Bild nicht mehr verfügbar.

Claus Gatterer leitete im ORF das sozialkritische ORF-Reportageformat "Teleobjektiv".

Foto: First Look / picturedesk.com

Wien – Ein neuer Journalismuspreis erinnert an den Südtiroler Journalisten, Historiker und Dokumentarfilmer Claus Gatterer, DER STANDARD berichtete. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert und wird von der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol finanziert. Verliehen wird sie vom Presseclub Concordia und der Michael-Gaismair-Gesellschaft Bozen – mit Unterstützung von Claus Gatterers Heimatgemeinde Sexten. Gatterer wurde 1924 in Sexten geboren, wo er nach seinem frühen Tod 1984 auch begraben ist. Er leitete im ORF viele Jahre lang das gesellschaftspolitische, sozialkritische ORF-Reportageformat "Teleobjektiv".

"Kritisches Fragen, soziales Engagement"

Mit dem neuen Preis wollen die Initiatoren "journalistische Leistungen, die sich im Sinne Claus Gatterers durch kritisches Fragen, soziales Engagement und hohes stilistisches Niveau auszeichnen", würdigen. Die Einreichung ist bis 31. März 2021 digital über die Website des Presseclub Concordia möglich. Verliehen wird der Preis rund um Gatterers Todestag am 28. Juni in seiner Heimatgemeinde Sexten.

"Die Auszeichnung erinnert an einen der ganz großen Journalisten der Zweiten Republik und würdigt Arbeiten, die dem Geist aufgeklärter Toleranz, dem Wissen um unsere Vergangenheit, der besonderen Sorge um soziale und ethnische Minderheiten und dem Zusammenleben in einer offenen sozialen Gesellschaft verpflichtet sind", sagt Jurysprecher Peter Huemer.

Der Preis ist eine Initiative von Peter Huemer und Kurt Langbein, zweier Wegbegleiter von Claus Gatterer, seines Biografen Thomas Hanifle, des Südtiroler Journalisten Christoph Franceschini und des Tiroler Publizisten Markus Wilhelm. Unterstützt wird sie von Journalisten wie Robert Gordon, Nina Horaczek, Florian Klenk, Ulrich Ladurner, Edith Meinhart, Julia Ortner, Peter Resetarits, Armin Wolf, Nora Zoglauer und Sabina Zwitter-Grilc.

Jurymitglieder

Wer den Preis erhält, entscheidet eine Jury aus Journalistinnen und Journalisten. 2021 und 2022 werden jeweils sieben der folgenden Juroren und Jurorinnen aus Österreich und Südtirol entscheiden: Lisa Maria Gasser (salto.bz), Lilli Gruber (La7), Thomas Hanifle (Journalist und Gatterer-Biograf), Nina Horaczek ("Der Falter"), Peter Huemer (Publizist und Journalist), Franz Kössler (Journalist), Kurt Langbein (Filmemacher und Journalist), Edith Meinhart ("Profil"), Corinna Milborn (ProSieben.Sat1.Puls4), Günther Pallaver (Michael-Gaismair-Gesellschaft), Armin Wolf (ORF) und Sahel Zarinfard ("Dossier") sowie ab 2022 der Vorjahrespreisträger.

Verwerfungen über Gatterer-Preis und Abrechnungen des ÖJC

Wie berichtet hat Südtirol bis 2018 die vom ÖJC vergebene Auszeichnung gesponsert. Der vom ÖJC verrechnete Verwaltungsaufwand führte nach früheren Angaben zum Bruch, der Journalisten-Club fand im Land Burgenland und den Esterhazy-Betrieben neue Sponsoren – bis der ÖJC 2019 den Tiroler Aufdecker-Blogger Markus Wilhelm mit dem Gatterer-Preis auszeichnen wollte. Wilhelm lehnte die Auszeichnung ab – er wolle mit dem ÖJC nichts zu tun haben – und recherchierte frühere Abrechnungen des Clubs gegenüber dem Land Südtirol; der ÖJC wies die Vorwürfe zurück. Nach den Recherchen, der Distanzierung seitens einer Vielzahl bisheriger Preisträger sowie der Debatte um den Preis und den Club verabschiedeten sich die burgenländischen Sponsoren. Die Markenrechte am Prof.-Claus-Gatterer-Preis hat sich der ÖJC gesichert.

Der ÖJC richtet die von ihm vergebenen Journalistenpreise neu aus. So werde es unter anderem in Zukunft kein Preisgeld mehr geben, teilte der ÖJC mit. Die Verleihung der fünf Auszeichnungen, für die bereits eingereicht werden kann – darunter auch der Prof.-Claus-Gatterer-Preis –, soll jeweils zu Jahresende im Rahmen eines "Österreichischen Journalist*innentags" stattfinden. (red, 27.1.2021)