Tirol dürfte durch heimliche Skitouristen seine Coronakrise verschärft haben. Nun steht eine Isolation des Bundeslandes im Raum.

Foto: APA/Fohringer

"Mein Immunsystem leidet am meisten, wenn ich keine Party hab": Ein Satz aus dem Innenleben wohl vieler Tiroler Hoteliers, ausgesprochen durch Sonja Sophie Ultsch. Diese betreibt mit ihrem Mann Harald Ultsch die Hotels "Schwarzer Adler" und "Adlers Hotel" in Innsbruck. Auf Facebook hat die Touristikerin nun ihrem Unmut über die Corona-Maßnahmen der Regierung freien Lauf gelassen.

Dort lamentiert sie, dass sich Mutationen des Coronavirus weltweit verbreiten, nicht nur in Tirol. "Wir haben schon die linke Backe von Ischgl hergehalten, jetzt halten wir natürlich auch noch die rechte hin", meint Ultsch. Ihr "reicht es", langsam sei es ihr "wurscht". Wenn man Tirol "einsperren" will, solle man das doch tun – dann mache Tirol alles auf, sagt Ultsch, die von einer "Arche Noah Tirol" spricht.

In den Kommentaren unter ihrem Facebook-Beitrag lobt Ultsch den Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), weil dieser gegen die Isolation Tirols sei. "Ganz ehrlich: die Politiker haben’s wirklich nicht leicht. Gegen medizinische Aussagen zu kämpfen bedeutet hartes Rückgrat", kommentiert Ultsch. Deren Mann war einst Branchenobmann der Tiroler Touristiker, sein Nachfolger ist der ebenfalls als scharfer Maßnahmenkritiker bekannte Nationalratsabgeordnete Franz Hörl (ÖVP), der schon rund um Ischgl in die Kritik geriet.

Massentests und Isolation

Derzeit steht Tirol nicht wegen seiner hohen Fallzahlen, sondern wegen der Verbreitung der südafrikanischen Virusmutation B.1.351 im Fokus. Diese besonders ansteckende Mutante trete in Tirol bemerkenswert häufig auf, sagen Virologen. Südtirol führt deshalb nun wieder einen harten Lockdown ein. Nördlich von Tirol blickt man besorgt auf die Lage. Der Leiter des renommierten deutschen Robert-Koch-Instituts kritisierte, dass viele Familien in Tirol ihren Skiurlaub verbracht hätten, "vermeintlich unter der Arbeitserlaubnis, Skilehrer zu sein". Das habe zur Ausbreitung der Mutante geführt.

Die Bundesregierung will am Sonntag entscheiden, wie es mit Tirol weitergeht. Im Raum steht die Quarantäne einzelner Gebiete. Zuvor soll mittels Massentests in Schwaz mehr über die Verbreitung des Virus herausgefunden werden. (fsc, 6.2.2021)