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Bei Waymo setzt man auf volle Autonomie bei der Steuerung – und ist vom Ansatz von Tesla wenig begeistert.

Foto: CAITLIN O'HARA / REUTERS

Bei einem scheinen sich die meisten Experten einig: Selbstfahrende Autos werden in Zukunft bei der Mobilität eine wichtige Rolle spielen. Entsprechend ausgeprägt ist das Interesse großer Konzerne an dieser Thematik. Die Google-Mutter Alphabet betreibt mit Waymo seit Jahren einschlägige Forschung, und auch von Apple ist immer wieder über Arbeiten an einem eigenen Auto zu hören. Aus der Richtung der Fahrzeughersteller sorgt vor allem Tesla öfters mit seinem "selbstfahrenden" System für Aufsehen – wenn auch nicht immer mit positiven.

Kritik

Die großspurigen Versprechungen von Tesla-Chef Elon Musk sorgen längst nicht bei allen für Begeisterung. So betont Waymo-Boss John Krafcik nun in einem Interview mit dem deutschen "Manager Magazin", dass er den Ansatz von Tesla für eine Sackgasse hält – und das Unternehmen nicht als einen Rivalen sieht. Der Autohersteller erzeuge ein gutes Fahrassistenzsystem – mehr aber schon nicht. Waymo hingegen arbeite an komplett autonom gesteuerten Fahrzeugen, das sei eine vollständig andere Aufgabe – und ungleich schwerer zu bewältigen.

Von Teslas Versprechen, das eigene Assistenzsystem nach und nach in ein autonomes System weiterzuentwickeln hält Krafcik ebenfalls wenig: "So funktioniert das nicht", betont der Waymo-Chef. Alleine die Sensoren, die es für solch ein System brauche, seien um ein vielfaches präziser als alles, was derzeit irgendein Autohersteller verbaut.

Leichtsinn?

Generell kommen die Versprechen von Tesla in der Branche nicht gut an, da viele befürchten, dass damit der Ruf entsprechender Technologien beschädigt werde. Während Firmen wie Waymo seit Jahren ausführliche Testfahrten unter strikten Auflagen vornehmen, testet Tesla seine "selbstfahrenden" Systeme einfach auf offener Straße und vertraut darauf, dass die Kunden nicht leichtsinnig agieren. Das geht so weit, dass zuletzt Waymo-Chef Kracik bereits betont hat, dass man den Begriff "selbstfahrend" nicht mehr benutzen wolle, da damit die Menschen mittlerweile etwas anderes verbinden.

Vorgeschichte

Zumindest weiß Krafcik, wovon er spricht: Waymo war in der Entwicklung der eigenen Fahrsysteme bereits vor einigen Jahren an dem aktuellen Stand von Tesla angekommen, also einem sehr guten Assistenzsystem. In den eigenen Tests habe sich dann aber gezeigt, dass sich die Fahrer zu sehr darauf verlassen haben, was immer wieder zu gefährlichen Situationen geführt habe. Also ist man zu dem Schluss gekommen, dass nur ein System, das komplett ohne Interaktion der Insassen auskommt, verantwortungsvoll ist, und hat sich auf dieses Ziel konzentriert.

Gegenrede

Bei Tesla sieht man das natürlich anders: Musk spricht im Zusammenhang mit Waymo von einer "hochspezialisierten Lösung", die schlicht zu aufwendig sei und die der Hersteller auch nicht skalieren könne. Gleichzeitig hat der Tesla-Chef erst vor wenigen Monaten getweetet, dass man bis Ende 2021 volle Autonomie mit der eigenen Software erreichen werde. Ähnliches war von Musk über die Jahre allerdings immer wieder zu hören. (apo, 25.1.2021)