Der Handel sperrt wieder auf. Gut 22.000 Geschäfte dürfen nach der mehrwöchigen Durststrecke wieder öffnen. Die schrille Begleitmusik ist nicht zu überhören: Rabatte, Rabatte, Rabatte. 50 Prozent, 60 Prozent, 70 Prozent Preisnachlass wird unter Titeln wie Supersale, finaler Ausverkauf oder Räumungsverkauf lautstark getrommelt. Mancherorts steht eine regelrechte Preisschlacht bevor. Wieder einmal.

Viele Unternehmen sitzen auf Bergen von Waren und hohen Schulden und versuchen diese durch Rabattaktionen loszuwerden.
Foto: Imago Images/ Jochen Tack

Die unschönen vorweihnachtlichen Bilder mit Menschentrauben vor manchen Geschäften samt heftiger Kritik und folgenden Mahnungen werden daran nichts ändern. Ganz im Gegenteil. Viele Händler sitzen auf Bergen von Waren und auf hohen Schulden. In den Kassen herrscht bei manchen Betrieben Ebbe. Wer will es ihnen da verdenken, dass sie in dieser prekären Lage den Umsatz ankurbeln wollen – nicht selten um jeden Preis?

Machen wir uns nichts vor – Rabatte funktionieren. Und das quer durch alle Alters- und Bevölkerungsschichten – frei nach dem Motto: Arme Menschen brauchen niedrige Preise, reiche lieben sie. Daran hat die Pandemie nichts geändert, vielmehr hat sie den Trend wohl noch verstärkt. Onlineriesen haben das Spiel mit den Schnäppchen perfektioniert. Schon lange bevor die Konsumenten Lockdown-bedingt gezwungen waren, zum Shoppen ins Internet auszuweichen. Jetzt dreht sich das Preiskarussell also weiter. Für den Handel ist es seit jeher ein Tanz auf dem Eis, jetzt ist es besonders dünn.

Denn die Konsumenten werden den Lockrufen folgen. Nicht wenige, weil sie gar nicht anders können. Viele haben in der Krise ihre Jobs verloren oder Einkommen eingebüßt. Eines ist aber klar: Lässig über die Regeln hinwegsehen, das darf nicht passieren. Dafür, dass sie eingehalten werden, ist die Regierung zuständig. Verfehlungen sind in Zeiten wie diesen nicht zu tolerieren, sondern streng zu sanktionieren. (Regina Bruckner, 7.2.2021)