Johann Gudenus will nichts Illegales geplant haben.

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Der damalige FPÖ-Vizeparteiobmann Johann Gudenus hat schon vor dem Treffen auf Ibiza überlegt, wie er seine Bekanntschaft zur Oligarchennichte Alyona Makarowa zu viel Geld machen könnte. Das zeigen heimlich aufgenommene Besprechungen mit deren "Vermittler" Julian H., die nun von der Soko Tape ausgewertet wurden.

H. gilt als "Drahtzieher" des Ibiza-Videos. Gemeinsam mit dem Anwalt M. versuchte er, belastendes Material über die FPÖ-Spitze zu generieren. Das sollte dann verkauft werden, um einem Bodyguard von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ein "Untertauchen" zu ermöglichen. Dieser Leibwächter hatte jahrelang mutmaßliches Fehlverhalten der FPÖ-Spitze dokumentiert und sich an Anwalt M. gewandt. Seine Informationen waren allerdings zu vage, deshalb brauchte es mehr Zund.

Über Johann Gudenus wollten sich H. und Anwalt M. Strache annähern. Dafür erfand H. die Oligarchennichte Alyona Makarowa. Diese reiche Russin wollte angeblich Millionenbeträge in die EU transferieren und brauchte dafür Unterstützung aus der Politik. Sie heuchelte auch Interesse an einem Grundstück der Familie Gudenus.

Werte "aufblasen"

Dokumentiert sind vor der Aufnahme des Ibiza-Videos vier Treffen in Wien. Beim ersten Termin, einem Meeting in einer Privatwohnung am 13. April, diskutierten H. und Gudenus, wie man Geld nach Österreich schleusen könnte. Im Interview mit dem STANDARD behauptete H., es sei darum gegangen, Firmenwerte "aufzublasen", um "Geldflüsse zu verschleiern". In der heimlichen Aufnahme des Treffens wird das bestätigt. Da sagt H. beispielsweise, "B verkauft an A für Hausnummer 15 Millionen, somit bleiben bei B 5 Millionen hängen, okay?" Gudenus antwortet: "Ja." Julian H. weiter: Mit Optionsscheinen und Geschäften untereinander "blast sich B auf, kapitalsmäßig". Wenn "das genug aufgeblasen ist, steigt man in ein Umwidmungsprojekt" ein, erklärt H.; der Profit solle dann durch Gehälter und Spesen ausgezahlt werden. Für die Umwidmungsprojekte könnte man auf Amtsträger zurückgreifen: "Ihr habts Bürgermeister Wels, Vizebürgermeister Graz." Gudenus antwortet "Genau", das wären zwei Varianten "für Wohnbau, ja". Julian H.: "Und in Wien hast du irgendwen bei der SPÖ, wo man zur Not reden könnte." "Haben wir auch."

Bei einem anderen Treffen: " Rathaus, hab ich auch geredet. Das ist ein Lobbyist, der zu Rot und Grün einen guten Zugang hat." Der angesprochene Welser Bürgermeister Andreas Rabl weist von sich, je von Gudenus diesbezüglich kontaktiert worden zu sein. Auch der Grazer Vizebürgermeister Mario Eustacchio dementiert da.

Gudenus sagt dazu, es sei logisch, "dass man Wohnbauprojekte in den Städten vorantreiben will, wo man diese Projekte dann auch medienwirksam verkaufen kann". Er sei als Wiener Vizebürgermeister nicht für Umwidmungen zuständig gewesen. Er weist auch darauf hin, beim Treffen mit H. Clearingprozesse bei der Bank angesprochen zu haben:"Das bedeutet, dass mir gerade keine illegale Geldwäscherei vorschwebte."

Überlegt wird, Gudenus’ Ehefrau zur Geschäftsführerin zu machen. Man könne eventuell aber noch einen Treuhänder zwischenschalten: eine Person, "die mal nicht so heißt wie wir", sagt Gudenus. Er spricht den Anwalt Markus Tschank an, der Positionen im blauen Vereinsnetz bekleidet hat. Tschank bestreitet, je mit Gudenus darüber gesprochen zu haben; auch Gudenus selbst verneint dann.

Bei einem dritten Treffen heißt es dann, Gudenus’ Frau solle "zwei Millionen für ein komplettes Jahr alles inklusive" bekommen, wenn sie die Geschäftsführung der Firmen übernehme. "Ja, ja, gut", antwortet Gudenus. Prinzipiell meint er, "dass ich kein Kenner dieser Branche bin, und es nicht seriös wäre, wenn ich sage, dass das auf die eine oder andere Weise funktioniert". Deshalb habe er darauf verwiesen, juristische Expertise von Anwälten einzuholen.

Grüße von Strache

Laut H. seien die Verträge nicht unterzeichnet worden, weil Tajana Gudenus Bedenken angemeldet hätte. Zu diesem Zeitpunkt, deutlich vor Ibiza, schmiedete Gudenus aber schon den nächsten Plan: Die Übernahme der Kronen Zeitung durch die falsche Oligarchennichte. Bei zwei Treffen im Mai 2017 in Wien wird lang und breit über die Eigentümerstruktur bei der Krone diskutiert. Gudenus meint, er habe dazu mit Heinz-Christian Strache gesprochen. Auch bei einem früheren Treffen hätte Strache auftauchen sollen, da war aber spontan eine Parlamentssitzung einberufen worden: "Aja, übrigens schöne Grüße, er kann heute nicht."

Die Ablöse von ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner durch Sebastian Kurz samt Neuwahlen stresst Gudenus allerdings; wobei die Ereignisse "eine Frage der Zeit" gewesen seien. "Ich hab ja oft mit ihm (Kurz, Anm.) gesprochen, ich kenn ihn ja, er hat unter vier Augen immer so abgetestet und Fragen gestellt."

Spekuliert wird von Gudenus auch über belastendes Material gegen Sebastian Kurz, das bei der SPÖ liegen soll. Dazu befragt, sagt Gudenus heute: "Es handelte sich damals um Gerüchte, die ich nicht weiter kommentieren möchte. Und ja, ich habe mit eigenen Augen ‚belastendes Material‘ über Kurz gesehen – nicht nur ich, sondern viele Österreicher –, damit meine ich vor allem das vergangene Jahr seiner Amtsführung." Dagegen sei Ibiza "ein Kindergeburtstag" gewesen. (Fabian Schmid, 9.2.2021)