Das Bezahlen mit Bargeld hat zumindest im Pandemie-Jahr 2020 an Attraktivität verloren.

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Der Zahlungsverkehr in Österreich erlebt durch die weltweite Pandemie einen Wandel. Immer mehr Menschen erledigen ihre Zahlungen in den Geschäften, sofern diese geöffnet sind, mit der Karte oder mit einem Zahlungssystem via Google- oder Apple Pay. Hier versucht jetzt das Payment Festival anzusetzen und eine österreichische Lösung zu finden. Dabei soll eine Aufholjagd gestartet werden, heißt es von den Initiatoren.

Bargeld verliert an Bedeutung

In einem Pressegespräch im Vorfeld des Payment Festivals 2021 kamen diverse Experten zusammen, um die Zukunft des bargeldlosen Bezahlens zu skizzieren. Denn ein Wandel scheint zumindest für den Moment eingetreten zu sein. Stefan Augustin, Direktor der Hauptabteilung Beteiligungen, Zahlungsverkehr und Interne Dienste bei der Österreichischen Nationalbank (OeNB), erklärt, dass in Österreich im Jahr 2020 rund fünf Milliarden Euro an Konsumenten-Transaktionen umgesetzt worden sind. Davon fielen drei Milliarden Euro in bar, eine Milliarde Euro über Kartenzahlung und eine Milliarde Euro über Konto-zu-Konto-Überweisung aus.

Die aktuellen Zahlen der Payment Services Austria (PSA) weisen eine Steigerung der Transaktionen über österreichische Bankomatkarten von 900 Millionen (46,7 Milliarden Euro) im Jahr 2019 auf 985 Millionen (46,5 Milliarden Euro) im Jahr 2020 aus. Das ist ein Plus von knapp 10 Prozent und entspricht durchschnittlich 2,7 Millionen Transaktionen pro Tag.

Das heißt, dass sich das ehemalige Bargeldzahlungsland Österreich zumindest im Moment verändert und mittlerweile als "Hybridland" bezeichnet werden kann. Die Abkehr von bargeldlosen Zahlungen brachte vor allem die NFC-Technologie, die das einfache digitale Bezahlen einer Bargeldzahlung fast gleichstellte.

Niederlande und Schweden als Vorbild

Doch wollen die Gründer des Payment Festivals keinesfalls den Markt nur internationalen agierenden Unternehmen den Markt überlassen. Deswegen wird auch versucht, eine nationale Bezahlapp zu etablieren. Dabei dienen dem Festival die Niederlande und Schweden als Vorbilder. In beiden Ländern haben sich die nationalen die Apps Ideal beziehungsweise Swish bereits fest in den Bezahlalltag integriert.

Ein Produkt zum Besetzen der Leerstelle will Christian Pirkner mit seiner App Bluecode liefern. Die App versucht in Zusammenarbeit mit Banken und Handelsketten eine österreichische Lösung anzubieten, mit welcher die Transaktionsgebühren in den einstelligen Cent Bereich rutschen sollen. Im Moment ist die Applikation für Österreich und Deutschland verfügbar.

Google bereits im Bankengeschäft

Außerdem sollen so die heimischen Banken gestärkt werden. Pirkner zeichnet an dieser Stelle eine dystopische Zukunft. Denn wenn es einem Bewerber auf dem Markt gelungen sei, einmal die Benutzer zu überzeugen, ihren Dienst zu verwenden, und wenn dieser Anbieter in weiterer Folge seine Marktdominanz ausbauen könne, dann könnte es schnell dazu kommen, dass einzelne Anbieter den Markt beherrschen.

Als Beispiel nennt er Google Plex aus den USA, mit dem der Alphabet-Konzern bereits in den Bankenmarkt eingestiegen ist, aber auch Apple soll intensive Überlegungen bereits für einen Einstieg geplant haben. Deswegen brauche es eine europäische Lösung, sagt Pirkner.

Nationale Bezahldienste vereinigt euch

Bluecode versucht, die bereits bestehenden nationalen Dienste unter einem Dach zu vereinigen, und nennt dabei ein bereits bestehendes System als Vorbild. Ähnlich wie bei der Mobiltelefonie soll es zukünftig möglich sein, mit nationalen Bezahlapps auch im Rest von Europa bezahlen zu können. Dabei soll eine kleine Roaminggebühr anfallen, um dies zu ermöglichen. Ein genaues Datum, wann in diversen Ländern die Bezahlung möglich sein wird, kann im Moment nicht genannt werden, da die Dienste und Banken noch "ihre Regelwerke angleichen müssen", sagt Pirkner.

Das Payment Festival findet am 26. Jänner in einer Onlineausgabe statt. Ziel ist, durch einen intensiven Austausch den europäischen Wirtschaftsstandort zu stärken und die Abhängigkeit von den USA und Asien zu verringern. (fpz, 25.1.2021)