Die Black-Lives-Matter-Proteste der letzten Jahre sind wohl an niemandem ganz vorbeigegangen. Über Rassismus müssen wir dennoch noch viel lernen. Medien könnten dazu beitragen, wenn sie nur wollten.

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Das darf man doch wohl noch sagen! Den Spruch kennt man, von dumpfen Stammtischtreffen. Politische Korrektheit, das wird dort als Fessel empfunden, als Meinungskorsett. Am Stammtisch kann man nach dem vierten Bier auch schon mal größeren Müll von sich geben, das bleibt am Tisch und wird, wenn die Stühle hochgestellt werden, von der Putzfrau am Ende rausgewischt. In der Talk-Sendung "Die letzte Instanz" des WDR allerdings wurde von Promis wie Thomas Gottschalk oder der Schauspielerin Janine Kunze in die Öffentlichkeit gebrabbelt, was besser in irgendwelchen vier Wänden geblieben wäre. Freimütig plauderten sie darüber, was sie gerne alles sagen würden, wenn man doch dürfte. Ein "Zigeunerschnitzel" solle man doch als solches benennen, das "Mohrenkopfbrötchen" sei ein Begriff aus der Kindheit – warum solle man daran etwas ändern, bloß weil sich jetzt die "woke" Gesellschaft davon gestört fühle?

Es waren grenzenlos dumme Aussagen, die auf Twitter einen veritablen Shitstorm auslösten. Zu Recht. Warum können es Sender und Zeitungen nicht lassen, so zu tun, als wäre Alltagsrassismus eine "mutige Meinung", die unbedingt jetzt mal ausgesprochen werden muss? Dass man glaubt, dass mal "die anderen" zu Wort kommen müssen, die, die sich trauen zu sagen, was Sache ist? Obwohl man doch genau weiß, dass damit völliger Blödsinn in die Welt gesetzt wird?

Es wird ein nächstes Mal geben

Rassismus ist kein subjektives Empfinden, er ist eine gesellschaftliche Tatsache. Warum versucht man trotzdem ständig, diese Tatsache zu einer spezifischen Weltsicht von angeblich zu empfindsamen Minderheiten zu machen? Die Antwort ist wohl recht einfach: Man will diese Diskussionen ordentlich am Kochen halten. Ob sie uns damit immer wieder auf dem gleichen (rassistischen) Status quo festhalten, das scheint völlig egal zu sein. Es geht einfach darum, Diskriminierungsthemen möglichst kontrovers zu inszenieren. Da macht es auch gar nichts, dass sich im Nachhinein auf laute Kritik zwei der Diskutant*innen, Gottschalk und Kunze, entschuldigten, sogar mit aufrichtig klingenden Worten. Nun, vielleicht haben zumindest sie etwas gelernt.

Doch für die nächste Runde von "Was wir weißen Menschen überhaupt noch sagen oder tun dürfen" finden sich bestimmt wieder ein paar Spezialist*innen. Und es wird bestimmt ein nächstes Mal geben. Wäre doch schade um die Quote. (Beate Hausbichler, 3.2.2021)