Locked down, zu erleben gab es nichts, von kurzen Spaziergängen einmal abgesehen.

Foto: Nana Siebert

A wie Alkohol
Mein Bier is net deppert, mein Wein, der ist fein! Allein trinken ist endlich kein Tabu mehr, wir prosten uns kurzerhand virtuell zu, besprechen, was den perfekten Manhattan ausmacht, und fragen uns, warum wir eigentlich nicht schon früher Cocktailkirschen im Glas gekauft haben.

B wie Brot
Beim ersten Lockdown war die Frage noch: "Hast du auch schon Sauerteig gemacht?", beim zweiten "Hast du deinem Sauerteig eigentlich auch einen Namen gegeben?", und beim dritten … tja. Selbstgemachtes Gebäck wird auch mit Germ ziemlich gut.

C wie Control-Strip
Die unerträgliche Spannung beim Starren auf ein Plastikteil: Kommt ein Streifen – oder werden’s zwei? Nur dass diesmal das Ergebnis "positiv" auch für die eingefleischtesten Familienmenschen kein Grund zur Freude ist.

D wie Do it yourself
Ein Regal an die Wand? Eine neue Armatur für die Badewanne? Früher ein Fall für den Fachmann oder die technisch begabte Freundin – heute eine Herausforderung für nach dem Homeoffice. Schier unglaublich, was man alles selber machen kann.

E wie Einzelhandel
Das, was gefehlt hat. Viele der großen Ketten durften offen halten, die Kleinen haben die volle Breitseite abbekommen. Der Onlinehandel boomt zwar, für KMUs ist das noch ein Problem – so ein Bestellsystem zu installieren braucht Zeit und Expertise. Fragen Sie Harald "Kaufhaus Österreich" Mahrer.

F wie FFP2-Maske
Die Evolution des Mundschutzes: Kaum waren Plastikschilder verschwunden und individualisierte Stoffmasken das neue Must-have-Accessoire, mussten wir schon wieder umsteigen.

G wie Gewalt
Weniger lustig: das Thema häusliche Gewalt im Lockdown. Dass sich das in der Statistik kaum niederschlägt, liegt laut Experten hauptsächlich daran, dass das Hilfeholen ungleich schwieriger ist, wenn der Gewalttäter immer zu Hause sitzt.

H wie Hygiene
Hände desinfizieren ist mittlerweile Routine – dafür lässt die Anziehungskraft des Badezimmers stark nach, wenn man den ganzen Tag im Pyjama herumhängt.

I wie illegaler Blumenkauf
Mit den Floristen in Zwangspause trug die Sehnsucht nach vergänglicher Schönheit oft wilde, äh, Blüten: Infos zu findigen Blumendealern wurden heißer gehandelt als bei Lockdown 1 das Klopapier.

Wo gibt es findige Blumendealer?
Foto: Getty Images/iStockphoto

J wie Jogginghose
Das zweifellos beliebteste Kleidungsstück der letzten Wochen und Monate. Ein Glück, dass Karl Lagerfeld selig das nicht mehr erleben musste.

K wie Klasse
Was sich in Krisenzeiten immer manifestiert: Klassenunterschiede. Die einen können sich’s richten, die anderen werden hergerichtet – und auch wenn überdeutlich wird, wer die wahren Systemerhalter sind, macht das deren Konto nicht dicker.

L wie Libido
Keine Frage: Der Lockdown ist, außer für jung Verliebte mit gleicher Wohnadresse, eine schlechte Zeit für die Liebeslust. Nix mit Anbraten, Aufreißen, Abschleppen – und Romantik zu Hause hat auch Pause, siehe H. und J.

M wie Melancholie
Viel Zeit zum Nachdenken und wenig Möglichkeiten zum Handeln verschiebt Perspektiven und Prioritäten – oft nicht zum Besseren. Wenn das "große Graue" droht, ist es kein Zeichen von Schwäche, um Hilfe zu bitten!

N wie Nachbarn …
zum Beispiel nebenan. Gerade im städtischen Raum hatte die Verengung des Alltagshorizonts auch positive Nebenwirkungen: Nachbarschaftshilfe ist angesagt.

O wie Ottolenghi
Die "Corona-Kilos" sind sprichwörtlich – und Yotam Ottolenghi und seine Kochbuchautor-Kumpanen haben Mitschuld daran. Auch Gemüse kann nämlich gut schmecken und ansetzen, wer hätte das gedacht.

Kochen nach Ottolenghi.
Foto: Petra Eder

P wie Putzen
Was bei der Körperhygiene eingespart wurde, haben wir beim Wohnungsputz wettgemacht: Wenn man jeden Tag stundenlang auf den Lurch im Eck starrt, kommt irgendwann der Punkt, wo man sich mit ihm auch konfrontiert.

Q wie QAnon
Verschwörungstheorien sind mindestens so ansteckend wie Corona. Ob kinderfressende Satanistenkulte, geplanter Massenmord via Mobilfunk oder verkleidete Eidechsen aus dem Weltraum – im Internet gilt das "Poe’s Law": Wenn nicht eindeutig dabeisteht, dass es ein Scherz ist, dann ists wahrscheinlich ernst gemeint.

R wie Regierung
In "normalen" Zeiten sind wir alle die viel besseren Bundesliga-Trainer, während des letzten Jahres wären wir die besseren Regierungschefs. Na gut, da liegt die Latte auch nicht so hoch.

S wie Streamen
Life could be a stream. Noch vor kurzem war Filme und Serien im Internet anschauen quasi halbkriminell, mittlerweile ist Streaming für viele Haupt-Bewegtbild-Konsumquelle. Piraten haben eben immer recht.

T wie Toilettenpapier
Der große Witz während des ersten Lockdowns, jetzt schon mit Bart. "Wenn sich die Leute dauernd anscheißen, dann brauchen sie auch mehr Klopapier", kommentieren Soziologen.

U wie Urlaub
Nach Sofambik, Balkongo, Kloronto, Haustralien – oder gar Parkistan, für Mutige: Wenn wir zu Hause bleiben müssen, dann rennt wenigstens der Schmäh eine Länge nach der anderen.

V wie Viennale
Das wunderbare Wiener Filmfestival hat’s voriges Jahr haargenau vor Lockdown 2 geschafft, die Filmfans auch physisch zu empfangen – die meisten anderen mussten auf Online-Variationen umsteigen, darunter auch das Filmfestival von Cannes.

W wie Wolle
Produktiv sind wir dafür, wie gesagt, zu Hause: Handarbeiten hat Hochkonjunktur, das Wollgeschäftesterben hat hoffentlich ein Ende, und sogar der beste Ehemann von allen kann mittlerweile Stricken von Häkeln unterscheiden.

X wie Xeno
Ein Kulturgut im Dornröschenschlaf: Der Autorin Lieblingstschumsen ist nur eines von tausenden heißgeliebten Bezahlwohnzimmern, die zurzeit geschlossen haben müssen. Ja, auch das macht was mit uns, und da geht’s nicht um Krügel oder Spritzer.

Y wie Yoga
Fitnessstudios und Sportstätten zu, Mannschaftsaktivitäten untersagt – was eignet sich da besser als Alternative als körperliche Ertüchtigung, ganz ohne Gerätschaften, auf gerade mal einem Quadratmeter: Yoga geht ganz ohne Esoterik und hält den ganzen Körper beweglich und stark. Eine der schönsten Erkenntnisse des vergangenen Lebensjahrs.

Z wie Zoom
Die große Frage zum Schluss: Was hätten wir eigentlich in den letzten Monaten ohne Internet gemacht? Würde die Welt, wie wir sie kennen, ohne Video-Gruppenchats überhaupt noch stehen? Man freut sich drauf, alle wieder persönlich zu treffen – aber wenigstens weiß man dank Skype, Teams, Whatsapp etc. noch, wie die anderen ausschauen. (Gini Brenner, 7.2.2021)