Dusika-Stadion statt Düsseldorf. Markus Fuchs startete flott in die Saison.

Foto: ÖLV/Alfred Nevsimal

Der Letzte hat das Licht abgedreht. Der Letzte, das war Olaf Brockmann, Doyen des österreichischen Sportjournalismus und weltweit einer der größten Leichtathletikexperten. Brockmann ist am Samstagabend, als alles schon gelaufen, gesprungen und geworfen war, im Wiener Ferry-Dusika-Stadion gesessen und hat noch einmal den Blick schweifen lassen durchs leere Oval. Wehmütig wurde es ihm, schließlich hatte er in den Stunden zuvor dem tatsächlich letzten Leichtathletik-Meeting im Dusika-Stadion beigewohnt. Brockmann, nur offiziell im Ruhestand, verbindet viel mit dieser Arena, die im Herbst abgerissen wird und einer neuen Sporthalle weicht. Er hat jahrelang für die Kronen Zeitung berichtet, war auch Pressechef der Wiener Hallen-EM 2002, bei der drei Medaillen für Österreich herausgeschaut haben, jeweils Silber für Stephanie Graf (800 m), Karin Mayr-Krifka (200 m) und Elmar Lichtenegger (Hürdensprint).

Die Laufbahn des Dusika-Stadions galt immer und gilt noch als besonders schnell. Es gibt gar Überlegungen, sie nach ihrer Demontage zwischenzulagern und dann in die neue Halle zu legen. Die Bahn federt kaum merklich, aber doch, das schlug sich oft in tollen Zeiten nieder. Das letzte Meeting war da keine Ausnahme. Die junge Britin Keely Hodgkinson fixierte einen U20-Weltrekord über 800 Meter (1:59,03), auch die Niederländerin Femke Bol (50,98 über 400 m) und Ungarns Istvan Szögi (3:37,55 über 1500 m) sorgten für Jahresweltbestzeiten. Die Gastgeber standen kaum nach, Karin Strametz in 8,20 Sekunden über 60 Meter Hürden und Markus Fuchs in 6,73 Sekunden über 60 Meter flach schafften das Limit für die Hallen-EM Anfang März in Torun/Polen.

Turnaround in Schwechat

Fuchs ist noch nie so flott in eine Saison eingestiegen – dabei wäre aus dem Einstieg fast nichts geworden. Der 25-jährige Perchtoldsdorfer hätte am Samstag gar nicht im Dusika-Stadion laufen, sondern über Amsterdam nach Düsseldorf fliegen sollen, um dort am Sonntag beim großen Istaf-Meeting zu laufen. Fuchs hatte schon eingecheckt, doch unmittelbar vor dem Einsteigen wurde er aufgehalten. "Ich bin schon am Gate gesessen." Die Crew wollte, wie in den Niederlanden vorgeschrieben, einen negativen PCR-Test sehen, Fuchs hatte aber nur einen Antigentest zu bieten, er musste wieder umdrehen. Die Frage, warum er nicht beim Einchecken Bescheid bekommen hatte, blieb unbeantwortet. Ein Anruf bescherte ihm den Startplatz in Wien, die Freundin chauffierte ihn vom Flughafen zum Dusika-Stadion, dort blieb gerade noch genug Zeit zum Aufwärmen.

6,75 im Vorlauf, 6,73 im Finale, EM-Limit, große Freude. "Vorher war ich total durch den Wind, nachher war ich total happy." Fuchs hat sich in den vergangenen Jahren als bester heimischer Sprinter etabliert und auch international einen Namen gemacht. Er wird immer öfter zu großen Meetings eingeladen, heute, Mittwoch, geht er in Ostrava in Tschechien an den Start, der Event zählt zur World Indoor Tour Silver. In Torun, wo zwei Wochen vor der EM quasi die Generalprobe steigt, und in Madrid steht Fuchs auf der Warteliste, diese Meetings haben sogar Gold-Status. Fuchs: "Eine Einladung für Torun wäre besonders fein, weil ich dann bei der EM die Halle schon kennen würde." So oder so strebt er bei der EM eine Finalteilnahme an, es wäre seine erste. "Ich will alles aus mir herauskitzeln."

Der Traum

Je höher das Niveau eines Meetings, umso mehr Punkte fürs Ranking gibt es zu lukrieren. "Ich muss gute Rennen kriegen und dann performen", sagt Fuchs. "Da brauche ich nicht viel herumrechnen." Die bereinigte Weltrangliste hat er aber schon im Kopf, er liegt derzeit um Rang 70. Der 56. Platz würde zur Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen ab 23. Juli in Tokio berechtigen. "Das wäre der Traum." Corona, sagt Fuchs, könne er ohnedies nicht beeinflussen. Er trainiert wie eh und je, bestreitet jetzt auch laufend PCR-Tests, das kann erstens nie schaden und hilft zweitens vielleicht auch, wenn er das nächste Mal in ein Flugzeug einsteigen will.

Eines ist klar: Wo auch immer es den Sprinter Markus Fuchs heuer hinziehen wird, sei es nach Polen, sei es nach Japan, Olaf Brockmann wird schon dort sein und ihn in Empfang nehmen. Denn der Doyen und Experte ist bei jedem Großevent der Erste vor Ort. Der, der das Licht aufdreht. (Fritz Neumann, 3.2.2021)