Bundesregierung mit Landesfürsten beim Coronamanagement: Es könnte manches besser laufen.

foto: apa/fohringer

Wien – Die Coronavirus-Krise geht bald in ihr zweites Jahr. Wirkliche Entwarnung ist nicht in Sicht, denn der Optimismus, der im Spätherbst von den in Rekordtempo zur Marktreife gebrachten Impfstoffen ausging, ist der Furcht gewichen, Mutationen des Erregers könnten zu weiteren massiven Infektionswellen führen.

In Österreich kämpft man derzeit gegen die offenbar besonders gefährliche Virusvariante B1.351, die in Tirol auf dem Vormarsch sein dürfte. Bund und Land stehen einander zornig gegenüber; angesagt wäre das Gegenteil, also Kooperation. Was braucht es sonst noch, um das Virus unter Kontrolle zu halten?

Entschlossen handeln

Wenn es nach einem Jahr Kampf gegen Corona eine Lehre gibt, so ist es die, dass rasch und entschlossen vorgegangen werden muss, um sich erfolgreich gegen massive Fallzahlerhöhungen zu stemmen. So ein Moment ist jetzt – mit den Virusmutanten als noch relativen Unbekannten, die im Land jedoch an Terrain gewinnen.

Ob das hintangehalten werden kann, entscheidet sich laut Experten binnen Tagen. Umso problematischer, ja gefährlich, erscheint der übers Wochenende ausgefochtene Streit über den Umgang mit der B1.351-Variante in Tirol. Um eine dritte Welle zu vermeiden, müssen Bundes- und Landesverantwortliche endlich handeln.

Gründlich sequenzieren

Vor allem dank der Eigeninitiative einiger Forscherinnen und Forscher steht Österreich beim Sequenzieren der Virusgenome mittlerweile im Staatenvergleich gar nicht schlecht da. Doch diese Aktivitäten müssen noch besser koordiniert werden, um zeitnäher Daten zu liefern. Zudem sollten diese Daten noch repräsentativer sein. Denn nur so weiß man, wo sich welche Varianten ausbreiten.

Abhilfe würde da auch ein Dashboard schaffen, wie es bereits zum Beispiel in Dänemark oder der Schweiz existiert. Das würde ermöglichen, die noch versteckte Infektionswelle in Österreich früher zu erkennen, um ihr rechtzeitig vorbeugen zu können..

Regional agieren

Das Virus und alle seine Mutationen treten in Clustern auf – bevor sie sich in weiten Bereichen der Bevölkerung verteilen und damit unkontrollierbar werden. Die Cluster sind meist lokal, was zu dem Umstand führt, dass die Infektionslage von Nachbarbezirk zu Nachbezirk und dort von Gemeinde zu Gemeinde sehr variieren kann.

Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, bieten sich daher regionale Maßnahmen an, wie sie die rasch zu Grabe getragene Corona-Ampel vorgesehen hat. Auch zeitlich begrenzte Gemeindequarantänen wären sinnvoll – derzeit vor allem in Tirol und an anderen Orten, an denen die gefährlichen Corona-Varianten auftreten.

Testen und tracen

Testen ist unabdingbar, um die Pandemie einzudämmen, predigt die Regierungsspitze seit fast einem Jahr. Und doch wird in Österreich derzeit nicht wesentlich mehr getestet als Mitte November. Die Eintrittstests könnten das ändern, wodurch das Contact-Tracing noch mehr an Bedeutung gewinnt. Je mehr getestet wird, desto mehr Fälle tauchen auf. Dann gilt es, rasch zu ermitteln, wer angesteckt wurde.

Nur: Schon jetzt stößt, so sagte Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien kürzlich, das Contact-Tracing an seine Grenzen. Das auszubauen ist – nicht nur im Tiroler Bezirk Schwaz, wo das nun passieren soll – essenziell.

App nutzbar machen

Die Stopp-Corona-App könnte eigentlich das Contact-Tracing entlasten. Schließlich informiert sie Nutzer einfach via Push-Benachrichtigung über den Kontakt mit einer infizierten Person. Das Problem: Kaum jemand verwendet sie. Zwar zählt das Rote Kreuz über eine Millionen Installationen, die tatsächliche Nutzungszahl dürfte aber weit darunter sein.

Ohne erneute Werbeoffensive droht die App nutzlos zu bleiben – denn um zu funktionieren, braucht sie viele User. Hilfreich könnte die Einbindung neuer Features sein – so gab es etwa in Deutschland Überlegungen, eine anonyme Gastroregistrierung via App anzubieten. (Muzayen Al-Youssef, Irene Brickner, Gabriele Scherndl, Klaus Taschwer, 8.2.2021)