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Bei Huawei war die Stimmung wohl schon einmal besser.

Foto: MICHELE TANTUSSI / REUTERS

Lange konnte Huawei dem US-Bann trotzen, nun scheint aber das Ende der sprichwörtlichen Fahnenstange erreicht. Im vierten Quartal 2020 sind die Smartphone-Absätze des chinesischen Herstellers massiv eingebrochen. Das zeigen sowohl die aktuellen Zahlen der Marktforscher von Canalys als auch jene von Counterpoint Research.

Ranking

Mit einem Marktanteil von acht Prozent ist Huawei nur mehr die Nummer sechs am weltweiten Smartphone-Markt. Damit wurde man auch gleich von drei chinesischen Konkurrenten überholt, und zwar Xiaomi, Oppo und Vivo. Auch die absoluten Zahlen sind für jene Firma, die im zweiten Quartal 2020 kurzfristig gar an der Spitze dieser Auflistung stand, alles andere als erfreulich: Die 33 Millionen im wichtigen Weihnachtsquartal abgesetzten Smartphones sind ein Rückgang von 41 Prozent. Besser sieht es – noch – mit einem Blick auf das Gesamtjahr 2020 aus. Dort kann sich Huawei mit einem Minus von 21 Prozent bei den Verkäufen noch auf Platz drei halten.

Die Zahlen zum vierten Quartal 2020.
Grafik: Counterpoint Research

Hintergrund

Die ersten Anzeichen in diese Richtung gab es bereits im dritten Quartal, als das Wachstum von Huawei deutlich gebremst wurde. Ausschlaggebend dafür war eine Verschärfung des US-Banns, die im Juli in Kraft trat. Damit wurde es Hardwareherstellern verboten, Chips, die mit Beteiligung von US-Technologie entwickelt wurden, an Huawei zu liefern oder für das Unternehmen herzustellen. Das traf den chinesischen Hersteller hart, immerhin verlor man damit nicht nur Zugriff auf Prozessoren von Qualcomm, sondern auch wichtige Fertigungspartner wie TSMC.

Bereits länger gilt hingegen ein Kooperationsverbot im Softwarebereich, was dazu geführt hat, dass aktuelle Huawei-Geräte ohne Google-Dienste und Play Store ausgeliefert werden müssen. Dies hatte zwar negative Folgen für die Absätze in westlichen Märkten, gleichzeitig zogen aber die Verkäufe im chinesischen Heimatmarkt an. Dort ist Google generell nicht aktiv, also änderte sich für die Nutzer durch die US-Maßnahme nichts. Mit dem Hardwarebann wird hingegen nun die Lieferkette von Huawei generell durcheinandergebracht, begrenzen kann man diese Effekte nur über Chips, die man schon früher gekauft und auf Lager hat. Dies hat aber natürlich ein Ablaufdatum.

Stabiler Markt

Unterdessen scheint sich der restliche Smartphone-Markt wieder stabilisiert zu haben. Nach schweren Einbrüchen im Frühjahr beeindruckt die zweite Welle der Covid-19-Pandemie offenbar kaum mehr jemanden – zumindest nicht beim Smartphone-Kauf. Der Gesamtmarkt schrumpft je nach Sichtweise nur minimal um zwei Prozent (Counterpoint, Canalys) oder legt sogar leicht zu (IDC, plus vier Prozent).

Der Vergleich des Gesamtjahrs.

Apple profitiert

Der Top-Smartphone-Hersteller des vergangenen Jahres war mit 19 Prozent Marktanteil einmal mehr Samsung, der Abstand zu Apple (15 Prozent) ist aber geschrumpft. Relativ gesehen fällt auch auf, dass Xiaomi und Realme ihre Positionen stark ausbauen konnten, bei letzterem beträgt das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr gar 65 Prozent.

Wie gut sich Apple in der Pandemie halten konnte, zeigt insbesondere der Blick auf das vierte Quartal: Dort steht das Unternehmen nämlich gar an der Spitze des Ranking, vor allem aber beträgt das relative Wachstum im Vergleich zum Vorjahr gleich 13 Prozent. Betont sei allerdings, dass Apple gegen Jahresende zumeist die Topposition einnehmen kann, da die iPhone-Absätze hier durch die jährlichen Veröffentlichungszyklen immer besonders stark sind. Heuer fällt der Abstand allerdings deutlich größer aus als in den Vorjahren. (apo, 29.1.2021)