Dem Stift Kremsmünster kamen Teile seiner Kunst- und Objektesammlung abhanden. Im Verdacht steht der ehemalige Kustos der Sammlung.

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Dienstagfrüh war es mit der für den Orden der Benediktiner charakteristischen Kontemplation wohl vorbei: "Großer Kunst-Diebstahl in Stift Kremsmünster" titelte die Kronen Zeitung über einem Bericht über rund 50 Gemälde und Objekte im Gesamtwert von 300.000 Euro, die aus dem Stift verschwunden seien. Als "Hauptverdächtiger" gilt der ehemalige Kustos der Sammlung.

Nach STANDARD-Informationen war dieser im November 2018 von seiner Aufgabe entbunden worden. Bei der Überprüfung des Inventars durch den neuen Kustos stellte sich schließlich heraus, dass 47 Bilder, drei Schusswaffen und eine Handvoll kleinerer Antiquitäten fehlten.

Eine Anzeige samt begleitender Sachverhaltsdarstellung folgte. Laut Abt Ambros Ebhart habe der Bruder daraufhin zugegeben, die Gegenstände an diverse Händler verkauft zu haben, um die Restaurierung anderer Werke zu finanzieren.

Funde bei Linzer Kunsthändlern

Im Zuge der Ermittlungen des Landeskriminalamts (LKA) Oberösterreich wurde bei Kunsthändlern in Linz etwa die Hälfte der verschwundenen Gegenstände gefunden: darunter ein Gemälde von Johann Kremser-Schmidt, das 2018 als Leihgabe bei einer Ausstellung im Diözesanmuseum in St. Pölten zu sehen war. DER STANDARD kontaktierte den betroffenen Kunsthändler, der angeblich einige Gemälde nur zur Restaurierung übernommen hatte – er wollte sich dazu nicht äußern.

Das Bundeskriminalamt sucht dieses nach dem Motiv als "Watzmann" bezeichnete Gemälde aus dem Bestand von Stift Kremsmünster. Es dürfte sich, nach einem Verkauf des ehemaligen Sammlungsleiters, zwischenzeitlich in Privatbesitz befinden.
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Ein anderer erzählt, er sei vor etwa sieben Jahren in seinem Geschäft vom ehemaligen Kustos besucht worden, da dieser eine "Bereinigung" der Sammlung und den Verkauf weniger bedeutender Objekte zu verkaufen plane. Einen Besuch im Stift später wurde man handelseinig und erwarb einige Gegenstände und Bilder. Das meiste davon blieb, trotz Restaurierung, unverkauft und wurde im Juni dem LKA übergeben.

Die Fahndung läuft

Teils dürften die Verkäufe, auch auf Flohmärkten, etwa 20 Jahre zurückreichen, sagt Altman Pötsch, der neue Kustos, über den Tatzeitraum. Ein vollständiges Inventar der Sammlung des Stiftes gebe es nicht. Von einem 2006 von der Universität für angewandte Kunst erstellten Teilinventar seien zwar 720 Fotos, nicht aber die zugehörigen Detailangaben und Beschreibungen erhalten. Weder dieses Inventar noch Dokumente zu Ausstellungsleihgaben seien auffindbar. Das macht die Rekonstruktion schwierig und die Suche nach den weiterhin verschwundenen Objekten nicht einfacher.

Deren 20 wurden Dienstagfrüh auf der Website des Bundeskriminalamts zur Fahndung ausgeschrieben, teils ohne Maße oder Künstlernamen und nur mit Motivangaben. Wertvolle Gegenstände befinden sich nicht darunter. Die Ermittlungen laufen noch.

Besonders glücklich ist die Staatsanwaltschaft über die aktuelle Berichterstattung nicht, da nächste Woche noch Einvernahmen anberaumt sind. Noch sei nicht einmal klar, um welches Delikt es gehen wird, erklärt StA-Sprecher Andreas Pechatschek. Einzig der vom LKA behauptete "schwere Diebstahl" ist vom Tisch. (Olga Kronsteiner, 26.1.2021)