Um in die Welt des Tigerhandels einzutauchen, begibt sich Mariana van Zeller für ihre Reportage zum Zoobetreiber "Doc Antle". Er steht unter Verdacht der Tierquälerei und des illegalen Wildtierhandels.

National Geographic

Während sich allein in den USA bis zu 10.000 Tiger in Privatbesitz befinden, leben nur mehr knapp 4000 Exemplare in freier Wildbahn, schätzt die Natur- und Umweltorganisation WWF. Einer, der diese Perversion auf die Spitze treibt, heißt Mahamayavi Bhagavan Antle und ist auch als "Doc Antle" bekannt. Der US-amerikanische Tiertrainer und Zoobesitzer war einer der Protagonisten der bizarren Netflix-Serie Tiger King und Vorbild für Hauptdarsteller und Privatzoobesitzer Joe Exotic, der 2019 zu 22 Jahren Gefängnis wegen Erteilung eines Mordauftrages verurteilt wurde.

Weiße Tiger und Liger

Antle betreibt in South Carolina den Myrtle-Beach-Safari-Privatzoo, wo er seit Anfang der 90er-Jahre hunderte Großkatzen züchtet. Darunter sind Weiße Tiger oder Liger, eine Kreuzung eines männlichen Löwen und eines weiblichen Tigers.

Was Antle als Artenschutzprojekt bewirbt, ist für Tierschützer nichts anderes als Tierquälerei und Profitgier. Besucher können auf seinem Anwesen mit exotischen Tieren posieren und Safaritouren buchen. Am beliebtesten sind Fotos mit Tigerbabys. Nicht nur bei Antle, sondern in allen US-Privatzoos. Nach rund vier Monaten ist allerdings meist Schluss mit lustig und süß, denn dann werden die Kuscheltiere zu gefährlichen Raubkatzen und müssen weggesperrt werden.

Antle wurde erst im Herbst 2020 von der Staatsanwaltschaft in Virginia wegen schwerer Tierquälerei und illegalem Wildtierhandels angeklagt.

Tiger, Drogen, Prostitution

Der illegale Wildtierhandel macht auch den Auftakt der achtteiligen Dokuserie der portugiesischen Journalistin Mariana van Zeller. Der Pay-TV-Sender National Geographic zeigt Schwarzmärkte hautnah mit Mariana van Zeller ab 28. Jänner immer donnerstags um 21 Uhr. Die weiteren Themen der preisgekrönten Journalistin sind etwa Falschgeld, Waffen, Steroide, Kokain oder illegale Prostitution. Van Zeller taucht teilweise undercover in die Milliardengeschäfte ein, um den Machenschaften auf den Grund zu gehen.

Für den ersten Teil Tigerhandel hat van Zeller auch "Doc Antle" besucht. Der Zoobesitzer bestreitet vehement, dass hinter seinem Privatzoo Profitinteressen stehen, er mache das vielmehr aus Gründen des Artenschutzes. Ob das Gerichte auch so sehen, steht nach der Anklage gegen ihn noch nicht fest. Er soll etwa illegal Löwenbabys geschmuggelt haben. Ein Urteil ist noch ausständig. Antle domestiziere Raubtiere wie Hunde, kritisiert eine Ex-Mitarbeiterin.

National Geographic UK

Sein Urteil über Tierhaltung hat der inhaftierte Ex-Raubtierhalter Joe Exotic geändert, sagt er zumindest in einem Telefonat mit van Zeller. Hätte er bereits vor vielen Jahren gewusst, wie es sich anfühle, eingesperrt zu sein, hätte er das niemals irgendwelchen Tieren angetan, behauptet Exotic heute. Er sitzt hinter Gittern, weil er seine Rivalin, die Tierrechtlerin Carole Baskin, aus dem Weg räumen lassen wollte sowie wegen verschiedener Verstöße gegen Tierschutzgesetze.

Das Geschäft mit Raubkatzen ist jedenfalls lukrativ. Der Preis für einen toten Tiger liegt laut der Dokumentation zwischen 30.000 und 50.000 Dollar. Dementsprechend floriert der Schwarzmarkt. Weltweit werden jährlich rund 20 Milliarden Dollar durch illegalen Handel mit Wildtieren erwirtschaftet. Da die Tigerzucht sehr teuer und aufwendig ist, wird oft gewildert.

Alles wird verwertet

Von den Schnurrbarthaaren über die Rippen bis hin zu den Füßen: Vom Tiger wird alles verkauft. In der traditionellen chinesischen Medizin gelten nahezu alle Körperteile des Tieres als wirksame Heil- und Stärkungsmittel. Sie sollen gegen Asthma helfen, die Potenz steigern oder wie im Falle des "Tigerweins" Arthritis bekämpfen. Das ist eine Brühe aus in Spirituosen eingelegten Tigerknochen. "Das riecht nach Essig", urteilt van Zeller – und stinkt. Wie vieles in dem Geschäft. (Oliver Mark, 26.1.2021)