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In Stutthof soll die Angeklagte als "Sekretärin" tätig gewesen sein.

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Itzehoe – Die deutsche Justiz hat Anklage gegen eine ehemalige Schreibkraft des deutschen Konzentrationslagers Stutthof bei Danzig (Gdansk) wegen Beihilfe zum Mord in 10.000 Fällen und in weiteren Fällen zum versuchten Mord erhoben. Das teilte die Staatsanwaltschaft Itzehoe (Schleswig-Holstein) am Freitag mit. Die heute 95 Jahre alte Frau soll als Sekretärin des Lagerkommandanten mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Funktionieren des KZ geleistet haben.

Die Anklage erfolgte nach Angaben eines Sprechers der Staatsanwaltschaft in der vergangenen Woche beim Landgericht Itzehoe. Zuständig sei die Jugendkammer, weil die Frau aus dem Kreis Pinneberg bei Hamburg zum Zeitpunkt der Taten jünger als 21 Jahre war. Die Taten sollen sich im Zeitraum von 1943 bis 1945 ereignet haben. Die Ermittlungen liefen seit 2016. Es sei ein sehr komplexes und aufwendiges Verfahren, bei dem Zeugen in den USA und in Israel vernommen wurden. Auch ein Historiker wurde mit Nachforschungen beauftragt.

Neue Rechtsauffassung

In Deutschland sind in den vergangenen Jahren zahlreiche hochbetagte frühere KZ-Wächter vor Gericht gebracht worden, die in früheren Jahrzehnten ungeschoren davon gekommen waren. Grund ist eine veränderte Rechtsauffassung, nach der heutzutage jeder als schuldig gilt, der mit seinem Dienst zum Funktionieren eines Lagers beitrug, unabhängig von seinen individuellen Taten. (APA. 5.2.2021)