Wenn irgendein Automobilkonfektionär ein historisch gewachsenes Recht auf Fließheck hat, dann ist es Citroën. Was zauberten die da an legendären Modellen aus dem Hut, wir sagen nur zungenschnalzend DS, GS, CX! Zwischendurch hat sich Toyota das avantgardebehaftete Konzept für sein Hybridmodell Prius gekrallt und in der Folge sprangen weitere Hersteller mit Alternativantriebsmodellen auf (Honda Insight, Hyundai Ioniq etc.), bis hin zu Tesla. Doch die Franzosen haben Anspruch auf Urheberschaft und bringen einen C4 in Stellung, der in der Silhouette frappierend an mehr oder minder glorreiche Zeiten erinnert.

Zapf- oder Ladesäule, die p.t. Klientel hat neuerdings beim C4 die Wahl. Im Falle des ë-C4, elektrisch angetrieben also, ist eine Norm-Reichweite von
350 Kilometern zu erwarten, beim Diesel über 1000.
Foto: Citroën/Christian Houdek

Eh auch gleich inklusive alternativem Antriebskonzept, nämlich batterieelektrischem. Denn der jüngst unter dem Dachnamen Stellantis offiziell mit FCA (Fiat Chrysler Automobiles) fusionierte PSA-Konzern (Peugeot, Citroën, DS, Opel) treibt die Weiterreichung des schon von Peugeot und Opel her bekannten elektrischen Pakets voran. Heißt: Permanentmagnet-Synchronmotor mit 100 kW (136 PS), 50-kWh-Batterie, Kapazität 50 kWh, 350 km Reichweite, Frontantrieb, und beim 100-kW-Schnelladen ist der Stromspeicher in einer halben Stunde zu 80 Prozent voll – da kauen Sie noch am Schinken-Käse-Baguette, das Sie zu Ladebeginn womöglich ausgepackt haben, oder am mitgebrachten Salade Niçoise.

Jedenfalls, da es den C4 wahlweise als Elektrofahrzeug gibt, steht er auf der kleineren der Konzern-Mischplattformen (CMP/Common Modular Platform). Die größere (EMP2) kann rein elektrisch nicht – erst der Nachfolger wird dazu in der Lage sein.

Stichwort Interieur: Blitzsauber aufgeräumt präsentiert sich dieses, für die Klima-Bedienung gibt es sogar noch Drehregler.
Foto: Citroën

Reichweite von weit über tausend Kilometer

Die anderen, (noch) deutlich günstigeren Antriebsmöglichkeiten bestehen in zwei Diesel- und drei Benzinmotoren, und wenn man sich die Normverbrauchswerte des 131-PS-Selbstzünders mit 8-Gang-Automatik ansieht – 4,5 bis 4,6 l/100 km –, so kommt der mit dem 50-Liter-Tank auf weit über tausend Kilometer und damit etwa drei Mal so weit wie der Elektro-C4. Das wird, neben den Preisen, noch eine Weile für viele ein maßgebliches Entscheidungskriterium sein.

Apropos Preise: Neben der regulären Preisliste lockt Citroën die Klientel mit einem Aktionspreis von 16.990 Euro zum C4, das wäre die Version mit 100-PS-Benziner. Beim ë-C4 beläuft sich der Aktionspreis auf 29.990 Euro, da ist der Importeursanteil des E-Mobilitätsbonus’ von 2400 Euro aber schon hineingerechnet. Der staatliche Bonus-Anteil von 3000 Euro muss von der Kundin beziehungsweise vom Kunden selbst beantragt werden.

Weiter im Text. "Elektrisch" kennzeichnet Citroën, originell, mit diakritischem Umlaut: ë-C4 liest sich ähnlich unkonventionell, wie der Hersteller sich bemüht, im Erscheinungsbild aufzutreten. Wobei, auf den Bildern wirken Front und Heck zunächst ein wenig überladen, die (V-förmige, nächtens gut zuordenbare) Leuchtengrafik vor allem, weswegen wir gespannt waren, wie das in natura aussieht. Dazu fand sich bei einer klinisch reinen Pressepräsentation in Wien-Aspern ebenso Gelegenheit wie für eine erste Ausfahrt.

Fließheck-Klassiker: Den Citroën GS (1970 bis 1986) könnte man von der Silhouette her als direktesten Vorgänger des neuen C4 betrachten.
Foto: Citroën

Naja, auch da wirkt der C4, der zugleich eine neue Designlinie einläutet, etwas gewöhnungsbedürftig, mag aber sein, dass stilistische Sollbruchstellen ein Fahrzeug länger frisch halten über den gesamten Lebenszyklus. Außerdem scheut der Hersteller sich als "Love brand" nicht, zu polarisieren: Entweder man liebt die Marke oder man hasst sie. Patrick Dinger, Markenleiter beim Importeur, betonte bei der Präsentation weiters, Citroën wolle glückliche Kunden haben, und zu dem Behufe werde unter anderem der Markenkern Komfort weiter akzentuiert – Marketing-Chef Lukas Steiner ortete für den C4 gar ein "ultimatives Komfort-Erlebnis".

Grafik: Der Standard

Drehregler, merci

Ist da was dran? Im Fahrkapitel ließ sich sogleich feststellen, dass der neue C4 wie mit dem Fließheck, so auch beim Komfort anknüpft an die Vergangenheit der Marke. Tradition, schlüssig weitergedacht in Gegenwart und Zukunft. Selbst der 1616 bis 1694 kg schwere "ë" bekommt wunderbar sänftenartige Abrolleigenschaften hin, Kompliment an die Fahrwerker. Mit "Advanced Comfort" werden Federung und Sitze beschlagwortet.

Stichwort Interieur: Blitzsauber aufgeräumt präsentiert sich dieses, für die Klima-Bedienung gibt es sogar noch Drehregler. Merci, Citroën. Bei Vernetzung, Sicherheit und Alltagsnutzen ist der Franzose ebenfalls auf Höhe der Zeit, der Kofferraum ist mit 380 bis 1250 Liter Volumen in allen Versionen gleich groß.

Foto: Citroën

Außerdem haben sich die Wohnungsausstatter ein paar lustige Features einfallen lassen, etwa dieses: Beifahrerseitig ist eine versenkbare Halterung für Tablets angebracht. Man kann das Gerät also kommod fixieren und sich während der Fahrt Filme reinziehen – für den Fall, dass die Fahrerin respektive der Fahrer eine Langweilerin oder ein Langweiler sein oder man sich vor dem Losfahren zerstritten haben sollte.

Der ë-C4 beschleunigt, trotz identen Technik-Pakets, langsamer als beispielsweise der Peugeot e-2008 von null auf 100 km/h, er braucht dafür im Sport-Modus 9,7 Sekunden (und die Höchstgeschwindigkeit beträgt 150 km/h). Dafür schlägt er mehr Reichweite heraus, 350 WLTP-Kilometer (die in der kalten Jahreszeit natürlich rasch dahinschmelzen), wie gesagt; beim Peugeot sind es 320. Das wird Reichweitenfans freuen. (Andreas Stockinger, 28.01.2021)