Auch Katzen haben gerne Alternativen.

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Ob bei Browsern, Smartphone-Betriebssystemen oder der Online-Werbung: Google mag in vielen Bereichen dominant sein, in keinem aber auch nur ansatzweise so stark wie bei Suchmaschinen. Sagenhafte 94 Prozent sämtlicher Suchabfragen wurden in Österreich im Jänner 2021 laut den Zahlen von Statscounter über Google abgewickelt. Eine Dominanz, die durchaus Sorgen bereiten darf. Immerhin ist die Suchmaschine für viele der eigentliche Zugang zum Web, und Google somit jener Filter, der darüber entscheidet, welche Inhalte gefunden werden – und welche nicht. Dass das Unternehmen parallel dazu jede Menge Daten über seine Nutzer sammelt, und mit deren Hilfe seine Marktmacht in anderen Bereichen ausdehnt, verstärkt dieses Unbehagen weiter. Und auch, dass sich Google über die Jahre immer stärker von einer Such- zu einer Wissensmaschinen entwickelt hat, die versucht direkt Antworten zu geben anstatt auf externe Webseiten zu verlinken, gefällt längst nicht allen.

Die Gründe sich nach Alternativen zur Google-Suche umzusehen, sind also mannigfaltig. Die gute Nachricht: Die Zahl der verfügbaren Konkurrenten ist trotz dieser betrüblichen Marktrealität erfreulich groß. Gerade in den vergangenen Jahren sind einige neue Mitbewerber aufgetaucht, die mit einem Fokus auf Privatsphäre oder auch Umweltschutz versuchen zumindest ein wenig an der Google-Dominanz zu kratzen. Im Folgenden sollen einige der derzeit interessantesten Angebote stellvertretend vorgestellt werden. Wie immer erhebt so eine Auswahl natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, insofern seien Ergänzungen und Empfehlungen im Forum explizit willkommen geheißen.

DuckDuckGo

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Mit einem aktuellen Marktanteil von 0,72 Prozent mag DuckDuckGo in Österreich – zumindest bei oberflächlicher Betrachtung – noch eine kaum wahrnehmbare Rolle unter den Suchoptionen einnehmen. Gleichzeitig ist man damit tatsächlich nach Google und Bing bereits die drittmeistgenutzte Suchmaschine. Vor allem aber ist es DuckDuckGo gelungen, sich als eine Art Anti-Google zu positionieren: Kein Tracking, keine personalisierte Werbung, keine Speicherung von Nutzerinformationen, selbst die zu den Abfragen gehörigen IP-Adressen werden nicht dauerhaft abgelegt. Der Fokus lautet hier also Privatsphäre – und das posaunt man auch genauso hinaus.

Der schönste Privacy-Ansatz bringt aber wenig, wenn die Ergebnisse nichts taugen. Und hier gilt es gleich eine Realität der (meisten) alternativen Suchmaschinen offenzulegen: Fast alle bedienen sie sich aus dem Datenmaterial größerer Anbieter. Immerhin ist es nicht gar so einfach, selbst eine vollständige Indizierung des Webs – und all der unterschiedlichen Inhalte, die dort zu finden sind – vorzunehmen. Im Falle von DuckDuckGo setzt man hier aber zumindest auf ein breit gestreutes Angebot aus hunderten Quellen. Von Microsofts Bing über das russische Yandex bis zu Spezial-Suchmaschinen wie Wolfram Alpha und natürlich auch die Wikipedia. Zuletzt hat man aber auch die Nutzung eines eigenen "Web Crawler" verstärkt, liefert also vermehrt eigene Ergebnisse.

Bei Suchanfragen fällt schnell auf, dass DuckDuckGo zwar ebenfalls zunehmend versucht, direkt Antworten zu liefern, im Vergleich zu Google nimmt dies aber noch recht wenig Platz auf den Ergebnisseiten ein. Stattdessen dominiert die klassische Liste mit Verweisen auf externe Seiten. Das Angebot von DuckDuckGo beschränkt sich dabei nicht auf die Textsuche, es kann auch gezielt nach Bildern, Videos oder Nachrichten gesucht werden. Selbst einen Kartenservice gibt es, der von Apple Maps gespeist wird, und seit ein paar Wochen auch Routenplanung ermöglicht. Ein nettes Extra ist die Möglichkeit, Suchanfragen gezielt an andere Suchmaschinen weiterzuleiten, falls die Ergebnisse einmal nicht zufriedenstellend sind. Gerade bei der Suche nach aktuellen Nachrichten ist dies auch öfter einmal möglich, hier ist der Vorsprung von Google am sichtbarsten.

Das wirft natürlich die Frage auf: Wie finanziert sich dieser Dienst? Die Antwort: Ebenfalls über Werbung, aber halt nicht über personalisierte. Stattdessen werden einfach zu den Suchbegriffen passende Einschaltungen platziert. Werbefreiheit sollte man sich generell von alternativen Suchmaschinen nicht erwarten, zum Teil finden sich bei diesen sogar mehr gesponserte Einträge als bei Google – und doch wird die Privatsphäre dadurch weniger ausgehöhlt. Und darum geht es im Endeffekt. Ein von Kritikern immer wieder angesprochener Schwachpunkt von DuckDuckGo: Das Unternehmen ist in den USA ansässig, und unterliegt damit auch der dortigen Judikatur, die Behörden und Geheimdiensten einen recht weitreichenden Zugriff erlauben.

Ecosia

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Einem anderen Schwerpunkt hat sich Ecosia verschrieben: Es will so etwa wie die Suchmaschine für ökologisch bewusste Nutzer sein. Werden doch die lukrierten Werbeeinahmen verwendet, um damit das Pflanzen von Bäumen zu finanzieren. Zusätzlich verspricht man, dass die CO2-Bilanz der eigenen Suchmaschine sogar negativ ist, da man Solarstrom zukauft. Letzteres klingt aber beeindruckender als es ist, kann doch Google mittlerweile das gleiche von sich behaupten. Die durch Ecosia finanzierten Bäume hingegen sollen tatsächlich helfen, CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen, sind also das reale Alleinstellungsmerkmal in dieser Hinsicht. 45 Suchanfragen finanzieren dabei übrigens einen Baum verspricht das aus Berlin stammende Unternehmen.

Auch wenn es nicht der Fokus von Ecosia ist: In Hinblick auf die Privatsphäre will man sich ebenfalls keine Blößen geben. So werden auch hier keinerlei Daten über die Nutzer gesammelt. Die Suchergebnisse werden von Microsofts Bing geliefert, Ecosia betont aber, dass dabei keinerlei Daten an den Windows-Hersteller geliefert werden.

Die Bing-Basis bedeutet auch, dass es hier keinerlei Überraschungen bei der Suchqualität gibt, diese stimmt mit dem Microsoft-Produkt 1:1 überein. Dazu zählen auch spezielle Kategorien für die Suche nach Bildern, Videos oder auch Musik. Mit seinem Ökoansatz ist Ecosia übrigens durchaus erfolgreich – also zumindest relativ gesehen. Mit einem Marktanteil von 0,63 Prozent liegt man in Österreich an vierter Stelle und damit auch nicht allzu weit von DuckDuckGo entfernt. Vor allem aber ist die Tendenz bei beiden steigend.

Qwant

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Französischen Landen entstammt Qwant. Ähnlich wie DuckDuckGo stellen die Betreiber die Privacy-Thematik in den Vordergrund – also dass keinerlei persönlich identifizierbare Daten eingesammelt werden. Qwant liefert zwar sehr wohl an die Nutzer angepasste Ergebnisse, die dafür herangezogenen Daten werden aber ausschließlich lokal gespeichert. Das heißt aber im Umkehrschluss natürlich, dass man schon mal auf dem Desktop andere Ergebnisse als auf dem Smartphone bekommen kann, wenn auf beiden Qwant verwendet wird.

Eine weitere Spezialität von Qwant ist eine eigene Kartensuche auf Basis von OpenMaptiles.org. Besonders erfreulich ist, dass der zugehörige Quellcode öffentlich verfügbar ist – etwa, dass bei modernen Webdiensten leider eher die Ausnahme als die Regel darstellt. Ebenfalls positiv fällt die eigene – und sehr nett gemachte – Musiksuche auf, etwas seltsam erscheint dafür die Auswahl an Nachrichten, die auf der Startseite von Qwant dargeboten wird. Die Suchergebnisse werden laut den Angaben von Qwant mittlerweile aus einem eigens erstellten Index gespeist. Die Möglichkeit, Anfragen an andere Suchmaschinen weiterzureichen, gibt es auch hier.

Die Ziele von Qwant sind recht groß gesteckt: Global wolle man einen Marktanteil von 5 bis 10 Prozent erreichen, heißt es. Ob dies realistisch ist, ist natürlich noch einmal eine andere Frage. Die Betreiber verweisen jedenfalls auf einen angeblichen Marktanteil von 5 Prozent in Frankreich – auch wenn die Zahlen von Statscounter diese Behauptung nicht ansatzweise stützen. Und auch wenn man in der Vergangenheit einige PR-Erfolge feiern konnte – etwa die Default-Position auf Huawei-Smartphones – so ist man derzeit noch auf der Suche nach einem wirklich tragfähigen Geschäftsmodell.

Startpage

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"Google wie es früher einmal war": So könnte man Startpage kurz beschreiben – und das wäre nicht einmal unfair. Holt man sich die Ergebnisse in diesem Fall doch direkt vom Suchmaschinenprimus, bereitet sie aber anders auf. Statt eigene Antworten zu liefern, liegt der Fokus hier also auf der guten alten Liste an passenden Webseiten. Bilder- und Videosuche gibt es hier ebenso.

Garniert wird dies aber auch hier mit einem starken Privacy-Versprechen, zu dem etwa gehört, keinerlei Cookies zu verwenden und auch die IP-Adresse der Nutzer nicht zu erfassen. Wer lokal relevante Ergebnisse erhalten will, kann aber zumindest das eigene Land gezielt auswählen. Betrieben wird Startpage in den Niederlanden, für einige Kritik sorgte hingegen ein anderer Punkt: Mehrheitseigentümer ist mit System1 – oder genauer dessen Tochter Privacy One Group – mittlerweile eine Firma aus der Werbebranche. Allerdings muss auch gesagt werden, dass sich seit diesem Deal an der starken Privacy Policy von Startpage nichts geändert hat.

Startpage ist eine der ältesten Google-Alternativen: Der Vorgänger lxquick wurde bereits im Jahr 1998 als Metasuchmaschine gestartet, die Ergebnisse aus verschiedenen Quellen zusammentrug. 2006 wurde dann daraus Startpage, das in den vergangenen Jahren vor allem durch die wachsende Kritik an Google profitiert hat.

Swisscows

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Die Schweiz ist für auf Datenschutz ausgerichtete Softwareanbieter ein besonders beliebter Boden. Dies gilt nicht nur für Messenger, mit Swisscows ist dort eine weitere auf Privatsphäre ausgerichtete Suchmaschine angesiedelt. Auch hier heißt es, dass keinerlei IPs, Suchanfragen oder andere Identifikatoren dauerhaft gespeichert werden. Werbung gibt es zwar, aber einmal mehr nur auf Basis der Such-Keywords.

Swisscows hebt sich vor allem durch zwei Eigenheiten von der Masse ab: Da wäre eine semantische Suche, mit der die Ergebnisse angereichert werden. Über diese können dann verwandte Begriffe angeklickt werden, um eine Recherche zu vertiefen. Zudem gibt es einen fixen Filter für porografische und gewalttätige Inhalte – der sich auch nicht deaktivieren lässt. Damit will man sich als besonders familienfreundlich positionieren, anderen Nutzern wird dies hingegen wohl weniger gefallen.

Das Datenmaterial für die Ergebnisse stammt zum Teil aus eigener Sammlung, für den Rest greift man dann wieder auf Bing zurück. Ist zweiteres der Fall werden aber einmal mehr eindeutige Identifikatoren entfernt, um Microsoft keine Nutzerdaten zu liefern.

Bing

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Es wurde in den vorherigen Absätzen bereits mehrfach erwähnt, Zeit es also selbst vor den Vorhang zu holen: Microsofts Bing ist eigentlich der einzige relevante Widersacher für Google, der sich seit Jahren zumindest auf einem gewissen Niveau halten konnte. Mit in Österreich derzeit 3,87 Prozentpunkten ist es die Nummer 2 am Suchmaschinenmarkt. Auch wenn diese Position zu einem guten Teil von Voreinstellungen bei Windows und Microsoft Edge getragen wird, ist dies also zumindest eine respektable Leistung.

Warum wird es dann in diesem Artikel nicht prominenter platziert? Aus einem simplen Grund: Einen Privacy-Fokus wie bei den anderen Google-Alternativen gibt es hier nicht. Und da die Funktionalität in vielen Bereichen eine Art schlechtere Kopie des Marktführers darstellt, stellt sich schnell die Frage, wieso jemand aktiv zu Bing greifen sollte. So ist etwa das User Interface der Suchergebnisliste dermaßen nah an Google, dass es schon fast verblüffend ist – aber halt meist orientiert an einer älteren Google-Version.

Auf der Habenseite verbleibt, dass BIng sicher die vollständigste aller Google-Alternativen ist, für fast alles gibt es ein Microsoft-eigenes Pendant. Eine der Stärken bleibt dabei sicher der Kartendienst Bing Maps, auch wenn dessen Entwicklung nicht mehr gar so offensiv vorangetrieben wird, wie in früheren Jahren. Überhaupt ist es schwer zu ignorieren, dass Microsoft schon mal – zumindest in den USA – viel offensiver versucht hat, Google Konkurrenz zu machen. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja in dieser Hinsicht angesicht der zahlreichen kartellrechtlichen Auseinandersetzungen, in denen sich Google derzeit befindet, bald wieder ein Comeback. (Andreas Proschofsky, 8.2.2021)