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Silber ist derzeit heißbegehrt.

Foto: Reuters/Ilya Naymu

Nun wird es langsam abenteuerlich: Hatte der angeblich von Kleinanlegern getriebene Ausverkauf bei Gamestop noch die Aktie eines mäßig liquiden Wertpapiers in lichte Höhen getrieben, wagen sich die Wall-Street-Rebellen nun an große Märkte. Auserkoren haben die auf Reddit und anderen Plattformen vernetzten Anleger seit kurzem Silber. Dabei handelt es sich um einen Weltmarkt, an dem große Banken und Handelshäuser, die nicht leicht in die Knie zu zwingen sind, ebenso aktiv sind wie Minenbetreiber und andere Akteure.

Silber zieht stark an

Vorerst haben die Investoren, die gegen Leerverkäufe bei Silber antreten, einiges erreicht. Sowohl Fonds als auch der Kurs des Edelmetalls legten stark zu. Der weltgrößte Silber-ETF kletterte im vorbörslichen US-Geschäft am Montag um fast zwölf Prozent auf ein Achtjahreshoch von 27,71 Dollar und stand laut Reuters vor dem zweitgrößten Tagesgewinn seiner Geschichte. Bergbaubetreiber wie Fortuna Silver gewannen vorbörslich teilweise mehr als 20 Prozent. Silber war mit 30,03 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) so teuer wie zuletzt vor acht Jahren. Bereits am Freitag waren die Edelmetallbestände ordentlich nach oben geschnellt.

Broker auf der Bremse

Jetzt kommen neuerlich die Broker ins Spiel, die schon bei Gamestop eine umstrittene Rolle gespielt haben, indem sie Kauforders limitierten oder ablehnten. Weitere Spekulationen auf Gamestop – und damit gegen Hedgefonds, die auf sinkende Kurse gewettet haben – wurden dadurch erschwert. Nun gibt es auch bei Silber überraschende Maßnahmen. Broker beginnen, höhere Sicherheiten zu verlangen.

Dabei geht es um sogenannte Margin-Anforderungen, die bei Deals von den Anlegern verlangt werden. Hier kommt es nun zu massiven Veränderungen. Der Broker FX Flat beispielsweise hat die Kunden informiert, dass die Margin-Anforderungen "aufgrund der jüngsten Ereignisse" von 0,5 auf zehn Prozent verzwanzigfacht werden.

Das betrifft professionelle Konten, die mit Futures, Contracts for Difference und ähnlich spekulativen Instrumenten hantieren. Marktteilnehmer vermuten, dass mit dem Schritt den dominanten Anlegern wie Banken und Fonds beigesprungen wird. Einige von ihnen haben mit Leerverkäufen auf fallende Kurse gesetzt und kommen wegen des Anstiegs der Notierungen in Bedrängnis. (Andreas Schnauder, 1.2.2021)