Space X öffnete seine Raumschiffschleusen für den Weltraumtourismus: Schon bald könnten zahlende Passagiere mit der Crew Dragon ins All fliegen.
Illustr.: SpaceX

New York – Nicht nur die Nasa, auch zahlende Privatpassagiere können künftig beim kommerziellen Raumfahrtunternehmen Space X ein Raumschiff chartern und für mehrere Tage ins All reisen: Der US-Milliardär Jared Isaacman hat nun einen Flug mit der Crew-Dragon-Kapsel Resilience gebucht und dabei gleich alle vier freien Sitze reserviert. Die Mitreisenden sollen aus mehreren Auswahlverfahren hervorgehen, wobei ein wohltätiger Zweck im Vordergrund stehe. Er selbst soll das Kommando übernehmen. Als ausgebildeter Jet-Pilot mit Erfahrung im zivilen und militärischen Flugbereich und zwei Weltumrundungsrekorden dürfte er zumindest Erfahrung mit brenzligen Situationen haben.

Kein Profi-Astronaut an Bord

Der 37-Jährige, der sein Geld mit der Zahlungsabwicklungsfirma Shift 4 Payments gemacht hat, könnte womöglich noch heuer zu seiner zwei- bis viertägigen, "Inspiration 4" betitelten Mission abheben, so Space X. Es wäre die erste Mission, bei der kein Teilnehmer ein bei einer Raumfahrtbehörde angestellter ausgebildeter Astronaut ist – entsprechend wirbt Isaacman auf seiner Website auch für die "erste rein zivile Mission ins All" um Bewerber. Auch die Nasa zeigte sich "begeistert darüber, dass eines der ursprünglichen Ziele von @Commercial_Crew Realität wird".

Drei Auswahlverfahren

Auf einem der Stühle wird Isaacman Platz nehmen, die übrigen drei Sitze will er für einen guten Zweck vergeben. Wer zum Zug kommt, sollen verschiedene Auswahlverfahren ergeben. Das dabei eingenommene Geld soll an das Kinderkrankenhaus St. Jude in Memphis im US-Bundesstaat Tennessee gehen.

"Die drei Besatzungsmitglieder, die wir auswählen, stammen aus alltäglichen Lebensbereichen", erklärte der Milliardär gegenüber Journalisten. Eine der drei Personen dürfte bereits feststehen: Sie ist Teil des Gesundheitspersonals in St. Jude und freue sich genauso auf den Start wie er, meinte Isaacman.

Der US-Milliardär Jared Isaacman und drei weitere Menschen sollen ohne professionelle Begleitung für mehrere Tage ins All fliegen.
Foto: SpaceX

Spenden für ein Kinderkrankenhaus

Die zweite Person soll durch das Los bestimmt werden: Alle, die sich auf der Inspiration-4-Website registrieren und eine Spende tätigen, dürfen daran teilnehmen. Isaacman erwartet sich davon 100 Millionen Dollar Spenden, zusätzlich zu den 100 Millionen Dollar, die er selbst an das Krankenhaus spendet.

Die dritte Person wird bei einem mit Shift 4 Payments verbundenen Wettbewerb ausgewählt. Die Teilnehmer können über die Plattform des Unternehmens einen Onlineshop eröffnen und ein Video einreichen, das von einer "Jury aus prominenten Richtern" überprüft wird. Der Gewinner tritt der Crew der Mission bei. "Ich bin Weltraumfan seit dem Kindergarten", erklärte Isaacman. Was ihn sein Kindheitstraum kostet, wollte er nicht verraten.

Spaziergang wird die Ausbildung zum Weltraumtouristen keine, versprach Isaacman: "Ich werde dafür sorgen, dass Sie hier auf der Erde einige sehr unangenehme und stressige Situationen erleben werden, lange bevor wir in den Weltraum fliegen." Über die medizinischen Anforderungen an die Teilnehmer verloren Space-X-Chef Elon Musk und Isaacman nur wenige Worte.

Achterbahnfahrt ins All

"Wenn Sie eine Achterbahnfahrt machen können, sollten Sie sich auch für einen Flug mit der Dragon eignen", sagte Musk. Gemäß den offiziellen Wettbewerbsregeln müssen die Teilnehmer US-Bürger, mindestens 18 Jahre alt, nicht größer als 1,98 Meter, nicht schwerer als 113 Kilogramm und "physisch und psychisch fit für Training und Raumfahrt" sein.

Laut Musk werden kommerzielle Missionen wie diese zur Entwicklung seines Starship-Projekts beitragen. Space X hat bereits Vereinbarungen für weitere kommerzielle Missionen mit der Crew Dragon mit den Unternehmen Axiom Space und Space Adventures getroffen. "Wir müssen das Starship-Programm irgendwie finanzieren, und diese Mission wird dazu beitragen", sagte er.

Das Unternehmen Axiom Space arbeitet auch an Plänen für eine erste rein kommerzielle Raumstation, die ab 2024 im Erdorbit heranwachsen soll.
Illustr.: Axiom Space

Tourismuswelle auf der ISS

Vergangene Woche war bekannt geworden, dass frühestens 2022 vier Männer aus den USA, Kanada und Israel als Weltraumtouristen zur Internationalen Raumstation (ISS) fliegen sollen. Der US-Unternehmer Larry Connor, der israelische Geschäftsmann und Pilot Eytan Stibbe und der kanadische Investor Mark Pathy wurden für die Ax-1 betitelte Mission ausgewählt, die das Unternehmen Axiom Space gemeinsam mit Space X und der Nasa organisiert.

Kommandant der Mission soll der frühere Nasa-Astronaut Michael Lopez-Alegria werden. Medienberichten zufolge kostet das Ticket für diese Mission rund 55 Millionen Dollar (45 Millionen Euro). (tberg, red, 2.2.2021)