagieren durchgesetzt.

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Im syrischen Lebensmittelgeschäft sitzt der weiße Mund-Nasen-Schutz bei allen Anwesenden fest im Gesicht. Erwerben kann man die FFP2-Masken dort allerdings nicht, man wird an die großen Ketten verwiesen.

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Die Stoffmaske hat ausgedient, die FFP2-Maske ist seit Montag in Österreich die neue Zutrittsvoraussetzung für Geschäfte und öffentliche Verkehrsmittel. Auch auf Märkten, bei Dienstleistern wie Kfz-Werkstätten sowie in Ordinationen und Verwaltungsgebäuden müssen seit Montag Masken der Schutzklasse zwei getragen werden.

In der Wiener Innenstadt wird die FFP2-Masken-Pflicht bereits am ersten Tag überraschend ernst genommen. In der Straßenbahnlinie 2 tragen im frühen Berufsverkehr alle den dichten weißen Mund-Nasen-Schutz. Immer wieder sieht man Menschen, die den Drahtbügel erneut an ihrer Nase festdrücken – nur wenn die FFP2-Masken gut sitzen und sich beim Atmen leicht aufplustern, bieten sie den vollen Schutz. Selbst an den Stationen am Ring warten die Öffi-Fahrer in spe schon mit den neu verordneten Masken verhüllt. "Ist eh Zeit geworden, dass das kommt", sagt eine Frau mit Einkaufstaschen beim Stubentor.

FFP2-Verweigerer

Im siebenten Bezirk hingegen nimmt der junge Verkäufer einer Tabak-Trafik die FFP2-Pflicht auf die leichte Schulter. Er hat eine schwarze Stoffmaske vor dem Mund. "I brauch ka FFP2-Masken, weil i hab des do", sagt er und weist auf die Plexiglasscheibe auf der Budel, die ihn von den Kunden abschirmt. Woher er das hat? "Des steht so in da Verordnung."

Damit hat er unrecht. Laut der Covid-19-Notverordnung sind Arbeitnehmer mit direktem Kundenkontakt verpflichtet, entweder ein höchstens 48 Stunden altes negatives Corona-Testergebnis vorzuweisen oder aber – wenn das, wie etwa im freien Verkauf, wenig praktikabel ist – eine FFP2-Maske zu tragen.

Was der Verkäufer täte, wenn ein Kunde ohne FFP2-Schutz das Geschäft beträte: "Gor nix", sagt er – während aus dem Hinterzimmer eine ältere Frau, die Pächterin, auftaucht: "Wir san ja net die Polizei."

Verantwortungsvoller Schuhmacher

Völlig anders, ja, gegensätzlich antwortet der Schuhmacher ein paar Straßen weiter auf diese Frage: "Kunden ohne FFP2-Maske ersuche ich, mein Geschäft zu verlassen", sagt er. Auch mit absoluten Maskenverweigerern habe er schon zu tun gehabt, vor der FFP2-Pflicht: "Eine Kundin ohne jeden Mundschutz wollte in mein Geschäft hinein, als ich gerade kam. Als ich sie auf die fehlende Maske ansprach, hat sie etwas von einer Ausnahmegenehmigung gemurmelt. Zeigen konnte sie mir diese aber nicht."

Da habe er der Frau das Betreten des Geschäfts verboten: "Sie begann zu schreien, sie werde mich anzeigen. Ich sagte: 'Tun Sie das nur'", erzählt er. Das Coronavirus nehme er sehr ernst: "Mein Schwager, er ist 40 Jahre alt, weder Raucher noch Trinker, lag im Frühjahr mit einer Covid-19-Infektion zehn Tage im künstlichen Tiefschlaf auf der Intensivstation. Dann war er sechs Wochen auf Reha, jetzt geht es ihm schön langsam wieder besser."

Noch bunte Maskenvielfalt in der U-Bahn

Die Sechshauser Straße führt durch Rudolfsheim-Fünfhaus, den 15. Wiener Gemeindebezirk – nirgendwo sonst in Österreich hat die Bevölkerung ein geringeres Durchschnittseinkommen. Die Schlange beim Spar ist am Montagvormittag ungewöhnliche zehn Meter lang, das liegt vor allem an den energischen Aufforderungen der Kassiererin, die die routinemäßig näher zusammenstehenden Kunden auf die "neue Regel, zwei Meter bitte" einschwört. Die FFP2-Pflicht macht hingegen keine Probleme, an der Kasse ist zudem Nachschub erhältlich.

Auch ein paar Häuser weiter, in einem gut sortierten syrischen Lebensmittelgeschäft, sitzt der weiße Mund-Nasen-Schutz bei allen Anwesenden fest im Gesicht. Erwerben kann man die FFP2-Masken dort allerdings nicht, man wird an die großen Ketten verwiesen. In der vielfrequentierten U6, die den Gürtel entlangfährt, hat sich die bessere Maske hingegen noch nicht bei allen Passagieren durchgesetzt: Hier ist von bunten Selfmade-Stoffprodukten bis zu hochgezogenen Schals noch eine problematische Vielfalt zu erkennen.

Masken zum Selbstkostenpreis an der Kassa

Bei einem Spar-Markt im Salzburger Stadtteil Maxglan läuft die Maskenausgabe reibungslos. Eine Mitarbeiterin sitzt beim Eingang und verteilt die einzeln verpackten FFP2-Masken an die Kunden, bevor diese das Geschäft betreten. "Was? Und was mach ich jetzt mit der?", fragt ein jugendlicher Kunde und zeigt verständnislos auf die Stoffmaske in seiner Hand. "Wegschmeißen?" Die Mitarbeiterin antwortet gelassen, dass die neuen Masken jetzt Pflicht seien. Viele andere Kunden sind besser vorbereitet und kommen bereits mit der angelegten FFP2-Maske in den Supermarkt.

Der Run auf die FFP2-Masken habe bereits letzte Woche begonnen, erzählt eine Kassiererin. "Einzelne Kunden haben mich angeschrien, weil wir noch keine Masken zum Verkaufen hatten. Aber was kann ich dafür, wenn wir keine Lieferung bekommen haben?", sagte die Frau am Freitag. Am Montag ist auch diese Filiale mit FFP2-Masken zum Selbstkostenpreis an beiden Kassen gut bestückt. Fast bei jedem Zweiten landet zusätzlich eine Fünferpackung auf dem Kassenband.

Gratismasken auch bei Maskenträgern gefragt

In Oberösterreich gibt es beim Tragen der FFP2-Masken offensichtlich kein Stadt-Land-Gefälle. Ob auf dem Ennser Stadtplatz oder in der Linzer Innenstadt – das "Must-have" an diesem sonnig-kalten Wintermorgen ist die FFP2-Maske. Kaum jemand betritt etwa Lebensmittelgeschäfte ohne den vorgeschriebenen Mundschutz. Die Dame an der Kassa muss dennoch auffallend oft zur Ausgabezange greifen: "Die Kunden kommen mit einer FFP2-Maske, fragen aber dennoch, ob sie noch eine gratis haben können."

Beim Postamt am Linzer Hauptbahnhof trägt man zwar ebenso den korrekten Mundschutz, einzig die Hinweiszettel wurden offensichtlich noch nicht getauscht. So wird beim Eingang weiter auf einen Mindestabstand von nur einem Meter hingewiesen. Wobei: Die vorgeschriebenen zwei Meter wären wohl angesichts der massig anwesenden "Brieffreunde" auch schwer einzuhalten. (Theo Anders, Irene Brickner, Katharina Mittelstaedt, Markus Rohrhofer, Stefanie Ruep, 25.1.2021)