Benedikt Pichler (Mitte) verhinderte schlussendlich die Heimniederlage für die Austria.

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Wien – Hätte die WSG Tirol am Sonntagnachmittag bei der Wiener Austria gewonnen, wäre laut Trainer Thomas Silberberger "tabellarisch die Post abgegangen". Es wurde ein 2:2, was auch nicht schlecht war. Die Wattener sind das Überraschungsteam der Saison, sie liegen auf Rang fünf. In einer normalen Welt (unabhängig von Corona) wären sie ja nicht einmal mehr Erstligisten, sie profitierten vom Konkurs des SV Mattersburg.

Da sich die Austria zuletzt gefangen hat, entwickelte sich ein sehr gutes Fußballspiel. Einzig Schiedsrichter Oliver Drachta sollte mit dem Niveau nicht mithalten. Ein Match bietet im Idealfall Geschichten. Über Helden, tragische oder echte, Tore sind auch erstrebenswert. Siebente Minute: Austrias Benedikt Pichler presst, Tirols Torwart Ferdinand Oswald misslingt der Abschlag, die Post, in Form von Georg Teigl, geht ab. Seine Flanke volliert der 18-jährige Eric Martel ins Netz. Er ist Deutscher und eine Leihgabe von Rasenballsport Leipzig. Seine Geschichte bei der Austria ist erst kurz, aber intensiv. Bei seinem Debüt, dem 1:0 in Ried, wurde er ausgeschlossen, gegen die Admira (4:0) saß er die Sperre ab, nun erzielte der Mittelfeldspieler sein erstes Tor. In der 20. Minute überknöchelte er, musste ausgetauscht werden, eine Bänderverletzung wird befürchtet.

Die Austria überzeugte trotzdem, sie kombinierte. Die WSG Tirol machte munter mit, kickte geradlinig, schnörkellos, sie war zweikampfstark und gefährlich. Der 20-jährige Däne Nikolai Baden Frederiksen, er gehört Juventus Turin, sollte dies nach der Pause belegen. 61. Minute: Ballverlust Stephan Zwierschitz, Nemanja Celic schickt Frederiksen in die löchrige Tiefe, sein Abschluss war staubtrocken. Zuvor hatte die Austria drei Chancen vergeben, Oswald parierte dreimal glänzend. Silberberger sollte später sagen. "Es war eine lässige Partie."

Keine Staatsaffäre

Ur lässig aus seiner Sicht die 85. Minute: Flanke Zlatko Dedic, Austrias Goalie Patrick Pentz patzt, Rafael Behounek staubt ab, sein Premierentor. Die WSG konnte das 2:1 nicht halten, zwei Minuten später schaffte Pichler das 2:2, allerdings aus Abseitsposition. Ausgleichende Ungerechtigkeit, denn Drachta hatte davor ein klares Hands übersehen (77.), der Austria hätte ein Elfer gebührt. Trainer Peter Stöger machte in der Nachbetrachtung daraus keine Staatsaffäre, der Mann hat sich im Griff. Wie Silberberger hatte er ein "lachendes und ein weinendes Auge". Dass Alexander Grünwald ein- und wieder ausgetauscht wurde, erklärte Stöger mit "taktischen Überlegungen. Das war keine Höchststrafe." Dass Markus Suttner in der Nachspielzeit ausgeschlossen wurde (gelb-rot), war für die Austria schon bitter. Jetzt geht es zweimal auswärts gegen Salzburg, am Samstag in Cup-Viertelfinale, am darauffolgenden Mittwoch in der Liga, das könnte humorlos werden. Stöger: "Kein Wunschszenario".

Tirol ist nahe an der Meisterrunde. Swarovski steigt im Sommer als Sponsor aus, man kann nicht im Werk in Wattens weit mehr als 1000 Beschäftigte kündigen und trotzdem weiter Fußballer bezahlen. Diana Langes bleibt Präsidentin, sie wird sich einen Sozialplan einfallen lassen. Silberberger sieht das gelassen. "Uns fehlen dann 700.000 Euro, müssen wir halt mit einem Budget von vier Millionen auskommen." Am 9. Februar führt die Reise nach Hartberg. "Gewinnen wir, geht dort die Post ab." (Christian Hackl, 31.1.2021)

Fußball-Bundesliga (15. Runde):

FK Austria Wien – WSG Tirol 2:2 (1:0). Generali Arena, keine Zuschauer erlaubt (wegen Coronavirus), SR Drachta

Tore:
1:0 (7.) Martel
1:1 (61.) Baden Frederiksen
1:2 (85.) Behounek
2:2 (87.) Pichler

Austria: Pentz – Zwierschitz, Schösswendter, Palmer-Brown, Suttner – Teigl, Ebner (20. Grünwald/71. Jukic), Martel (26. Handl), Sarkaria – Fitz (71. Wimmer), Pichler

WSG: Oswald – Koch, Behounek, Gugganig, Schnegg – J. Gölles (46. Pranter), Petsos, Celic, Rieder (58. Dedic) – Baden Frederiksen (89. Soares), Yeboah

Gelb-Rote Karte: Suttner (91./Foulspiel)

Gelbe Karten: Teigl bzw. Petsos