Noch nie war der Garpunkt eines Kalbsrückens so perfekt getroffen! Niemals duftete Café-de-Paris-Butter in dieser Vollendung oder brillierte ein Yuzu-Zitrusfrucht-Dressing mit Kokos-Erbsen-Creme auf Romanasalat – zumindest nicht in den vier Wänden der Autorin.

Dabei war der Aufwand für die Zubereitung denkbar klein: Menü online auswählen, Bestellknopf klicken, und einen Tag später fand ich mich mit einem Glas Sekt in der einen (auch dieser kam mit dem Paket) und dem Kochlöffel in der anderen Hand wieder, wie ich fancy Saucen und Suppen rührte. Die finalen Zubereitungsschritte des Menüs sind derart detailliert beschrieben, dass ich den Garpunkt sogar dann getroffen hätte, wenn ich den Sekt davor allein geleert hätte.

Richard und Sonja Rauch vom Steirawirt in Trautmannsdorf versenden monatlich Menüboxen – etwa die Liebesbox für Februar.
Foto: Tobias Rudig

Sauce, Kalbsrücken und Aperitivo stammen aus dem Menüpaket von Richard und Sonja Rauch vom Steirawirt im südoststeirischen Trautmannsdorf. Nach dem Erfolg einer Entenbox zu Weihnachten verschicken die Gastronomen ihre Liebesbox für den Valentinstag und andere dunkle Wintertage jetzt österreichweit und sogar bis nach Deutschland. Die Bestellmenge liegt mittlerweile im dreistelligen Bereich. "Wir haben schon zu Ostern mit dem Verschicken von Themenboxen begonnen", sagt Chefkoch Richard Rauch.

Auch wenn die Abholstation in Graz Richard Rauch eine besondere Freude ist – "Da kann ich wenigstens ein bisserl mit den Leuten reden!" –, haben sich die Menüboxen per Versand etabliert. Rauch: "Nach der Liebesbox kommt die Frühlingsbox, und auch zu Ostern bieten wir wieder einen Lieferdienst an. Wir gehen davon aus, dass im Herbst das Lokal dann wieder normal läuft. Trotzdem werden wir die Martinigans nach Corona nicht nur im Lokal, sondern auch weiter im Paket anbieten."

Große Küche, kleine Arbeit

Für Haubenkoch Max Stiegl im burgenländischen Purbach ist während des Lockdowns gleich ein neuer Geschäftszweig entstanden. Max at Home heißt die Linie, mit der eingerexte Paprikahendln, Gulasch und Kutteln nach Stiegls Art in private Haushalte gelangen. Auch ihm liegt die Abholstation in der Wiener Kettenbrückengasse besonders am Herzen: "Ich bin doch Wirt geworden, um unter Menschen zu sein, zu reden und für sie zu kochen", so Stiegl. An der Abholstation gibt es auch Neues, wie den Mangalitza-Burger, den er nur hier vor dem Geschäft "StattGarten-Eigenbedarf" reicht.

Die Gläser jedoch reisen österreichweit. Und ja, es wird sie auch noch geben, wenn Corona wieder eine Biermarke oder ein Ort am Wechsel ist. Mehr als 100.000 Gläser haben Stiegl und Team inzwischen verschickt. Sie halten sogar Ausschau nach einem kleinen Geschäft in Wien, das sie mit Max-at-Home-Gläsern, -Schürzen und -Wein zu füllen gedenken.

Auch das hippe Restaurant Mochi in Wien macht bei dem Trend mit und verschickt asiatische Menüs als Bausatz.
Foto: Mochi

Wer also Gutes sucht, das uns die Pandemie gebracht hat, der kann sich an die Wirte wenden. Plötzlich ist es kein Problem mehr, sich mehr oder weniger spontan für ein Essen aus einem Restaurant zu entscheiden, in dem man sonst wochenlang auf einen Tisch wartet. Feinste japanische Küche vom Mochi in Wien, Köstliches aus dem Steirereck und Tians filigran abgeschmeckte Saucen: Ein Klick und schon beginnt das freudige Warten auf den Boten.

Dann fühlt man sich ein wenig wie ein Sternekoch, wenn man Gläschen und Säckchen nach liebevoll gestalteter Anleitung im Topf oder auf dem Teller zusammenbringt. Das Abschmecken auf Sterneniveau haben die Köche vorab übernommen. Inzwischen verschickt sogar das Restaurant Mirazur aus dem französischen Menton europaweit. Es gilt als eines der besten Restaurants der Welt. Die Wartezeit auf einen Tisch betrug vor der Pandemie ein knappes Jahr. Der Postweg führt da schneller zum Menü. (Nina Wessely, 1.2.2021)