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Die Spirit of Discovery ist eines der beiden Schiffe von Saga Cruises, auf die demnächst nur mehr Passagier mit Corona-Impfung dürfen.

Foto: AP / Owen Humphreys

Die Bilder von festsitzenden Kreuzfahrt-Passagieren aus dem vergangenen Jahr sind noch vielen präsent. Doch lässt es sich überhaupt vermeiden, dass die Kolosse bald abermals zu schwimmenden Corona-Clustern werden? Ende Jänner schuf die britische Saga Cruises als erste Kreuzfahrt-Reederei Fakten: Sie verlangt von allen Passagieren zum Neustart der Flotte Anfang Mai die zweimalige Impfung gegen Corona. Saga betreibt zwar nur zwei Kreuzfahrtschiffe, dafür aber recht luxuriöse, die von einer Klientel mit hohem Altersdurchschnitt gebucht werden.

Auch die Crew ist geimpft

In den ersten Februartagen folgten mit der American Queen Steamboat Company und Victory Cruise Lines zwei weitere kleine Reedereien in den USA diesem Beispiel. Ab Juli dürfen nur noch geimpfte Gäste an Bord der insgesamt sieben Schiffe. Auf diesen wird die Covid-19-Impfung aber nicht nur für die Gäste verpflichtend sein, sondern auch für Crew-Mitglieder und Mitarbeiter an Land wie Guides und Fahrer auf Landausflügen.

Auch hier ist die Mehrheit der Kunden über 65 Jahre alt – und hat daher schon in Kürze einen Anspruch auf die Impfung. Sollte ein Gast dennoch nicht beide Dosen des Impfstoffs vor der geplanten Reise erhalten, bucht man ihn kostenlos auf eine Kreuzfahrt zu einem späteren Zeitpunkt um.

Wirtschaftliche und medizinische Fragen

Aber folgt die Impfpflicht nun auch bei größeren, bekannteren Reedereien? Wirtschaftlich stellt sich für diese Unternehmen zunächst die Frage: Sind zum Zeitpunkt des Neubeginns bereits so viele Menschen geimpft, dass man bei einer Impfpflicht überhaupt genügend Kunden findet?

Darüber hinaus ergeben sich aber nach wie vor – deutlich wichtigere – medizinische Fragen. Etwa ob die Impfung überhaupt gegen die Weiterverbreitung des Covid-19-Erregers hilft. Ist das nicht der Fall, müssten weiterhin geeignete Maßnahmen ergriffen werden – Maskenpflicht, Abstandsregeln, Corona-Test vor der Reise –, um Kontaktpersonen an Land oder nach der Rückkehr zu schützen. Vor allem das Thema Landgänge dürfte bei den großen Reedereien eine Rolle spielen.

Wenn das Virus anlandet

Zu Beginn der Pandemie war jedenfalls die Sorge manifest, dass eine große Anzahl Erkrankter von den Schiffen lokale Gesundheitssysteme überlasten könnte. Die Folge waren Hafensperren und Anlandungsverbote. Was also, wenn die Impfung nichts an dem Risiko ändert, dass Kreuzfahrt-Passagiere das Virus an Land tragen und dort verbreiten können? Erste Länder wie etwa die Seychellen wollen die Quarantänepflicht für Geimpfte nun trotzdem aufheben.

Es ergibt sich aber noch ein weiteres potenzielles Problem: Da bei den geimpften Passagieren keine Erkrankung auftritt, bleibt eine Weiterverbreitung unter Umständen unbemerkt. Eine Kreuzfahrt ließe sich als Ursprung einer Infektionskette also kaum zurückverfolgen. Vorerst scheint es also notwendig, die bisherigen Hygienekonzepte mit Corona-Tests trotz Impfung aufrechtzuerhalten. (red, 3.2.2021)