Andy Jassy hinterließ bei Jeff Bezos einen bleibenden Eindruck, indem er ihm mit einem Kajakpaddel eines über den Kopf zog.

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Viele Leute können wohl nicht behaupten, ihrem Chef mit einem Kajakpaddel schon einmal eins über den Kopf gezogen zu haben. Andy Jassy hat in seinen Anfangstagen bei Amazon genau das dem Firmengründer Jeff Bezos angetan. Es war 1997. Amazon war eine junge Firma. Eine Besprechung endete mit einer Partie "Broomball". Das ist ein hockeyähnliches Spiel, bei dem man einen Ball mit einer Art Besen führt – oder behelfsmäßig mit einem Kajakpaddel. Der frisch eingestellte Jassy zog im Eifer des Gefechts seinem Chef eins über den Kopf.

Das sollte seiner Karriere aber nicht schaden. 24 Jahre später wurde er Bezos' Nachfolger als Amazon-CEO. Bisher leitete Jassy Amazon Web Services (AWS). Diese Cloud-Abteilung und nicht – wie man meinen möchte – der Onlinehandel ist der wahre Profittreiber von Amazon. Die Plattform brachte zuletzt zwei Drittel des operativen Konzerngewinns ein.

Kein Techniker

Der heute 53-jährige Jassy gründete AWS im Jahr 2006; der damalige Verwaltungsrat fürchtete ein Millionengrab, man sah das Potenzial nicht. Zudem war Jassy kein Techniker, sondern Absolvent der Harvard Business School. Seine Vision, Speicher und Rechenleistung kostengünstig übers Netz bereitzustellen, ging allerdings auf. AWS stellt heute ein Drittel der globalen Datenspeicherkapazität zur Verfügung.

Als Amazon-Veteran erlebte er aber auch andere Zeiten. Eine seiner ersten großen Aufgaben war es, das Sortiment der ursprünglichen Verkaufsplattform für Bücher um Musik-CDs auszuweiten. Eine große Überraschung ist diese Personalentscheidung nicht. Nachdem sich der Leiter des Konsumgeschäfts, Jeff Wilke, im Sommer in den Ruhestand verabschiedet hatte, wurde Jassy als wahrscheinlichster Bezos-Nachfolger gehandelt. Aber einen so frühen Wechsel erwartete niemand.

Politische Ansichten

Jassy hält sich im tief gespaltenen Amerika mit seinen politischen Ansichten nicht zurück. Er macht sich für die Gleichstellung sexueller Minderheiten stark und fordert Konsequenzen für den Tod der schwarzen Amerikanerin Breonna Taylor bei einem Polizeieinsatz. Kritisiert wurde Jassy dafür, dass Amazon den Behörden die Gesichtserkennungssoftware Rekognition liefert – was er verteidigt.

Jassy wuchs in einer Kleinstadt im Bundesstaat New York auf, er ist verheiratet und zweifacher Vater. Seine Liebe zum Sport äußert sich auch darin, dass er am Eishockeyteam Seattle Kraken beteiligt ist. (Andreas Danzer, 3.2.2020)