Der Bodenverbrauch ist im langjährigen Vergleich deutlich schneller gewachsen als die Bevölkerung.

Foto: WWF/Christoph Wisser

Wien – Der WWF Österreich macht neuerlich auf den rasant voranschreitenden Bodenverbrauch vulgo "Flächenfraß" in Österreich aufmerksam. Das aktuelle "Bodenschutz-Barometer" der Naturschutzorganisation zeige große politische Defizite beim Kampf gegen den Flächenfraß.: Von 22 untersuchten Bodenschutz-relevanten Punkten im Regierungsprogramm stünden 18 noch auf Rot und vier auf Gelb, bei keiner Maßnahme steht die Ampel auf Grün.

"Bodenschutz sträflich vernachlässigt"

Der WWF fordert daher einen raschen Umsetzungsplan von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und allen zuständigen Ressorts. "Im Schatten der Corona-Krise ist der Bodenschutz sträflich vernachlässigt worden. Ohne Trendwende nimmt die Politik massive Umweltprobleme in Kauf, riskiert unsere Ernährungssicherheit und gefährdet die Lebensqualität", kritisiert WWF-Expertin Maria Schachinger.

Derzeit verfehle Österreich mit einer Verbauungsrate von umgerechnet 13 Hektar pro Tag das Ziel von 2,5 Hektar, das es in seiner Nachhaltigkeitsstrategie eigentlich schon 2010 hätte erreichen sollen, um mehr als das Fünffache.

Der Bodenverbrauch ist im langjährigen Vergleich deutlich schneller gewachsen als die Bevölkerung: Während die österreichische Bevölkerung im Zeitraum von 2001 bis 2019 um 10,4 Prozent gewachsen ist, ging die Flächeninanspruchnahme um 27 Prozent in die Höhe.

Zielpfad und Bodenschutzstrategie gefordert

"Österreichweite Bodenschutzstrategie für sparsameren Flächenverbrauch" ist deshalb eine der 18 Maßnahmen, die auf Rot stehen, ebenso wie der "Zielpfad zur Reduktion des Flächenverbrauchs auf netto 2,5 Hektar pro Tag bis 2030". Diese beiden Maßnahmen seien besonders dringend: "Diese Pläne müssen ambitioniert ausfallen und von konkreten Maßnahmen begleitet werden, um nicht wieder als Papiertiger zu enden", so Schachinger.

Auf Gelb steht die WWF-Ampel lediglich bei folgenden Maßnahmen: "Ökologisierung des Steuersystems", "Erneuerung der nationalen Biodiversitätsstrategie sowie Aufnahme aller Sektoren", "Finanzierung eines Biodiversitätsfonds zur Umsetzung der Biodiversitätsstrategie" und "Erneuerbaren-Ausbau unter Beachtung strenger Kriterien in Bezug auf Ökologie und Naturverträglichkeit".

"Corona nicht als Ausrede verwenden"

Die Corona-Krise dürfe keine Ausrede dafür sein, dringend notwendige Maßnahmen gegen den Flächenfraß auf die lange Bank zu schieben. "Gerade jetzt müssen wir eine intakte Natur als unsere Lebensgrundlage anerkennen und besser vor der Verbauung schützen", fordert die WWF-Expertin.

Das Regierungsprogramm nennt zum Beispiel eine Leerstandsdatenbank, die Stärkung der überregionalen Raumplanung, eine Ökologisierung der Wohnbauförderung sowie einen "Vorrang von Nachverdichtung vor der Versiegelung grüner Wiesen". Ebenfalls geplant sei ein "verpflichtender und unabhängiger Klimacheck", der bei allen neuen und bestehenden Gesetzen, Verordnungen und Bund-Länder-Vereinbarungen auch den Bodenverbrauch einbezieht.

Schaffung neuer Nationalparks

"Anspruch und Wirklichkeit klaffen derzeit noch weit auseinander. Das muss sich dringend ändern", fordert Schachinger. Das gilt insbesondere auch für die ebenfalls versprochene Schaffung neuer und Erweiterung bestehender Nationalparks sowie weiterer Schutzgebiete gemeinsam mit den Bundesländern. (red, 28.1.2021)