Schwere Zeiten für Roberto Firmino (li), seine Kollegen und Liverpool-Coach Jürgen Klopp.

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Liverpool – Jürgen Klopp war genervt, als ihm der Regen unerbittlich auf die Kappe prasselte. In diesem Moment schien die Meisterschaft so weit entfernt wie der Mond von der Erde – und das wusste der deutsche Teammanager des FC Liverpool.

Schon wieder hatte ein Abstiegskandidat den englischen Titelverteidiger düpiert, erneut zu Hause an der legendären Anfield Road. Tabellenplatz eins ist zwar "nur" sieben Punkte weg, aber vor dem Showdown gegen den überragenden Spitzenreiter Manchester City wirken diese sieben Punkte wie Lichtjahre.

"Ich weiß, ich bin der Manager von Liverpool, wir waren Meister letzte Saison, Sie fragen immer, und ich muss sagen: 'Oh mein Gott, wir wollen Meister werden.' Ja, das wollen wir", sagte Klopp den Reportern nach dem bitteren 0:1 (0:0) gegen Brighton & Hove Albion: "Aber dafür brauchst du die Leistungen in den Spielen – und die haben wir nicht." Die Pleite gegen das tapfer verteidigende Team von Graham Potter war die zweite Heimniederlage nacheinander, sowas war Liverpool zuletzt 2012 passiert.

348 Minuten Heimflaute

Bis 1984 muss man in den Geschichtsbüchern gar zurückblättern, um bei den Reds letztmals drei Partien in Folge ohne Tor im eigenen Stadion zu finden. 348 Minuten dauert die Heimflaute nun bereits an. Und am Sonntag (17.30 Uhr/Sky) kommt City, das am Mittwoch den FC Burnley 2:0 schlug. Jenen Klub, dem Liverpool Ende Januar wie nun Brighton daheim unterlag.

Manchester liegt als Tabellenführer nicht nur sieben Zähler vor dem Vierten aus Liverpool. Es hat auch ein Spiel weniger absolviert und die vergangenen sechs Ligapartien zu null gewonnen. Die Favoritenrolle ist also klar vergeben.

Auch die Presse traut den Reds ein Comeback im Kampf um den Meisterpokal kaum noch zu. "Habt Angst", titelte der Mirror mit Blick auf das City-Spiel, der Daily Star sah Klopps Titelverteidigung "zum Scheitern verurteilt". Der Deutsche wollte vor dem Kräftemessen mit Guardiola aber auch das Positive sehen. "Wir kämpfen um drei Punkte", sagte er: "Und es ist noch nicht entschieden, wer die drei Punkte am Sonntag bekommt. Wir müssen da besser spielen, aber wir werden es versuchen."

Hoffen auf Ex-Salzburger

Ein Lichtblick: Sadio Mane, der mit einer Muskelverletzung ausfiel, könnte gegen Manchester wieder dabei sein. Den Flügelspieler vermisst Klopp schmerzlich, ohne ihn erspielten die Reds gegen Brighton kaum Torchancen – und sie verloren zu oft den Ball. Als einzig erklärbaren Grund machte Klopp die "mentale Erschöpfung" aus.

Jene sei das Resultat der zwei Reisen nach London für die Partien am vergangenen Donnerstag und Sonntag gegen Tottenham Hotspur und West Ham United, deren Folge die geringe Regenerationszeit vor dem Brighton-Spiel war. "Ich weiß, das klingt nach Ausreden. Wen interessiert's", sagte Klopp bei BT Sport: "Das sind die Fakten, wir müssen uns da durchschlagen. Jetzt haben wir einen Tag mehr bis zum City-Spiel." Und der wird auch dringend benötigt. (sid, 4.2.2021)