Versteigert werden auch hunderte Bier- und Maßkrüge sowie Bierstiefel.

Foto: Karl Schöndorfer

Wien – Das bekannte Wiener Prater-Lokal Luftburg der Gastro-Familie Kolarik nutzt den Corona-Lockdown für einen umfassenden Umbau. Gleichzeitig wird auf der Auktionsplattform aurena.at praktisch das gesamte Inventar des Großbetriebs versteigert. Bis einschließlich Mittwoch, 9 Uhr, können noch Gebote abgegeben werden. Das Portfolio ist beeindruckend: Zur Versteigerung gelangen weit mehr als 1.000 Gegenstände.

Darunter befinden sich lange nicht nur Geschirr, Gläser, Tischleuchten, Esstische oder Sessel. Eine ganze Zelthalle in Aluminiumbauweise, der mit Abstand teuerste Versteigerungsposten, ist ebenfalls zu haben: Der Rufpreis von 1.200 Euro wurde bis dato bereits um das Doppelte überboten.

50-Liter-Bierfässer und Aktenvernichter

Dutzende Bierfässer in 30- und 50-Liter-Ausführung sind angeführt, daneben Doppelmarkisen, WC-Container, Pissoirs oder Shishapfeifen. Auch ein Aktenvernichter und ein Kaffee-Vollautomat sind zu finden. Dazu kommen elektrische Fliegenklatschen, Deckenventilatoren, Reisekoffer, Mülleimer, Mikrowellen oder Waschtische, aber auch Lederhosen und Ledertrachtenwesten.

Skurriles und aus der Zeit Gefallenes findet sich natürlich auch: Tischrechner, CD-Ständer, Eismaschinen und – warum auch immer – ein Tomtom-Navigationsgerät und ein Haartrockner.

Ebenfalls unter den 1.054 Versteigerungsposten: hunderte Biergläser und Maßkrüge sowie Bierstiefel, die teilweise in Sets von bis zu 30 Stück verscherbelt werden. Dazu Jägermeister-Kartons und diverses Hochprozentiges in großen Flaschen (Schnaps, Gin, Grappa, Bacardi, Tequila, Baileys).

100 Prozent Bio bei Speisen und Getränken

Hintergrund der umfassenden Versteigerung ist, dass sich der Betrieb mit Platz für 1.200 Gäste (350 indoor, 850 outdoor) ein Redesign in Richtung Nachhaltigkeit gibt, das auch in der Ausstattung Widerhall finden soll. Nach dem erhofften Gastro-Lockdown-Ende wird zudem nach den Speisen auch bei den Getränken zu 100 Prozent auf Bio umgestellt. Das soll bis zum Frühjahr abgeschlossen sein.

Treibende Kraft dahinter ist Paul Kolarik, der die Geschäftsführung der Kolariks Freizeitbetriebe GmbH im Juni 2020 von seiner Mutter Elisabeth übernommen hat. Letztere eröffnete das Café-Restaurant Luftburg im Jahr 1992. Zum Familienunternehmen gehören unter anderem auch die Betriebe Praterfee und Familienreich oder die Vermietung von Wohnungen.

Das Schweizerhaus, nur ein paar Schritte von der Luftburg im Prater entfernt, wird übrigens ebenfalls von den Kolariks betrieben – und das seit mittlerweile 101 Jahren. Hier hat mit Elisabeths Bruder Karl Jan Kolarik sowie dessen Sohn Karl allerdings ein anderer Teil der Familie das Sagen. Vor der Gründung der Luftburg war Elisabeth Kolarik ebenfalls jahrelang im Schweizerhaus als Geschäftsführerin tätig.

Möbelhaus Leiner wird leergeräumt

Leergeräumt wird in Wien derzeit nicht nur die Luftburg, sondern auch das einstige Flaggschiff des Möbelhauses Leiner auf der Mariahilfer Straße. Auch hier werden auf der Auktionsplattform aurena.at in mehreren Etappen seit Anfang Februar mehr als 40.000 Artikel versteigert. Also alles, was bislang in den sechs Etagen Platz hatte – inklusive Gegenstände des Möbelhaus-Restaurants. Allein im Bereich Betten und Matratzen gibt es 499 verschiedene Posten, hier läuft die Auktion bis einschließlich 11. Februar. Dazu kommen etwa 100 Sofas, Dekorartikel, Badewannen, Haushaltsgeräte sowie Ausstellungsküchen.

Bis spätestens Ende Februar soll das einstige Möbelhaus leer sein. Denn ab März ist geplant, dass die Bagger auffahren, nur die historische Fassade des Gebäudes soll erhalten bleiben. Die Signa-Gruppe von René Benko plant wie berichtet die Errichtung eines Kaufhauses nach Vorbild des Berliner KaDeWe sowie eines Hotels. Eröffnet werden soll im Herbst 2024. (David Krutzler, 8.2.2021)