Tanken war in den vergangenen Monaten Corona-bedingt günstig wie schon lange nicht. Mit steigenden Rohölpreisen werden sich auch die Treibstoffe verteuern.

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Das ganze Corona-Jahr 2020 hindurch war Tanken in Österreich mit Preisen um die Ein-Euro-Marke so günstig wie schon lange nicht. Damit scheint es vorerst vorbei zu sein. Auch wenn es jetzt an der Preisfront Bewegung gibt – von einer Trendwende wollen Experten noch nicht sprechen.

Zu Wochenbeginn sind die Rohölpreise deutlich gestiegen. Ein Fass (159 Liter ) der Nordseesorte Brent wurde Montagmittag um 60,13 Dollar (49,90 Euro) gehandelt, das waren 79 Cent mehr als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 70 Cent auf 57,55 Dollar. Als Grund nennen Analysten Erwartungen, dass die Nachfrage nach Rohöl und Ölprodukten nach monatelanger Agonie jetzt doch stärker anzieht.

Rückkehr zur Normalität

Sollte die Pandemie durch Impffortschritte zurückgedrängt werden, könnten Beschränkungen des öffentlichen Lebens aufgehoben werden und ein Stück Normalität einkehren. Das würde der Wirtschaft helfen und die Ölnachfrage steigen lassen. Das in den USA geplante Konjunkturpaket von 1900 Milliarden Dollar könnte die Nachfrage zusätzlich ankurbeln.

"Wir sind bei den Spritpreisen jetzt auf dem Niveau, wo wir vor dem ersten Lockdown im März 2020 waren", berichtet Nicola Junik vom ÖAMTC dem STANDARD. Ende 2019, als die ersten Covid-Fälle in China bekannt wurden, lagen die Zapfsäulenpreise noch um rund zehn Cent je Liter darüber. Mit steigenden Rohölpreisen sei zeitverzögert auch mit einer Verteuerung von Diesel und Benzin zu rechnen.

Nur noch Diesel ist vereinzelt unter einem Euro zu haben

Während es noch vereinzelt Diskonter in Österreich gibt, wo man Diesel immer noch um knapp einen Euro tanken kann, ist dies bei Super nirgendwo mehr der Fall, wie ein Blick auf die Spritpreisbörse des ÖAMTC am Montag zeigte.

Die Ersparnis aufgrund vergleichsweise niedriger Spritpreise fiel für Autofahrer in den vergangenen zwölf Monaten durchaus ins Gewicht. Dazu ein fiktives Beispiel.

Bei durchschnittlich zurückgelegten 15.000 Kilometern pro Jahr und einem gerundeten Verbrauch von fünf Litern je 100 Kilometer ergibt das einen Spritbedarf von 750 Litern im Jahr. Unterstellt man weiters einen konstanten Spritpreis von 1,30 Euro je Liter kurz vor Corona und einen Spritpreis von einem Euro während Corona, kommt man im ersten Fall auf Treibstoffkosten von 975 Euro und im zweiten Fall auf 750 Euro. Die Differenz beträgt 225 Euro. Je mehr gefahren wurde und je höher der Verbrauch war, desto größer war die Ersparnis.

Ölangebot derzeit künstlich verknappt

Wie weit die Rohölpreise noch steigen und die Spritpreise dann mitziehen, hängt nicht zuletzt von der Förderpolitik der Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) samt Anhang (Opec plus Russland und neun andere Staaten) ab. Derzeit ist das Ölangebot künstlich verknappt. Dafür sorgt vor allem Saudi-Arabien, das seine Produktion übergangsweise deutlich zurückgenommen hat. Bleibt noch das Fragezeichen Iran. Eine rasche Rückkehr des Opec-Schwergewichts scheint vom Tisch. Denn auch unter Präsident Joe Biden wollen die USA zunächst an den Sanktionen festhalten.

(Günther Strobl, 9.2.2021)