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Bernie Madoff, einst Vorsitzender der US-Technologiebörse Nasdaq, geht als größter Börsenbetrüger aller Zeiten in die Geschichte ein.

Foto: APA / AFP / Getty Images / Stephen Chernin

Bitcoin-Betrug

In die Kryptowelt gelockt und abgezockt

Optioment, Bitleys, Bitfunder, Vtec, Questra/Agam, Onecoin oder BTC Global: Das sind nur einige Beispiele für Abzockereien, die in der jüngeren Vergangenheit aufgeflogen sind. Die Währung, die bei diesen Pyramidenspielen fast ausschließlich eingesetzt wird: Bitcoin. Das bringt der Cyberwährung zunehmend auch einen schlechten Ruf ein.

Doch die hohen Zinsversprechen, die vermeintliche Gurus erwirtschaften können, verlocken immer wieder viele Menschen dazu, ihr Geld auf Plattformen zu investieren, die zwar seriös aussehen, es aber deswegen noch lange nicht sind. Wer investiert, wird zu Beginn meist von freudigen Analysten oder Kryptoexperten kontaktiert und laufend über Kontostände und Wertentwicklung informiert. Wehe aber, der Kunde will seinen Gewinn ausbezahlt haben oder gar sein investiertes Kapital abziehen. Dann dreht der Markt nämlich schnell – und aus vermeintlichen Gewinnen werden Verluste.

Oft sind Betroffene dann einfach nur froh, wenn der Spuk vorbei ist. Weil diese Betrüger mit wechselnden IP-Adressen arbeiten und meist von weit weg ihr "Geschäft" betreiben, werden sie kaum geschnappt. Und schon wird die nächste Seite gelauncht, die wieder sehr seriös aussieht ...

Herdentrieb

Wenn alle in die gleiche Richtung laufen

Hurtig hinterherlaufen, wenn sich etwas tut. Das ist ein Phänomen, das am Aktienmarkt immer wieder zu beobachten ist. Da taucht eine Idee auf, und plötzlich will jeder dabei sein. Jetzt heißt es: einsteigen, investieren, verdienen – endlich das große Geld machen. Doch leider bedeutet es, wenn alle in die gleiche Richtung laufen, noch lange nicht, dass auch die Richtung stimmt. Stehen bleiben. Durchatmen. Nachdenken. So wäre es wohl oft schon besser gewesen.

Ein markantes Beispiel: Ende der 1990er-Jahre war die Zeit, in der wir zur Wohnadresse alle eine E-Mail-Adresse bekommen haben. Erste Suchmaschinen – wer kennt noch Netscape oder Altavista? – ließen uns erahnen, was das WWW ist. Die Fantasien, was mit dem Internet alles möglich sein wird, schienen grenzenlos. Junge Unternehmen, die oft nicht mehr als eine Idee vorweisen konnten, drängten an die Börse. Dort war die Party entsprechend groß. Jubel und Trubel wichen dem blankem Entsetzen, als 2000 die Dotcom-Blase platze und Milliarden der Anleger auffraß.

Pump and dump

Wie aus einem mageren Wert ein Hype wird

Wenn die Aktien eines Unternehmens an der Börse seit ewiger Zeit kaum mehr etwas wert sind, warum sollen diese Titel plötzlich hochfliegen? Weil ein System dahintersteckt. Das künstliche Hochjubeln von Aktien heißt "pump and dump" (pumpen und entleeren). Der Begriff entstand durch Betrügereien mit Penny-Stocks. Dabei wird der Preis einer unterbewerteten Aktie durch falsche Aussagen in die Höhe getrieben und der vorher günstig gekaufte Bestand ("pump") zu einem höheren Preis an gutgläubige Anleger verkauft. Sobald die Betreiber des Systems ihre Aktien verkaufen ("dump"), sinkt der Preis.

Die Hochtreiber streifen Gewinne ein, die Anleger verlieren ihren Einsatz und bleiben auf überteuerten Aktien sitzen. Das werden auch viele Gamestop-Anleger spüren. Einer der bekanntesten Pump-and-dump-Fälle war das Brokerunternehmen Stratton Oakmont, das zum Vorbild für den Film The Wolf of Wall Street wurde.

Schneeballsystem

Gut geformt und flott dahingeschmolzen

Es sind hohe Provisionen oder Zinsversprechen, die hinter Schneeballsystemen stecken. Das funktioniert, solange immer neue Kunden in das System kommen. Denn mit ihren Beiträgen werden Bestandskunden bedient. Ebbt der Zustrom ab, fällt das System zusammen. Neu ist diese Betrugsmasche wahrlich nicht. Dokumentiert ist etwa der Fall Adele Spitzeder. Die deutsche Schauspielerin baute in den 1860er-Jahren in München ein Schneeballsystem auf.

Weil Spitzeder Geld brauchte, bot sie einem Zimmermann zehn Prozent Zinsen im Monat für 100 Gulden. Die ersten beiden Monatszinsen zahlte sie ihm sofort aus. Das sprach sich herum, und so kamen weitere Bürger, die Geld zu diesen Konditionen anlegen wollten. Das Geschäft florierte, 1869 gründete Spitzeder in München sogar die "Spitzedersche Privatbank". Die hohen Zinsgutschriften wurden finanziert durch die Einzahlungen von immer neuen Kunden. Als 60 Kunden gleichzeitig ihre Einlagen zurückforderten, zerbrach das System. 1872 wurde Spitzeder wegen Betrugs verhaftet.

Ausgetrickst

Wie Bernie Madoff die Börsenwelt täuschte

Hätte man sich einen Betrug ausdenken müssen, besser als der von Bernie Madoff geplante wäre er wohl nie geworden. Madoff, einst Vorsitzender der US-Technologiebörse Nasdaq, geht als größter Börsenbetrüger aller Zeiten in die Geschichte ein. Etwa 4800 Kunden hat Madoff um rund 65 Milliarden Dollar betrogen. Seine Fonds waren ein Ponzi-Schema: Die versprochenen Gewinne wurden aus immer neuen Kundeneinlagen bezahlt.

Erste Probleme gab es im Jahr 2007, als sich die Finanzkrise zusammenbraute und erste Kunden ihre Gelder abzogen. Mit zunehmender Unruhe an den Finanzmärkten wurde es für Madoff immer enger. Als einer seiner Kunden mehrere Milliarden an Einlagen zurückforderte, brach das System zusammen. Dass hinter Madoffs Fonds keine wahren Investments standen, hatten nicht mal Profis erkannt. Die Madoff-Fonds wurden von vielen Banken zum Kauf empfohlen, auch viele Profis und Promis haben dem Amerikaner ihr Geld anvertraut. Madoff wurde am 29. Juni 2009 zu 150 Jahren Haft verurteilt. (Bettina Plfuger, 6.2.2021)