Februar 2021, ein Jahr Pandemie, man weiß mittlerweile, dass dieses Coronavirus nicht so schnell besiegt werden kann. Trotz der Impfstoffe, die in Rekordzeit entwickelt wurden und die Mut machen, ist die Krise nicht überstanden. Auch darüber zu reden kann zur Herausforderung werden, wenn im Familien- und Bekanntenkreis Verschwörungserzählungen in die Debatten einfließen. "Hier kommt die Impfung gegen unsinnige Argumente", verspricht das neue Buch der Digitalexpertin und Journalistin Ingrid Brodnig, Einspruch!, auf dem Cover euphorisch. Nehmen wir das mal nicht wörtlich. Doch Brodnig weiß, worüber sie schreibt. Es ist ihr mittlerweile fünftes Buch, Debattenkultur ist ihr publizistischer Schwerpunkt.

Ingrid Brodnig, "Einspruch! Verschwörungsmythen und Fake News kontern – in der Familie, im Freundeskreis und online" € 20,– / 160 Seiten. Brandstätter-Verlag, Wien 2021
Foto: Brandstätter Verlag

Dass auch das Überwinden von Verschwörungstheorien jedweder Art ein langer Weg ist, zeigt Brodnig eindrucksvoll am Beispiel von Anja Sanchez Mengeler auf. Die Deutsche war selbst in Verschwörungserzählungen hineingekippt. Sich davon zu lösen dauerte "zwei, drei Jahre". Nur langsam war die Frau wieder bereit, differenziert zu denken und "die Welt nicht in Schwarz-Weiß, sondern in Graustufen zu sehen".

Zweifel säen

Faktenchecks alleine sind kein Wundermittel. Was es noch braucht? Bezugspersonen, die immer wieder Zweifel säen und Fragen aufwerfen. Diese Leserschaft ist mit dem Buch gut bedient. Brodnig stützt ihre Tipps auf wissenschaftliche Studien und Theorien. Sie macht nachvollziehbar, wie man in die Situation gelangen kann, an abwegige Dinge zu glauben, und dass Bildung davor nicht schützt. Etwa den pensionierten Akademiker, der ein gesundheitsschädliches Bleich- und Desinfektionsmittel gegen Covid-19 einnimmt. Ja, mit Verschwörungstheorien wird auch Profit gemacht.

"Einspruch!" ist ein nützlicher Ratgeber, wie wertschätzender Widerspruch gelingen kann. (Sabine Bürger, 1.2.2021)