Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien.

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Wien – "Wir haben keine Hinweise auf antisemitische oder rechtsextreme Inhalte gefunden", machte Kommissionspräsident Wolfgang Muchitsch am Montag nach der monatelangen Überprüfung des Heeresgeschichtlichen Museums (HGM) deutlich. Die elfköpfige Evaluierungskommission zu den Dauerausstellungen war im Vorjahr vom damaligen Verteidigungsminister Thomas Starlinger eingerichtet worden. Nun wurden die Ergebnisse der Experten von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) präsentiert.

Die Installierung der Kommission war die Folge einer Debatte über den Umgang des Museums mit der militärischen Vergangenheit Österreichs sowie Vorwürfen der Offenheit für Rechtsextremismus. Aber auch wenn man diesbezüglich keine großen Kritikpunkte hat, bewertet die Kommissionen längst nicht alles positiv und listet zahlreiche Missstände auf.

Muchitsch: Ansprüche an modernes Militärmuseum fehlen

"Die Ansprüche an ein modernes militärhistorisches Museum fehlen", machte Muchitsch deutlich. Die Dimension der Gewalt des Krieges werde nicht adäquat gezeigt. "Es geht um die feierliche Erinnerung an Feldherren, nicht an ihre Taten", so der Kommissionschef. Die Genderperspektive, jene der "einfachen Soldaten" oder von Zivilisten fehle hingegen.

"Man hat den Eindruck, wenn man durch das Heeresgeschichtliche Museum geht: Kriege bestehen hauptsächlich aus Waffen und Gemälden", umriss Muchitsch die aktuelle Situation. Bei einer gesamten Ausstellungsfläche von 7.300 Quadratmetern entfalle hingegen weniger als ein Prozent auf Sonderausstellungen.

"Die Kommission kritisiert, dass ein Gesamtkonzept nicht zu erkennen ist", fasste Muchitsch den Bericht zusammen. Man sehe ein Stückwerk von Fachexperten für ein Fachpublikum. Hinzu komme "ein Jahrzehnte gewachsener Investitionsrückstau". Auf der Habenseite sei hingegen die Behandlung des Ersten Weltkriegs, die sich sehr positiv von den übrigen Ausstellungen abhebe, oder auch die Vermittlung und das dichte Veranstaltungsprogramm samt steigender Besucherzahlen.

"Besondere Verantwortung"

Dennoch gelte, so Muchitsch: "Wenn man ehrlich ist, ist doch keiner mit diesem Museum zufrieden." Zu den Empfehlungen der Kommission gehörten deshalb die Erarbeitung eines Strategieprozesses für ein Gesamtkonzept und eine stärkere Abstimmung mit ähnlichen Einrichtungen in Österreich. Militärgeschichte sei immer auch politische Geschichte. "Daher hat das Haus eine besondere Verantwortung, wie Geschichte vermittelt wird", so Muchitsch.

Verteidigungsministerin Tanner kündigte eine erste Finanzspritze in Höhe von 4,3 Millionen Euro zur Modernisierung und Digitalisierung der Ausstellungen und die Einrichtung eines ständigen wissenschaftlichen Beirats unter Führung von Muchitsch an: "Aber das kann nur ein erster Schritt sein, dem andere folgen werden und müssen."

Tanner zeigt sich zuversichtlich

Dazu gehört auch die schon länger anstehende Neuausschreibung der Leitung. Diese soll möglichst bald erfolgen, aber "hier muss Qualität vor der Schnelligkeit gehen", machte Tanner deutlich: "Wir prüfen derzeit die zusätzliche Implementierung einer Verwaltungseinheit in der Führung." Entsprechend habe man im Haus erst noch eigene Hausaufgaben zu erledigen. Der durch den Bericht des Rechnungshofs im Vorjahr unter Beschuss geratene Direktor Christian Ortner sei dabei nicht von einer Neubewerbung ausgeschlossen. "Jeder kann sich bewerben", so Tanner.

Auch wenn die Kommission in Summe das Bild eines in jeder Hinsicht renovierungsbedürftigen Hauses gezeichnet habe, freue sie sich über die zahlreichen Wege und Möglichkeiten, die von der Kommission erarbeitet worden seien, zog Tanner Bilanz: "Ich persönlich bin der Meinung, dass wir nun in die Zukunft blicken und Veränderungen voranbringen können." (APA, 1.2.2021)