Im "Triumph des Todes" (1562) von Pieter Bruegel dem Älteren spiegelt sich die mittelalterliche Angst vor Lepra, Pest und Cholera wieder.
Foto: Museo del Prado

Mit der Lepra verbinden viele Menschen das Bild einer schrecklich entstellenden Krankheit des Mittelalters. Tatsächlich geht der Aussatz schon seit der Bronzezeit um. Mit dem Ende des Mittelalters verschwand die Lepra aber aus der Schar europäischer Volkskrankheiten. Dies dürfte den damaligen Seuchenmaßnahmen zu verdanken sein, mit einem Umweg über die Evolution: Erbgutanalysen lieferten 2018 Hinweise darauf, dass die Weitergabe einer bestimmten Genvariante, die anfällig für Lepra machte, durch Isolierung der Erkrankten und Toten in der frühen Neuzeit zum Erliegen kam.

Genvariante macht krank

Rund fünf Prozent der Weltbevölkerung verfügen noch heute über diese Erbgutvariante, weshalb die Lepra – im Unterschied zu den Pocken etwa – nicht ausgerottet ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldete für das Jahr 2019 mehr als 200.000 Neuinfektionen weltweit. Die Infektion wird wahrscheinlich per Tröpfchen weitergegeben und verursacht Zerstörungen an Haut und Nervensystem; sie kann aber geheilt werden. Wer überlebt, muss häufig mit teils schwersten Behinderungen leben – und mit Stigmatisierung.

Bisher war man davon ausgegangen, dass der Mensch das Hauptreservoir für den Lepra-Erreger ist.
Foto: Elena Bersacola / DAHW

Während gegen Pocken bereits seit dem 18. Jahrhundert Impfungen existieren, gibt es fast 150 Jahre nach der Entdeckung des Erregers Mycobacterium leprae noch immer keinen frei verfügbaren Impfstoff. 2020 sollten in Brasilien, wo die Krankheit sehr verbreitet ist, wichtige klinische Tests starten – doch dann kam eine andere Seuche dazwischen. Mit einer Vakzine wird nun ab 2025 gerechnet.

Lepra unter nahen Verwandten

Eine aktuelle Entdeckung lässt befürchten, dass sich unsere nächsten Verwandten zu einem Reservoir an Leprabakterien entwickeln könnten: In Afrika haben Wissenschafter bei wild lebenden Schimpansen den Erreger nachgewiesen. Wie sich die Tiere im Dschungel infizierten, sei noch unklar, teilte die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) in Würzburg mit. Dass die Affen in Guinea-Bissau und der Elfenbeinküste Kontakt zu Menschen hatten, sei sehr unwahrscheinlich.

Ein bei Menschen seltener Lepra-Stamm plagt die Schimpansen in Westafrika.

Bisher sind Forscher davon ausgegangen, dass der Mensch das Hauptreservoir für den Lepra-Erreger ist und dass sich Tiere durch Kontakt zum Menschen infiziert haben, sagte DAHW-Sprecherin Jenifer Gabel. "Doch der Genotyp des Bakterienstamms, den wir in Stuhl-und Gewebeproben der betroffenen Affen in West-Afrika finden konnten, tritt beim Menschen äußerst selten auf", erklärte Wildtierexperte Fabian Leendertz vom Robert Koch-Institut. "Es müsste daher andere Quellen in der Tier- und Umwelt geben."

Lepra-Experte August Stich, Chefarzt der Klinik für Tropenmedizin am Klinikum Würzburg Mitte, sagte: "Für die Bekämpfung der Lepra heißt das, wir dürfen uns nicht nur auf den Menschen fokussieren, sondern müssen das Tierreich mit einbeziehen." (red, APA, 25.1.2021)