Ihren ersten Geburtstag im November hat Finja im Lockdown gefeiert. Nichts mit großer Party, obwohl ihr die Tierpfleger eine Eistorte aus Melonen, Karotten und Lachs kredenzten. Das Eisbären-Mädchen, eine der großen Attraktionen im Tiergarten Schönbrunn, war dafür am Montag umso mehr in Feierlaune. Nach 97 Tagen Lockdown-Sperre öffnete der Wiener Zoo wieder seine Pforten. Schon am Vormittag zeigte Finja, dass sie das Publikum noch immer begeistern kann.

Finja kaut genüsslich an einem Gummischuh, während Mama Nora das Geschehen beobachtet.
Foto: Regine Hendrich

Mit Mama Nora plantsche sie im Becken und genoss es sichtlich, die Aufmerksamkeit der Zuschauerinnen und Zuschauer auf sich zu lenken. Finja tauchte nach einem zerbissenen Gummischuh, mit dem sie dann minutenlang allerlei Kunststücke darbot. Nora beobachtete ihre nicht mehr allzu kleine Tochter. Größenmäßig unterscheidet die beiden kaum noch etwas, doch Finja ist die deutlich Quirligere der beiden – wie 15-Monate-Alte eben so sind.

Nach drei Monaten sperrt der Zoo wieder auf.
Foto: Regine Hendrich

Seit Anfang November warteten auch die Jahreskartenbesitzer und sonstigen Zoo-Fans, dass der Tiergarten wieder aufmachen würde. Vor neun Uhr bildete sich bereits eine Schlange beim Eingang. Mehr als ein Dutzend treue Besucher hatten sich schon vor Beginn der Öffnungszeiten versammelt: hauptsächlich Eltern mit Kleinkindern und Pensionisten. Ein älterer Herr, der in der Besucherschlange ganz vorne stand, ermahnte stets zur Einhaltung des Zweimeterabstands.

Überhaupt ist der Zoo-Besuch nun mit einer Reihe von Begleitmaßnahmen verbunden. Im gesamten Gelände gilt der besagte Abstand, zu tragen ist weiters eine FFP2-Maske. Außerdem muss im Vorfeld ein Slot gebucht werden, damit die Maximalzahl der erlaubten Besucher nicht überschritten wird. Gleichzeitig dürfen aufgrund der 20-Quadratmeter-Regel nicht mehr als 1.500 Personen auf dem ganzen Gelände anwesend sein. Das klingt zwar viel, vergleicht man die Zahl allerdings mit jener der sonst während der Hochsaison gleichzeitig Anwesenden, ist sie gering. Da kann es nämlich schon sein, dass sich hier bis zu 20.000 Menschen tummeln.

Publikumsmagnet Flamingos. Die Abstandsregeln gelten innerhalb der Kindergruppe nicht.
Foto: Regine Hendrich

Neben dem Eisbärenmädchen tut sich in Schönbrunn auch sonst so einiges in Sachen Tierkinder. Gleich hinter dem Eingang befindet sich das Koalahaus, wo im Sommer ein Koalamädchen geboren wurde. Die kleine Millaa Millaa ist mittlerweile neun Monate alt und mit 1,9 Kilogramm bereits halb so groß wie ihre Mama Bunji. Sie ist nun nicht mehr im Beutel ihrer Mutter und kann dadurch erstmals gesichtet werden – das Koalahaus betritt man aufgrund der Abstandsregeln einzeln.

Koalas haben spezielle Essgewohnheiten. Sie fressen ausschließlich Eukalyptus, der wöchentlich aus England eingeflogen wird. Mit bis zu 2.000 Euro pro Woche macht der Eukalyptus 10 Prozent der gesamten Futterkosten des Zoos aus. In der Pandemie sind diese Ausgaben umso härter wegzustecken. Durch das monatelange Geschlossenhalten fielen viele Einnahmen aus. Schon im Sommer spürte man das Ausbleiben ausländischer Touristen, die sonst einen großen Teil der Besucher ausmachen.

Die Geparden sind ordentlich gewachsen.
Foto: Regine Hendrich

Aber weiter bei den Jungtieren. Im Affenhaus können Drillinge bei Kaiserschnurrbarttamarinen gesichtet werden. Sie kamen Anfang des Jahres zur Welt. Mächtig gewachsen sind die Geparden-Jungtiere, die am Montag neugierig in die Kameras blickten und mit ihrer Mama besuchertauglich herumtollten.

Auch erwachsener Neuzugang lässt sich beobachten. Die Orang-Utan-Weibchen Sari und Surya aus Rostock beziehungsweise Dublin sind seit Oktober in Wien und Elefantenbulle Tembo seit Anfang November. Der 35-Jährige war zuvor im Zoo in Dresden und soll in Wien künftig für Nachwuchs sorgen.

Neuzugang Tembo – am Montag eher nicht so kameraaffin.
Foto: Regine Hendrich

Die Besucherinnen und Besucher machten am Montag großteils einen erleichterten Eindruck. "Sind wir endlich wieder mal da", sagte eine Mutter, die ihr Kleinkind im Kinderwagen durch das Gelände schob, vor sich hin. Immerhin eine Aktivität mehr, die man sich im langen Winter-Lockdown nun vornehmen kann. (Text: Rosa Winkler-Hermaden, Foto: Regine Hendrich, 8.2.2021)