Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Ein Zoom-Livetalk mit dem niederländischen Künstler Guido van der Werve hätte der Abschluss der Ausstellung Beethoven bewegt im Kunsthistorischen Museum (KHM) werden sollen. Die Ausstellung ging am Sonntag pandemiebedingt hinter verschlossenen Türen zu Ende. Die Tradition der donnerstäglichen Artist-Talks versuchte das KHM am 21. Jänner erstmals ins Netz zu verlegen.

Schon im Chat zum Zoom-Talk schaltete sich ein unbekannter Teilnehmer mit dem wenig subtilen Nickname Adolf Hitler ein und grüßte mit "Heil Fuhrer!" (sic!) in die virtuelle Runde. Später hackte die Person offenbar auch die Seite und störte den Vortrag. Die gezeigten Bilder und Filme wurden teilweise mit Hakenkreuzen beschmiert. Ein Bild, das den Künstler van der Werve mit seinem Schachlehrer in New York an einem Tisch sitzend zeigte, wurde obszön verunstaltet.

Antisemitismus und "Zoom-Bombing"

Dass genau dieses Bild massiv beschmiert wurde, dürfte antisemitische Beweggründe haben. Denn der Lehrer, der mit van der Werve ins Spiel vertieft ist, trägt eine Kippa.

Im KHM wurde man von der Attacke völlig überrascht und zeigt sich entsetzt. "Unsere Rechtsabteilung hat den Vorfall angezeigt und bei der Meldestelle für NS-Wiederbetätigung im Innenministerium zur Kenntnis gebracht", heißt es auf Nachfrage des STANDARD aus dem Museum. Zudem habe man den Talk von Facebook gelöscht und die Sicherheitsvorkehrungen für kommende Veranstaltungen verbessert. Der Abend im Beethoven-Rahmenprogramm war nämlich der Auftakt für eine ganze Reihe von Zoom-Talks. "Wir bemerken eine sehr angespannte Stimmung in der Gesellschaft auch auf Social-Media-Seiten", so die Museumssprecherin, "früher waren wir nie Ziel solcher Attacken."

Auf der Plattform Zoom, die durch Corona weltweit einen Aufwind erlebte, kommt es immer wieder zu sogenanntem Zoom-Bombing. Dabei teilen Hacker in Meetings pornografische oder rechtsradikale Inhalte. Um dem vorzubeugen, raten Experten dazu, Zoom-Links nicht öffentlich zu posten. Im KHM wird man Artist-Talks künftig nur noch nach erfolgter Anmeldung im Netz beiwohnen können. Und irgendwann hoffentlich wieder persönlich im Museum. (Colette M. Schmidt, 29.1.2021)