Laut John Matze gab es einen spezifischen Grund für seine Entlassung.

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Bereits am Donnerstag wurde bekannt, dass der Chef der vielfach von Rechtsextremisten genutzten Twitter-Alternative Parler nach der Sperre durch Google, Amazon und Apple entlassen wurde. Gesperrt wurde die Plattform, weil zu Gewalt anstiftende Beiträge nicht moderiert wurden, anfangs eigentlich Grundsatz der "Plattform für freie Rede". Um Parler wieder online zu bringen, schlug Matze jedoch vor, die automatisierte Inhaltsmoderation auszuweiten – was mitunter Grund für seine Entlassung gewesen sein soll.

Breitere Bekanntheit erlangte das eigentlich schon 2018 gegründete soziale Netzwerk erst vergangenen Sommer, als zum ersten Mal ein Tweet von Donald Trump mit einem Warnhinweis versehen wurde. Damals riefen als Reaktion republikanische Politiker, aber auch konservative Medienvertreter ihre Anhängerschaft auf Twitter und Facebook zum Wechsel zu Parler auf, um der scheinbaren Zensur zu entkommen.

Rechtsextreme auf Parler

Denn Inhaltsmoderation war quasi inexistent, weshalb sich zahlreiche Rechtsextreme und Verschwörungserzähler zum Wechsel auf die Plattform entschieden haben. Unter ihnen auch der österreichische Rechtsextreme Martin Sellner, dessen Twitter-Konto erst im Juli vergangenen Jahres gesperrt wurde. Doch gerade das Fehlen entsprechender Moderationsmaßnahmen brachte Parler in seine jetzige missliche Lage.

Während des gewaltsamen Sturms auf das US-Kapitol zeigte sich nämlich, dass gerade ebendieses soziale Netzwerk dazu genutzt wurde, um User zu Gewalt anzustacheln. Google und Apple reagierten sehr schnell und warfen die Plattform schon in den darauffolgenden Tagen aus den App Stores, Amazon folgte kurz darauf mit einem Rauswurf aus den Amazon Web Services, die für das Hosting der Parler-Website verantwortlich waren.

Forderungen nachgeben

Nach anfänglicher Gegenwehr wollte Matze den Forderungen der Techriesen offenbar klein beigeben, um in die für das Geschäft wichtigen App Stores zurückkehren zu können, berichtet "Ars Technica". Deshalb habe er die Ausweitung der automatisierten Inhaltsmoderation vorgeschlagen, zusätzlich zur Sperre von Personen und Gruppen, die in Verbindung mit inländischen Terrororganisationen stehen.

"Es gibt sehr viele Neonazigruppen, die in diese Kategorie fallen", sagte Matze. Wichtige Mitglieder des Parler-Vorstands schienen jedoch kein Interesse an einer Änderung ihrer Herangehensweise an Moderation zu haben. Insbesondere der konservative Talkshow-Moderator und Parler-Investor Dan Bongino widersetzte sich Matzes Vorschlag laut "Ars Technica".

Der Vorstand weigerte sich

"John hat sich dafür entschieden, das öffentlich zu machen, nicht wir", sagte Bongino in seiner Online-Talkshow. "Wir hätten schon nach einer Woche wieder online sein können, wenn wir vor Amazon, Apple und Google in die Knie gegangen wären." Nachgeben wollten offenbar weder er noch die anderen Mitglieder des Vorstands. Eine Tatsache, die mit zur Entlassung Matzes beigetragen haben soll.

In einer Stellungnahme gegenüber "Ars Technica" behauptet Parler am Donnerstag hingegen, dass Matzes Darstellung seiner Entlassung "ungenau und irreführend" sei. Die Konzernführung "arbeitete unermüdlich daran, eine belastbare, unabhängige Plattform zu erschaffen, die sich der Redefreiheit, dem bürgerlichen Diskurs und dem Datenschutz verschrieben hat", liest man im Statement.

Bisher ist Parler allerdings weiterhin unerreichbar. Bevor Amazon, Apple und Google den Dienst offline nahmen, schaffte es eine Hackerin zudem, sämtliche Nutzerdaten abzugreifen. Und zwar wegen einer grundliegenden Sicherheitslücke in der Infrastruktur der Plattform, wie der STANDARD berichtete. (mick, 5.2.2021)