16 Charaktere geben dem Arena-Racer ein Gesicht.

Foto: Sony

Am Dienstag ist mit Destruction Allstars der erste große Playstation-5-Titel im Playstation-Plus-Angebot erschienen. Die ersten Spielstunden des Arena-Action-Rennspiels gestalteten sich vielversprechend, aber auch etwas chaotisch.

Von Vollpreis zu "kostenlos"

Vergangenes Jahr noch als Vollpreisspiel angekündigt, kam gegen Jahresende die Bestätigung, dass Destruction Allstars in das Playstation-Plus-Angebot wandern würde. Sorgen um Umfang und Qualität des Spiels wurden geäußert – nicht zu Unrecht, wie das fertige Spiel zeigt.

Das Entwicklerstudio Lucid Games (Need for Speed Payback, Goat Simulator) bietet mit Destruction Allstars ein Rennspiel, bei dem man in Arenen mit dem eigenen Boliden möglichst viel Zerstörung bei den anderen Teilnehmern anrichten muss. Da die Fahrzeuge recht schnell in ihre Einzelteile zerfallen, kann man jederzeit aus ihnen aussteigen und sich einen neuen Untersatz suchen. Dadurch ergibt sich eine Dynamik, die man in diesem Setting noch in keinem Spiel erlebt hat.

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Multiplayer-Fokus

In einer Art Story-Modus lernt man die 16 Fahrer kennen, die im Spiel als Allstars bezeichnet werden. Die meisten Figuren erinnern an die TV-Sendung The Masked Singer und sollen wohl besonders schrill und verrückt wirken. Einen gewissen Humor kann man der Wolfslady und dem Lucha-Libre-Kämpfer aber nicht absprechen. Laut den Entwicklern wurden die Figuren sogar echten Menschen auf der ganzen Welt nachempfunden und nur Details geändert. So wollte man auch das Thema Diversität aufgreifen und ein möglichst buntes Spektrum an Charakteren anbieten.

Spielerisch unterscheiden sich die Figuren sowohl in ihrem Lauftempo, wenn sie mal nicht im Auto sitzen, als auch in ihrer Spezialfertigkeit. Während ein Charakter sein Auto unsichtbar machen kann, aktiviert ein anderer eine kreisende Klinge an seinem Gefährt. Ob diese Fertigkeiten, die sich recht abwechslungsreich anfühlen, langfristig auch wirklich ausbalanciert sind, wird die Zukunft zeigen.

Das wahre Herzstück des Spiels sind die vier Multiplayer-Modi. In zwei davon kämpft man gegen 15 andere Fahrer um die Krone. In Mayhem darf man nach jedem Ableben erneut in den Ring steigen, bei Gridfall ist man ähnlich wie bei Fall Guys nach einem Absturz raus aus dem Rennen. Spannend wird es bei Carnado und Stockpile, in denen zwei Achterteams gegeneinander antreten. Bei einem geht es um das Bunkern von Punkten, beim anderen gilt es, Bereiche zu erobern.

Die Crashes sind spektakulär inszeniert.
Foto: Sony

Tempo, Tempo

Zunächst fühlt sich das Spiel sehr hektisch an, und man sollte sowohl das Tutorial als auch Mayhem ein paar Runden lang spielen, bevor man sich an andere Modi wagt. Das richtige Aussteigen aus dem brennenden Auto, das Herbeirufen des für jeden Charakter speziellen Sondergefährts und das zielgerichtete Rammen von Gegnern wirken zunächst sehr hektisch, gehen aber schnell in Fleisch und Blut über. Leider geizt das Spiel ein wenig mit Erklärungen zu den Team-Modi, weshalb man zunächst etwas verloren nach der Art des Punktesammelns sucht.

Auch der Faktor Glück scheint nicht unerheblich zu sein. Schnappt mir gerade ein anderer Fahrer das Auto vor der Nase weg, oder gehe ich als Sieger aus dem Crash von vier Boliden hervor? Ähnliche Vertreter, etwa Wreckfest oder Destruction Derby, leben ebenfalls von einem gewissen Chaos-Faktor. Wer das in sein Spielerlebnis einkalkuliert, dem wird das Unberechenbare des Spiels weniger ausmachen.

Mikrotransaktionen

Die im Spiel gesammelte Währung kann man für Farbänderungen des eigenen Autos oder für neue Freudenposen der Allstars einsetzen. Wer ungeduldig ist, dem schlägt das Spiel den Einsatz von Echtgeld vor. Mikrotransaktionen nennt man das im Fachjargon. Wie sehr diese noch im Lebenszyklus des Spiels auf das Geschehen einwirken, muss man abwarten. Irgendwie wird Sony aber die Entwicklungskosten einspielen wollen.

Die Aktion auf Playstation Plus läuft laut Angaben von Sony noch bis zum 6. April. Wer es bis dahin seiner Bibliothek hinzufügt, darf es auch weiterhin kostenlos spielen. Alle anderen müssen ab diesem Zeitpunkt den bis dahin festgesetzten Preis zahlen.

Ist der fahrbare Untersatz seinem Ende nahe, lohnt es sich, zu Fuß einen neuen zu suchen.
Foto: Sony

PS5-exklusiv

Der Titel ist speziell für die Playstation 5 entwickelt worden. Das Ergebnis sind äußerst kurze Ladezeiten und ein sehr flüssiges Spielerlebnis. Ein wirkliches Ausreizen der Hardware findet hier natürlich nicht statt. Der Titel hätte auch ohne Probleme auf der Playstation 4 erscheinen können. Dass eine Portierung zu einem späteren Zeitpunkt passieren wird, ist unwahrscheinlich. Laut erstem Release-Fenster hätte Destruction Allstars einer der Starttitel für die neue Hardware sein sollen und wurde sicher auch deshalb exklusiv entwickelt.

Fazit

In den ersten Stunden wirkt Destruction Allstars abwechslungsreich und fordernd genug, dass man weitere Zeit in das Spiel stecken möchte. Ob es das neue Rocket League wird, muss sich zeigen. Zuletzt sind größere Produktionen, etwa Bleeding Edge von Ninja Theory oder Hyper Scape von Ubisoft, an den Erwartungen, den neuesten Multiplayer-Hit zu schaffen, zerschellt. Praktisch alle Playstation-Plus-Kunden können es in jedem Fall bis April kostenlos ausprobieren. In ein paar Wochen wird man auch wissen, ob Erfahrung den Glücksfaktor reduzieren kann und ob das Spiel ausreichend Inhalte besitzt respektive nachliefert, um auch längerfristig zu fesseln. (aam, 3.2.2021)