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Pro
von Doris Priesching

Küchengespräch: "Ich soll ein Pro über Social-Media-Verbot im Bett schreiben." – "Super! Der beste Beweis, dass Medien lügen." Abgesehen von der unzulässigen Verallgemeinerung stimmt es: Ich bin an dieser Position nicht sehr glaubwürdig. Mein erster Griff am Morgen ist der zum Smartphone.

Die Tuchent ist noch warm, während ich schon im sozialen Haifischbecken herumflitze. Alle sind schon da: die Rechthaberer, die Gscheitmeier, die Gaudimaxe, die Wutbürger, die Sarkasten, die Verschwörer – in allen Alterskategorien und allen Geschlechtern. Soziale Medien machen da keinen Unterschied. Der Drang, sich mitzuteilen, ist groß. Das ist verständlich. Es ist aber vor allem immer dasselbe.

Ja, ich bin für ein Social-Media-Verbot im Bett, wo Schlaf und Ruhe, Umarmung und freundliche Worte die Atmosphäre bilden sollten. Und erkläre hiermit hoch und heilig, in Zukunft davon Abstand zu nehmen. Zu pathetisch? Vielleicht. Aber nicht gelogen.

Kontra
von Martin Schauhuber

Social Media gibt’s nur via Handy, Tablet, Laptop. Schlafgesundheit und Psychohygiene sagen, dass so etwas im Bett eine ganz blöde Idee ist. Aber verbieten? Nein. Übertriebenes Insta-Scrollen ist ein taugliches Frühwarnsystem für partnerschaftliche Langeweile. Wenn die Eislauffotos der flüchtigen Bekannten spannender sind als alles, was man sich vom Bettgenossen erhofft, dann ist Facebook womöglich nicht die drängendste Baustelle.

Man mag das als frischverliebte Naivität abtun, aber sollten sich diese nicht auch und gerade die abgebrühtesten Routinepaare als Richtschnur nehmen? Also auf zum Wettstreit: Bettenknarren statt Handystarren!

Sicher, Social Media ist ein abgekartetes, an tiefstliegende Jäger- und Sammlerinstinkte angepasstes Aufmerksamkeitsspiel. Aber der Drang zum nackten Konkurrenzprogramm ist den meisten Menschen und sonstigen Lebewesen auch eher angeboren. Ein unfaires Duell ist das nicht. (RONDO, 11.3.2021)