Beim Thema Bargeld gehen die Wogen hoch – insbesondere in Ländern wie Österreich und Deutschland, wo viele Bürger ein emotionales Naheverhältnis zu den anonymen Münzen und Scheinen aufgebaut haben. Anders als in anderen EU-Ländern kann man in unbegrenzter Höhe in bar bezahlen, während in Frankreich die ansässige Bevölkerung nur bis 1.000 Euro auf Bares zurückgreifen darf. Die strengste Regelung gibt es in Griechenland, Beträge über 500 Euro müssen per Überweisung oder Karte beglichen werden. Diesen Flickerlteppich will die EU-Kommission nun etwas aufdröseln, ihr schwebt eine absolute Obergrenze für Barzahlungen vor.

Im Frühjahr 2019 stellten die Oesterreichische Nationalbank und die Deutsche Bundesbank die Ausgabe von 500-Euro-Scheinen ein. Gültig bleiben die Banknoten allerdings weiterhin.
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Scharfe Töne waren vergangenen Freitag in einer Videokonferenz der Expertengruppe zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung zu vernehmen. In einem dreiseitigen Arbeitspapier bezeichnete die Behörde Bargeld trotz generell abnehmender Nutzung als "Instrument der Wahl für Kriminelle", berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Um diesen den Umgang mit Bargeld zu erschweren, würde die Gruppe bevorzugt eine EU-weite Obergrenze für Barzahlungen von maximal 10.000 Euro einführen wobei einzelne Mitgliedsstaaten auch geringere Limits einziehen können.

Eine inhaltliche Vorlage für die EU-Kommission, die im März ein Bündel an Maßnahmen gegen Geldwäsche vorstellen will. Bereits vergangenen Mai betonte die Kommission in einem Aktionsplan zu dem Thema, dass eine Obergrenze für Barzahlungen sinnvoll sein könnte. Ein nächster Schritt, nachdem Unternehmen bereits bei Zahlungen von 10.000 Euro und mehr die Identität des Kunden prüfen müssen – auch in Österreich und Deutschland. Aus ähnlichen Überlegungen wurde die Ausgabe neuer 500-Euro-Scheine bereits vor Jahren gestoppt.

Weniger Bartransaktionen

Generell ist die Nachfrage nach Bargeld in Österreich seit Einführung der Euro-Banknoten gestiegen, sodass sich die umlaufende Menge pro Kopf von 2002 bis 2018 auf etwa 3.500 Euro verdreifacht hatte. Erst zuletzt bekam die Bargeldnutzung auch hierzulande einen Dämpfer: Im Corona-Jahr 2020 ist die Zahl der Transaktionen mit Bankomatkarten um mehr als ein Fünftel auf etwa 1,1 Milliarden gestiegen, während sich die Anzahl der Behebungen an Geldausgabegeräten um mehr als ein Viertel auf 100 Millionen Transaktionen verringerte.

Allerdings bleibt die völlig anonyme Barzahlung das am öftesten genutzte Instrument, in etwa drei von fünf Konsumenten-Transaktionen wurde mit Münzen und Scheinen bezahlt. Man bewege sich mehr und mehr in Richtung einer Hybrid-Zahlungslandschaft, sagt Stefan Augustin, Direktor der Oesterreichischen Nationalbank. Wobei die Europäische Zentralbank (EZB) mit dem sogenannten E-Euro, eine von Bitcoin abgekupferte Bargeldalternative, bald eine zusätzliche Zahlungsform ins Spiel bringen will.

Gewisse Anonymität

Eine wesentliche Frage bei der Ausgestaltung des E-Euros wirft das Thema Anonymität auf, da nicht wenige Bürger völlige finanzielle Transparenz gegenüber der Notenbank fürchten. Ohne eine gewisse Anonymität wird der digitale Euro also kaum Akzeptanz finden, zumal sich die EZB dadurch auch selbst schützen kann. Nämlich davor, dass Finanzdaten von Bürgern etwa durch einen Hackerangriff in falsche Hände geraten oder veröffentlicht werden – ein Super-GAU für die Frankfurter Währungshüter. (Alexander Hahn, 25.1.2021)