Der Konflikt zwischen der Pharmafirma Astrazeneca und der EU nimmt zunehmend hysterische Züge an. Auf substanzlose Gerüchte, denen sofort widersprochen wird – etwa, dass der Covid-19-Impfstoff über 65-Jährige nur zu acht Prozent schütze –, folgte die Absage eines für Mittwochabend geplanten Treffens der Streitparteien; keine halbe Stunde später wurde das wieder dementiert.

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Die Impfstoffverträge der EU mit Astrazeneca sollten einsehbar gemacht werden.
Foto: REUTERS/DADO RUVIC

Beobachter schütteln den Kopf, Unionsbürger und -bürgerinnen wenden sich mit dem Eindruck ab, dass auf längere Sicht mit dem glorreich angekündigten unionsweiten Massenimpfen und einer baldigen Entspannung der Pandemielage nicht zu rechnen ist. Vertrauen gerät ins Wanken, weitere Hoffnungslosigkeit und Fatalismus drohen.

Auffallend in dieser Gemengelage ist die geringe Faktendichte. Der Öffentlichkeit fehlen zentrale Informationen, um sich ein Bild machen zu können. Wie genau sehen die Liefervereinbarungen zwischen Astrazeneca und der EU-Kommission aus? Hat die Firma verbindliche und terminisierte Lieferzahlen oder wirklich nur einen Lieferrahmen zugesichert?

Antworten auf diese Fragen stehen in den Verträgen, die jedoch sind vertraulich, ein Öffentlichmachen ohne Absprache würde einem Vertragsbruch gleichkommen. Trotzdem, genau das bräuchte es jetzt! Die Impfstoffverträge der EU mit Astrazeneca sollten einsehbar gemacht werden, denn diese Impfung ist ein Politikum. Sie geht uns alle an. (Irene Brickner, 27.1.2021)