Österreichs Radsportler suchen ein überdachtes Zuhause.

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Wien – Eh zieht sich alles, doch es wird auch nicht ewig dauern, bis der Herbst ins Land zieht. Dann wird das Wiener Dusika-Stadion abgerissen, womit Österreichs Radsportler quasi aus der Bahn geworfen werden, sie verlieren die derzeit einzige überdachte Trainings- und Wettkampfstätte. Der Radsportverband (ÖRV) hofft, den Schaden nicht bloß begrenzen, sondern letztlich vielleicht sogar gut aussteigen zu können. Laut ÖRV-Vizepräsident Gerald Pototschnig hat man sich auf ein Konzept geeinigt, das zwei Stoßrichtungen vorsieht.

"Im Locationfindungsprozess"

Zunächst geht es darum, fürs Training einen Ersatz zu finden, um eine kurzfristige Überbrückung. Für diese provisorische Bahn, sagt Pototschnig, werde ein geeigneter Standort gesucht, man befinde sich "im Locationfindungsprozess". Die Kosten für die Anmietung einer solchen Bahn bewegen sich im überschaubaren Rahmen, und natürlich hegt der ÖRV die Hoffnung auf Hilfe aus öffentlichen Geldern.

Langfristig wird ein "Bahnradkonzept" erstellt. Im Idealfall soll dabei ein Radsportkompetenzzentrum herauskommen, das in Wien oder in der Nähe seinen Sitz hat. Mit Bahn, mit anderen Einrichtungen (Physio), vielleicht auch mit dem Verbandsbüro. "Nicht nur die klassischen Bahnradsportler sind auf die Bahn angewiesen", sagt Pototschnig. "Dort trainieren sehr wohl auch Straßenradsportler."

Lernen der Grundregeln

Denn die Grundregeln des Radrennfahrens, so lautet ein geflügeltes Wort, lernt man nicht auf der Straße, sondern auf der Bahn. Dazu kommt, dass immer mehr Eltern es ablehnen, ihre Sprösslinge bei Wind und Wetter im Straßenverkehr trainieren zu lassen.

Seitens des ÖRV wird betont, dass das Dusika-Stadion vor Pandemie-Ausbruch gut ausgelastet war. 2019/20 waren 364 Sportlerinnen und Sportler für regelmäßiges Training angemeldet, 306 weitere bestritten diverse Lehrgänge, und es gab acht Rennveranstaltungen mit 482 Anmeldungen. Österreich sei eine Radsportnation, sagt Pototschnig, Großevents wie zuletzt die Straßenrad-WM 2018 (Innsbruck) und die Mountainbike-WM 2020 (Leogang) unterstreichen es.

Und so gibt es, ganz abgesehen vom Kompetenzzentrum, seit Jahren auch andere Ideen. Etwa jene, der über weite Strecken leerstehenden Schwarzl-Halle bei Graz mit einer Radrennbahn einen Sinn zu geben. Da wäre die Überdachung von vornherein gegeben, das hätte schon Vorteile, auch wenn sich nicht leugnen lässt, dass immer noch viel überdacht gehört. (Fritz Neumann, 1.2.2021)