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Gut verpackt, aber weniger Impfdosen als bestellt.

Foto: Reuters

Die Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmakonzerns Astrazeneca haben auch den heimischen Impfplan gehörig durcheinandergewirbelt. Impfungen mit dem Mittel von Biontech/Pfizer haben zwar auch in Österreich bereits vor einem Monat begonnen. Doch für die breite Masse war der leichter zu handelnde Astrazeneca-Impfstoff bestellt, dessen Hersteller zuletzt Engpässe bei der Lieferung angekündigt und für Verunsicherung in der EU gesorgt hat.

Drei Varianten

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sagte am Donnerstag in einer Fragestunde des Bundesrates, dass für den Impfplan inzwischen drei Varianten erarbeitet worden seien – je nachdem, ob der Impfstoff von Astrazeneca nun von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA vollständig oder nur für Menschen unter 65 genehmigt werde oder ob die geplanten Liefermengen nicht eingehalten werden. Details nannte er nicht.

In den Bundesländern wurden am Donnerstag jedenfalls ob der Ungewissheiten hektisch Impfdosen hin und hergeschoben. Zumindest auf dem Papier. Denn wichtig ist, dass die Personen, die schon geimpft wurden, auch die notwendige zweite Dosis erhalten. Viele bereits terminlich festgesetzte Erstimpfungen wurden deshalb ausgesetzt, Zweitimpfungen mit dem Biontech/ Pfizer-Impfstoff vorgereiht. Aber auch von Letzterem ist bisher weniger angekommen als bestellt.

Fristen werden erstreckt

In Salzburg geht man von einer Verzögerung von bis zu einem Monat aus, heißt es dazu auf Anfrage des STANDARD im Büro von Landeshauptmannstellvertreter Christian Stöckl (ÖVP). Hauptleidtragende ist die Gruppe der über 80-Jährigen. Für diese beginnt in Salzburg kommenden Montag zwar die Anmeldemöglichkeit, wenn die Impfstofflieferungen aber weiterhin so zögerlich einträfen, sei der für 1. März geplante Impfstart nicht zu halten, sagt ein Sprecher Stöckls.

Intern rechne man mit einem Impfstart für diese 30.000 Personen zählende Gruppe am 1. April. Auch bei den Zweitimpfungen müssten die Fristen erstreckt werden, statt der bisher geplanten 21 Tage nach der ersten Dosis würden einige Zweitimpfungen nun deutlich später erfolgen. Zulässig ist eine Frist von bis zu 42 Tagen.

Stündliche Änderungen

Im vorläufigen Impfplan in Wien ist Astrazeneca noch nicht berücksichtigt, die von der Stadt Wien angegebene Zahl von rund 112.000 Geimpften bis Ende des ersten Quartals berechnet sich nur durch die Verimpfung des Biontech/Pfizer-Impfstoffes. Allerdings weist man im Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) darauf hin, dass sich auch in Wien die Impfplanung "täglich bis stündlich" ändere. So wurden beispielsweise in der Vorwoche rund 3.500 Dosen weniger geliefert, als ursprünglich avisiert worden war. Weil die Stadt die zeitgerechten Zweitstiche garantieren möchte, konnten auch in Wien zuletzt weniger Erstimpfungen durchgeführt werden.

Auch in anderen Bundesländern müssen Impfpläne laufend adaptiert werden, in Kärnten werden Erstimpfungen überhaupt vorübergehend ausgesetzt. Keine Änderungen standen vorerst in Tirol an.

Ungenaue Zahlen

Wie viele Menschen genau in Österreich bereits geimpft sind, ist nicht bekannt. Vorhandene Daten stammen aus dem elektronischen Impfregister, das aber noch nicht flächendeckend ausgerollt ist. Die Daten dürften in etwa 80 bis 85 Prozent der tatsächlichen Zahlen wiedergeben. Demnach haben bis Donnerstagmittag 153.859 Menschen in Österreich die Erstimpfung erhalten, das sind 1,73 Prozent der Gesamtbevölkerung. Den zweiten Stich für einen vollständigen Impfschutz haben bisher laut Dashboard des Gesundheitsministeriums 5.126 Menschen erhalten.

Bei ausgelieferten Impfdosen liegt Österreich mit 2,19 pro 100 Einwohner unter dem EU-Schnitt von 2,28/100 (Stand Mittwochabend). Mit 50 Dosen pro 100 Einwohner ist Israel mit Abstand führend. (Thomas Neuhold, Michael Simoner, 28.1.2021)