Paris/Antarktis – Einer der größten bekannten Eisberge trennte sich im Juli 2017 vom Schelfeis an der Ostküste der Antarktischen Halbinsel. Die 175 Kilometer lange und 50 Kilometer breite schwimmende Insel hatte es zunächst nicht eilig auf seiner Reise vom Larsen-Schelf in den Südatlantik: Erst vor einem Jahr erreichte der Brocken mit der Bezeichnung A-68 die offene See und ein halbes Jahr später verließ er den Südlichen Ozean.

Die Reiseroute von A-68.
Illustr.: Esa

Satellitenaufnahmen der europäischen Weltraumorganisation Esa zeigten, dass der über 1.000 Kilometer lange Trip nicht spurlos an dem Eisberg vorüber gegangen ist. Im Laufe der Monate büßte er zwei größere Stücke ein, die als A-68B und A-68C langsam wegtrieben. Der Hauptteil setzte seine Fahrt mit der neuen Bezeichnung A-68A fort.

Gefahr für Südgeorgien

Nun berichtet die Esa, dass der Koloss mitten im Südatlantik auseinander gebrochen ist. Für die südatlantische Inselgruppe Südgeorgien ist dies eine gute Nachricht: A-68A war im Laufe des vergangenen Jahres allmählich auf das britische Überseeterritorium zugetrieben und drohte dort in seichten Gewässern vor der Küste zu stranden.

Die Aufnahmen der Copernicus-Sentinel-1-Mission der Esa zeigen das Ausmaß des Zusammenbruchs.
Foto: Esa

Robben und Pinguine in Bedrängnis

Nicht nur würden dabei große Flächen des Meeresbodens zerstört – Robben und Pinguine verlieren dadurch ihre Jagdgründe –, auch das kalte Süßwasser vom schmelzenden Eis sei eine Gefahr für die fragilen Ökosysteme, fürchten Wissenschafter.

Dass dieser Kelch an Südgeorgien vorüber gehen könnte, zeichnete sich schon im vergangenen Dezember ab: A-68A änderte seine Richtung – es war allerdings noch unklar, wohin er genau treiben würde.

Am 30. Jänner gab es noch einen gewissen Zusammenhalt.
Illustr.: Esa

Wieder in den Süden

Kürzlich entdeckten Esa-Mitarbeiter auf Satellitenbildern große Risse in dem Eisberg, die schließlich zur aktuellen Abtrennung mehrerer Stücke geführt haben, das größte davon besaß eine Länge von über 50 Kilometern und eine Breite von 18 Kilometern. Damit ist A-86A mit seiner nunmehrigen Länge von 60 Kilometern um zwei Drittel geschrumpft.

"Der Haupteisberg A-68A scheint sich nach Süden fort zu bewegen und befindet sich derzeit etwa 225 Kilometer von Südgeorgien entfernt", berichtete die Esa. Damit deutet alles darauf hin, dass sich A-68A und die abgebrochen Teile von der Inselgruppe wegbewegen werden und die Tier- und Pflanzenwelt Südgeorgiens verschont bleibt. (red, 4.2.2021)