4.400 Influencer hat Bali im vergangenen Jahr eingeladen, um von Oktober bis November kostenlos die Insel zu bereisen und im Rahmen der Kampagne "We love Bali" Positives über das indonesische Ferienziel in die Welt zu posaunen. Der Tourismus nach der Pandemie sollte damit wieder angekurbelt werden. Durch Corona verloren in Balis Tourismuswirtschaft zuletzt 75.000 Personen ihren Job oder wurden beurlaubt. Nach der Influencer-Kampagne wollte Bali ab Dezember wieder mehr Touristen auf die Insel lassen. So weit die Theorie.

Schönes Leben auf Instagram

Einige der Influencer waren länger im Land, darunter die US-Amerikanerin Kristen Gray. Auf der Insel lebend, machte sie genau das, was man als gute Promo für Bali bezeichnen könnte: Sie ließ auf Instagram und via Twitter Menschen in der Ferne an ihrem schönen Leben teilhaben. Sie sei aber nicht erst im Herbst 2020, sondern bereits im Jänner 2020 mit ihrer Lebensgefährtin auf die Insel gezogen, hieß es dort. Ihr Leben sei nun viel entspannter und sogar billiger, ließ sie ihre Follower wissen. In Los Angeles habe sie 1.300 Dollar für eine kleine Wohnung bezahlt, auf Bali bekomme sie ein ganzes Holzhaus für nur 400 Dollar. Weiters teile sie in einer Serie von mittlerweile gelöschten Tweets mit, dass Bali ein Ort sei, an dem farbige und homosexuelle Menschen überaus willkommen seien. Das Fazit: "Come to Bali!", empfahl sie Lesern ihres gleichlautenden, kostenpflichtigen E-Books, in dem sie Tipps zum Übersiedeln gab.

4.400 Influencer wurden für den Herbst 2020 auf Bali eingeladen, um bunte Bilder von einer heilen Urlaubswelt in die Welt der Pandemie hinauszuposten.
Foto: AFP / SONNY TUMBELAKA

Vor wenigen Tagen sind Gray und ihre Partnerin aus Indonesien zurück in die USA abgeschoben worden, wie unter anderen die "New York Times" berichtete. Die Behörden warfen den Amerikanerinnen vor, gegen Indonesiens Visaregeln verstoßen und trotz Arbeit keine Steuern bezahlt zu haben. Zudem habe das Paar Informationen verbreitet, die die Öffentlichkeit verunsichern könnten. Die Behörden spielten damit auf die Aussagen der Amerikanerinnen an, dass Ausländer auch während der Pandemie einfach einreisen könnten. Gray hätte in ihrem Buch zudem laut Medienberichten Tipps gegeben, wie man die Einreisebeschränkungen umgehen könne. Aber auch die angebliche Toleranz für homosexuelle Lebensformen störte die Behörden offenbar – die ist in Indonesien tatsächlich gesetzlich oft nicht gegeben.

Kritik von vielen Seiten

Erwin Siregar, der Anwalt des Paares, bestreitet das ungesetzliche Handeln seiner Mandantinnen. Zudem zeigte er sich erstaunt darüber, dass die beiden kostenlos Werbung für eine von der Pandemie gebeutelte Tourismusregion machen und dafür nun bestraft würden. Gleichzeitig taucht aber immer öfter auch Kritik von Einheimischen an der verklärten Sicht von Influencern auf das Leben in Indonesien auf. In sozialen Medien kritisierten manche Indonesier die Aussagen von Kristen Gray bezüglich der angeblichen Homofreundlichkeit als realitätsfern. Andere störte, dass sie offensichtlich bewarb, wie "billig" das Leben für Amerikaner dort sein, obwohl sich viele Einheimische diesen Lebensstandard nicht leisten können.

Etwa zur selben Zeit hat Indonesien auch einen Russen des Landes verwiesen, weil er trotz der Corona-Beschränkungen mit mehr als 50 Personen eine Party in einem Luxushotel auf Bali gefeiert haben soll. Sergej Kosenko, der auf Instagram mehr als 4,9 Millionen Follower hat, habe dadurch gegen die Bestimmungen für sein Touristenvisum verstoßen, erklärte der Regierungsbeamte Jamaruli Manihuruk. Aufmerksam seien die Behörden auf Kosenko geworden, weil er mit einem Moped über eine Mole ins Meer gesprungen sei und davon ein spektakuläres Video auf Instagram gepostet habe.

Wie es mit dem Tourismus auf Bali weitergehen wird, ist derzeit unklar. Auch Indonesien kämpft mit der Ausbreitung der Corona-Mutationen. Aktuell sind die indonesischen Grenzen trotz früherer Pläne der Öffnung im Dezember 2020 geschlossen, Ausnahmen gelten nur für Menschen mit permanenten Aufenthaltstiteln. (red, 2.2.2021)