Er wird sich impfen lassen. Norbert Hofer wird sich impfen lassen. "Wir haben in der Familie über das sehr, sehr viel gesprochen", meinte er zum sanftmütigen, familienfreundlichen oe24.tv. Über das wiederum wird sich sein Parteifeind Kickl sehr, sehr ärgern. Denn der lässt an seine Haut mit Sicherheit keine Impfspritze, sondern höchstens Wasser und CD. Schon allein deshalb, weil er dabei vielleicht eine Maske tragen müsste. Impfzwang, verbunden mit Maskenzwang, da könnte einem ja glatt die Kornblume am Revers verwelken.
Wir ärgern uns auch sehr, sehr viel. Natürlich nicht, weil sich der parteivorsitzende blaue Wolf ein Jaukerl durch seinen Schafpelz jagen lassen wird, sondern weil wir unseren versprochenen Impfdosen nachjagen müssen. Eine sinnlose Jagd übrigens, denn es ist keine Beute da draußen. Kaum wird ein Exemplar gesichtet, schon ist einer der gewohnt reaktionsschnellen Bürgermeister zur Stelle und stellt seinen freigemachten Oberarm der Allgemeinheit zur Verfügung. Schließlich wolle man ja nur mit gutem Beispiel vorangehen.
Kampf zwischen David und Goliath
Und jetzt auch das noch! Der ungleiche Kampf zwischen David, der EU, und Goliath, einem Pharmakonzern. Diesmal schaut es für David gar nicht gut aus.
Während wir also hoffen, in ein paar Monaten einen Impftermin zugewiesen zu bekommen, weil dann aus einem Flascherl schon zwölf Impfportionen entnommen werden, schaltet die Bundesregierung Spots, um die Impfwilligkeit zu erhöhen. Wir haben einfach zu wenige Augen, um gleichzeitig zu lachen und zu weinen.
Angela Merkel meint zur deutschen Situation: "Uns ist das Ding entglitten." Und was sagt unser Kanzler? Er lädt die Opposition ein, im leckenden Boot Platz zu nehmen und mitzurudern. Schon sieht der Haus-und-Hof-Boulevard die Wandlung des Saulus zum Paulus und spricht von Tauwetter.
Die Opposition kann einem wirklich leidtun. Sie ist in einer Art Doppelmühle gefangen. Verweigert sie das Mitrudern, verliert sie Sympathie und muss sich vorwerfen lassen, immer nur zu kritisieren und kein Interesse am Wohlergehen des Landes zu haben. Macht sie mit, sitzt sie in der türkisen Falle und ist am Ende an allem mit schuld. Also wählt sie das vermeintlich kleinere Übel und macht mit.
Muss ein tolles Gefühl sein, schon einige Tage später im Untersuchungsausschuss wieder der (türkis) Angeschmierte zu sein. Willkommen im Land der verschlossenen Türen und offenen Skilifte. (Harry Bergmann, 28.1.2021)