Die Lage in Portugals Spitälern ist verheerend. Es gibt kaum noch freie Krankenbetten.

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In Portugal ist allein im Jänner fast die Hälfte der Menschen gestorben, die insgesamt seit dem Ausbruch der Pandemie vor knapp einem Jahr in Verbindung mit dem Virus ums Leben gekommen sind. Hintergrund ist die seit Wochen rasante Ausbreitung des Erregers. Viele Krankenhäuser haben ihre Kapazitätsgrenze erreicht, Krankenwagen warten teilweise stundenlang vor den Spitälern, bis ein Bett frei wird.

Vergangenen Monat starben 5.576 Menschen nach einer Infektion, das sind 44 Prozent der gesamten Corona-Toten in Portugal. Die Behörden machen dafür die britische Virusmutation verantwortlich, die bereits weit verbreitet sei. Dazu kommen Lockerungen und Aufhebungen der Reisebeschränkungen über die Weihnachtsfeiertage.

Die Lage ist laut Ministerpräsident António Costa "sehr schlimm". Zur Eindämmung der Pandemie hat sich das Land am Sonntag abgeriegelt. Zwei Wochen lang sind Ein- und Ausreisen ohne triftigen Grund untersagt. Seit dem 15. Jänner herrscht in dem Land mit 10,3 Millionen Einwohnern ein strenger Lockdown.

Europäische Hilfe

Wegen der angespannten Lage bot Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) dem portugiesischen Premier am Wochenende Hilfe an. Österreich wird demnach die Betreuung und Behandlung von Intensivpatienten übernehmen. Behördenangaben zufolge waren in Portugal zuletzt nur noch sieben Intensivbetten frei.

Die deutsche Bundeswehr plant, am Mittwoch ein 26-köpfiges medizinisches Hilfsteam nach Portugal zu schicken. Mitgeliefert werden 40 mobile und zehn stationäre Beatmungsgeräte, dazu Infusionsgeräte sowie Krankenbetten.

Im Nachbarland Spanien betrachtet man die Lage mit Sorge. Das ebenfalls hart von Corona getroffene Land hat ebenso wie Österreich und Deutschland seine Hilfe angeboten. Portugal müsse diese nur noch annehmen, erklärte das spanische Außenministerium.

Tourismus liegt am Boden

Angesichts der Corona-Todeszahlen erscheinen die Tourismuszahlen nebensächlich. Dennoch hat die Pandemie den wichtigen Wirtschaftssektor in Portugal auf das Niveau der frühen 1990er-Jahre zurückgeworfen. Im vergangenen Jahr sei die Zahl der Übernachtungen gegenüber 2019 um 63 Prozent auf 26 Millionen eingebrochen, teilte die nationale Statistikbehörde INE am Montag mit. Eine niedrigere Zahl wurde zuletzt 1993 mit 23,6 Millionen registriert. (balm, 2.2.2021)