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Im Warenlager sollen rund 250 Jobs entstehen.

Foto: BRENDAN MCDERMID / REUTERS

Der Online-Riese Amazon will im Süden von Graz beim Liebenauer Gürtel ein Verteilzentrum mit Platz für rund 250 Mitarbeiter und knapp 1.000 Fahrer bauen. Detailliertere Pläne sind am Wochenende bekannt geworden. Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) rechnet ob der Projektgröße mit einem Umweltverträglichkeitsverfahren. Ob so eines durchgeführt werden muss, wird derzeit geprüft. Die Grazer Verkehrsstadträtin Elke Kahr (KPÖ) sowie SPÖ-Klubchef Michael Ehmann sind gegen den Bau.

250 Jobs im Warenlager

Auf den Äckern nahe dem Liebenauer Gürtel und dem Esserweg, die übrigens laut Stadt Graz seit rund 40 Jahren als Bauland gewidmet sind, aber bis jetzt landwirtschaftlich genutzt wurden, sollen zwei große Hallen mit bis zu 14 Meter Höhe entstehen. Bei einer handelt es sich um das Warenlager, das 150 Meter lang und 70 Meter breit sein soll. Daneben soll eine viergeschoßige Parkgarage mit 960 Stellplätzen entstehen. Hinzu sollen auch noch 280 Stellplätze im Freien kommen. Die 250 Jobs sollen im Warenlager zu vergeben sein.

Von dem Verteilzentrum aus sollen dann Waren, die per Lkw in der Nacht angeliefert werden, tagsüber mit Lieferwagen verteilt werden. Vorgesehen ist die Verteilung offenbar von Bruck bis Wildon und von Lannach bis Oberwart. Bei den Lieferfahrzeugen soll es sich um E-Autos handeln.

Umweltverträglichkeitsprüfung ausstehend

Nagl sagte am Montag auf Nachfrage: "Die Grazer und Steirer haben mit ihrem Kaufverhalten abgestimmt. Amazon würde kein Logistiklager für den Großraum Graz planen, wenn nicht soviel bei Amazon gekauft werden würde. Jedes Unternehmen hat das Recht auf ein ordnungsgemäß abgeführtes Verfahren. Mich würde es wundern, wenn das Land Steiermark keine Umweltverträglichkeitsprüfung für ein Projekt in dieser Größe durchführen würde. Ein UVP-Verfahren schreibt hoffentlich möglichst umweltschonende E-Fahrzeuge, wie sie die Post bereits im Einsatz hat, vor." Er wolle die zuständige Verkehrsstadträtin beim Wort nehmen, denn es liege nun an ihr, "dass die verkehrliche Belastung so gering wie möglich für alle Anrainer ausfällt".

KPÖ und SPÖ dagegen

Kahr meinte indessen gegenüber der "Krone": "Nicht auszudenken, was das für Anrainer, Verkehr und Umwelt bedeutet, wenn täglich bis zu 960 Lkw unterwegs sind – und das rund um die Uhr." Weiters seien in der Nähe des Bauplatzes mehrere Siedlungen. "Ich würde das verbieten, aber es gibt keinen Hebel, wo du jetzt einfach so sagen kannst, ja, der kann das eh wollen, aber das geht nicht", sagte Kahr dem ORF. Die steirische Umweltanwältin, Ute Pöllinger, sieht sich die Sachlage ebenfalls schon mit Interesse an. Derzeit befindet sich das Projekt im Stadium des UVP-Feststellungsverfahrens – sprich, es wird nun festgestellt, ob ein UVP-Verfahren nötig ist.

Der Grazer SPÖ-Chef und Klubobmann Ehmann meinte am Montag in einer Aussendung: "Aus unserer Sicht spricht nichts dafür, dass dieses Projekt seitens der Stadt forciert werden sollte, ganz im Gegenteil." Es gelte vielmehr, dafür Sorge zu tragen, dass durch ein solches Projekt nicht Anrainer wie auch die heimische Wirtschaft unter die Räder des Online-Giganten kommen. (APA, 25.01.2021)