Blick auf Vathy auf der griechischen Insel Samos. Die Lage im Flüchtlingslager nahe des Ortes spitzt sich zu.

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Das Flüchtlingslager in der Nähe von Vathy auf der ostägäischen Insel Samos, in dem etwa 3.500 Menschen leben, besteht hauptsächlich aus Hüttchen, zwischen denen sich oft Müll türmt, der Ungeziefer und Nagetiere anzieht. Die Situation ist mindestens so elend und gefährlich, wie sie früher im Lager Moria auf Lesbos war, das im September abgebrannt ist.

So gibt es in Vathy keine großen Flüchtlingszelte, die Menschen müssen sich die Hüttchen aus Plastikplanen – wie ehemals auf Lesbos – selbst bauen. "Gegenwärtig leben rund 3100 Menschen – darunter schwangere Frauen, Menschen mit besonderen Bedürfnissen, ältere Menschen und kleine Kinder – hauptsächlich außerhalb des offiziellen Zentrums, ohne Schutz vor Kälte und ohne wirksamen Zugang zu Elektrizität, Heizung oder fließendem Wasser und Toiletten", erzählt die Leiterin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR auf Samos, Pipina Katsari, dem STANDARD.

Hilfsorganisationen würden zumindest Wassertanks zur Verfügung stellen. "Die schlechten Lebensbedingungen haben aber schwerwiegende Folgen für die Gesundheit, die Sicherheit und den Schutz von Asylwerbern", so Katsari. Das Lager gleicht einem Slum auf einer Anhöhe, der verschlammt wird, wenn der Regen kommt. Simone Innico, ein freiwilliger Helfer, erzählt, dass seine NGO nun zwar versucht, weiterhin Onlineunterricht – etwa in Englisch und Deutsch – zu geben, dass aber ihr Gemeinschaftszentrum ab November wegen der Pandemie geschlossen werden musste.

Angst vor Bleiverseuchung

Die gesundheitsgefährdende Situation für Flüchtlinge im Lager Vathy auf Samos oder auf anderen ostägäischen Inseln ist weniger bekannt, weil der mediale Fokus oft auf Lesbos liegt und auch sehr viele NGOs und Aktivisten auf Lesbos sind.

Dort besteht im provisorischen Zeltlager Kara Tepe die Sorge, dass Flüchtlinge durch bleiverseuchten Boden auf dem ehemaligen Schießgelände Gesundheitsschäden erleiden könnten. Die griechische Regierung hat Bodenproben entnommen. "Alle elf in der bewohnten Zone gesammelten Proben wiesen Bleigehalte auf, die unter den in der New Dutch List (einem Standard für Umweltbelastungen, Anm.) angegebenen zulässigen Grenzwerten lagen", so die Regierung. Eine Bodenprobe außerhalb des bewohnten Geländes ergab aber einen Wert, der über der zulässigen Norm liegt.

NGOs fordern nun die Regierung auf, die Messdaten zu veröffentlichen. Athen kündigte an, den Boden mit einer weiteren Schicht Schotter zu bedecken und ihn außerdem im Verwaltungsbereich und unter den großen Gemeinschaftszelten zu betonieren. Im Erdreich werden immer wieder Patronen und Patronenhülsen entdeckt. (Adelheid Wölfl, 29.1.2021)