Die Benutzeroberfläche der ÖBB-Ticketautomaten und die dahinterliegende Bedienlogik wurden verbessert, zufrieden sind aber nicht alle Bahnfahrer damit.

Foto: APA / ÖBB / Marek Knopp

Wien – Zufrieden ist der Rechnungshof (RH) mit dem ÖBB-Ticketshop noch nicht. Wohl habe es einige Verbesserungen gegeben in dem um 131 Millionen Euro errichteten elektronischen Verkaufssystem. Aber entgegen der RH-Empfehlung senkte die ÖBB-Personenverkehr AG den Vertriebskostensatz für den elektronischen Fahrkartenverkauf in den Jahren 2018 und 2019 nicht. Dieser lag gleichbleibend bei rund zwölf Prozent, Effizienz und Wirtschaftlichkeit erhöhten sich laut RH also nicht.

Zielvorgabe der staatlichen Buchprüfer war eine Reduktion um vier Prozentpunkte auf rund acht Prozent im Jahr 2020. Diese war durch die in den Verkehrsdiensteverträgen (VDV) mit den Bundesländern und Verkehrsverbünden festgelegte Anzahl von Ticketschaltern nicht zu erreichen, schreibt der RH in seinem am Freitag veröffentlichten Folgebericht. Die Länder als Besteller der Züge und Busverbindungen hätten kaum Reduktionen zugelassen und auf Beibehaltung von Personenkassen und Ticketautomaten bestanden. Dafür übernehmen sie laut ÖBB die Kosten.

Änderungen sind in absehbarer Zeit nur bedingt zu erwarten. Denn die Öffi-Verträge mit den Ländern und der ÖBB sind langfristig und wurden erst 2019 und 2020 bis zum Jahr 2029 verlängert.

Öffi-Systeme im Umbruch

So bleiben, wie es ist, wird das organisatorisch wie finanziell hochkomplexe System freilich auch nicht. Denn mit dem geplanten 1-2-3-Ticket wird im Nah- und Regionalverkehr kein Stein auf dem anderen bleiben. Als ersten Schritt zu der vom Rechnungshof eindrücklich geforderten Vereinfachung des reichlich unübersichtlichen Tarifsystems der sieben Verkehrsverbünde und der ÖBB wurde das ÖBB-Ticketsystem zwar noch nicht ausgegliedert aus der ÖBB-Personenverkehr AG, aber organisatorisch bereits abgespalten. Der zweite Schritt, die Herauslösung aus dem ÖBB-Verbund in die von Verkehrsministerium und ÖBB gemeinsam gegründete OneMobility GmbH, steht erst bevor. Die Steuerung der künftigen Einheitsvertriebsplattorm soll gleichberechtigt durch alle Systempartner erfolgen.

Wie mehrfach berichtet, soll OneMobility das Abrechnungssystem für alle Stufen des 1-2-3-Tickets werden. Die etablierten Fahrkartensysteme diverser Stadtwerke und Verkehrsverbünde und weiterer Verkehrsdienstleister werden entweder ersetzt oder über neue Schnittstellen an OneMobility angebunden. Das soll laut den Angaben im RH-Bericht bis 2022 so weit sein. Bis dahin akzeptieren die Länder die Dreierstufe des 1-2-3-Tickets um 1.095 Euro pro Jahr als Fahrkarte für alle Öffis in Österreich. Die entstehenden Einnahmenverluste deckt der Bund den Verkehrsträgern ab.

Bargeldloser Zahlungsverkehr

Bei den verlangten Vorkehrungen zur sicheren Abwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs sieht der RH die ÖBB-Personenverkehr AG auf dem richtigen Weg. Die Abschreibungen sanken durch das gesicherte Kreditkarten-Zahlungsverfahren von 1,16 Millionen Euro im Jahr 2016 auf 440.000 Euro im Jahr 2019. Auch gegen Hackerangriffe wappnete sich der ÖBB-Personenverkehr. Zudem sei sichergestellt worden, dass bei Ausfall der Online-Verbindung die offlinefähigen Geräte für die Ticketschalter und -automaten die gleiche Funktonalität erfüllten wie die ÖBB-Ticketshop Geräte für die Ticketschalter.

Millionen Tickets

Wie komplex und umfangreich das Unterfangen elektronischer Fahrkartenverkauf ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Für das Jahr 2019 gab die ÖBB-Personenverkehr AG die Zahl ihrer Fahrgäste mit 266,6 Millionen an, davon 228,4 im Nahverkehr und 38,2 im Fernverkehr. Die mit dem Verkauf von 55,5 Millionen Tickets erwirtschafteten Erlöse belaufen sich auf knapp 669 Millionen Euro. Ausgegeben wurden die Fahrkarten über 232 bediente Verkaufsstellen wie Personenkassen und Kundencenter (das sind um 26 weniger als im Jahr 2018) und 1.144 Ticketautomaten an Bahnhöfen und Haltestellen – und natürlich über das Internet. (Luise Ungerboeck, 5.2.2021)