Die neue Audio-App aus den USA erobert auch den deutschsprachigen Raum und lässt die Grenze zwischen Sender und Empfänger verschwimmen. Bei Clubhouse kann jeder und jede in die Diskussion einsteigen und zum Co-Moderator oder zur Expertin werden.

Der aktuelle Hype bietet den Usern die Möglichkeit, an Expertenrunden teilzunehmen und sich selbst samt ihrem Wissen zu präsentieren. Besonders wichtig ist es deshalb, die Zuhörenden mit einer gelungenen Moderation und spannenden Unterhaltungen im virtuellen Raum zu halten. Tatjana Lackner, Gründerin der Schule des Sprechens, gibt Tipps, wie das gelingt.

1. Die eigene Sprache

Fremde Formulierungen klingen selten authentisch. Deswegen ist es sinnvoll, sich ein Brainscript anzufertigen und Stichworte in der eigenen Erzählsprache zu machen. Vor allem bei den kurzen Vorstellungsrunden muss die Einführung sitzen. Auch in der reinen Audio-App gibt es keine zweite Chance für den ersten Eindruck.

2. Mut zur Vereinfachung

Oft passiert der Fehler, dass Moderationen zu detailverliebt, verschachtelt und zu wenig knackig sind. Dem Publikum fällt es dann schwer, aktiv zuzuhören, und es verlässt im schlechtesten Fall vorzeitig die Diskussion. Wird das Wichtige an den Satzanfang gestellt, weckt man die Aufmerksamkeit der Zuhörenden und entgeht der Gefahr, sie zu verlieren.

3. Lesen, sprechen, hören

Eine gute Übung ist kleine Anmoderationen von Inhalten zu proben. Dafür kann zum Beispiel die Zusammenfassung eines Artikels in nur sieben Sätzen trainiert werden. Das Gehirn lernt schnell, inhaltlich zu vergrößern und geistig zu positionieren. Pointierte Zusammenfassungen vermitteln Kompetenz und stärken die Experten- oder Expertinnenrolle in der Diskussion.

Gerade bei Clubhouse kommt es darauf an, auch während des Lockdown-Spaziergangs schnell in eine Diskussion einzusteigen und die richtigen Worte zu finden.
Foto: imago images/Arnulf Hettrich

4. Kurze Anfangsmoderation

Die Begrüßung, das Intro, und die Verabschiedung, das Outro, sind das A und O und müssen in sämtlichen Situationen sitzen. Ob im Gehen, Stehen oder beim "Talk unterwegs". Gerade bei Clubhouse kommt es darauf an, auch während des Lockdown-Spaziergangs schnell in eine Diskussion einsteigen zu können und die richtigen Worte zu finden.

5. Zahlen, Daten und Fakten in Bilder umwandeln

Wer durch Statistiken oder harte Fakten moderiert, sollte sich vorher alle Inhalte genau angesehen haben. Clubhouse bietet keine visuelle Unterstützung durch Charts oder Multimedia-Content. Sperrige Inhalte müssen deshalb sprachlich prägnant und bildhaft rübergebracht werden. Eine vorbereitete Statistik wird besser in anregende Storytelling-Elemente umgewandelt und damit leichter verständlich. Es empfiehlt sich außerdem, mehr zu wissen, als gesagt wird, um auf mögliche Rückfragen vorbereitet zu sein.

6. Den Text strukturieren

Unterteilt man den Text in übersichtliche Absätze und ergänzt Zitate mit Stichworten, dann kann man lesen und dazu frei formulieren. Schwierige Sätze, zusammengesetzte Hauptwörter und komplizierte Passagen sollten stets zerteilt werden. Das Pausenmanagement und die Sinnbetonungen sind schon bei der Vorbereitung mitzudenken. Eine Hilfe für sprachlich herausfordernde Redesituationen ist die 3L-Methode: laut, logisch und langsam sprechen. Bei Clubhouse kann es immer wieder zu kleinen Aussetzern durch Übertragungsprobleme kommen. "Speed kills" gilt hier umso mehr.

7. Inhalte improvisiert ergänzen

Beides ist wichtig: die Dramaturgie und das Zeitmanagement im Überblick zu behalten und dazwischen frei zu formulieren. Es ist gut, wenn das Thema durch Beispiele ergänzt wird, die nicht durchwegs ausformuliert sind. Das zwingt zum freien Reden, denn eine Moderation ist keine Lesung. Die fehlende visuelle Komponente macht es besonders wichtig, trockene Inhalte durch Vergleiche zu ergänzen und mit Emotionen aufzuwerten.

8. Die Teilnehmenden anlächeln

Bei Clubhouse gibt es zwar keine Zuseher, doch auch hier kann geübt werden. Es geht nicht nur darum, fehlerlos durch die Moderation zu kommen: Zwischen den Zeilen gilt es, Emotionen zu vermitteln. Gute Hosts werden daran gemessen, ob sie andere Menschen erreichen, informieren oder begeistern. Es wird nicht zum Selbstzweck moderiert, das Publikum sollte stets ins Zentrum der Moderation gestellt werden. Außerdem sei Lächeln laut der Expertin immer hörbar. (red., 26.1.2021)